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Kopflaus - Pediculus capitis

Kopflaus (Pediculus capitis)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Kopflaus (Pediculus capitis).

Wissenschaftlicher Artname der Kopflaus

Pediculus capitis DE GEER, 1778

Kopflaus - Erkennen

Die Körperlänge der männlichen Kopfläuse beträgt zwei bis drei Millimeter. Die Weibchen von Pediculus capitis werden mit 2,4 bis 4,3 Millimeter durchschnittlich etwas größer. Die aus der Literatur zu entnehmenden Größenangaben variieren deshalb so stark, da die Länge des Hinterleibs vom Ernährungszustand der einzelnen Kopflaus abhängt. In der Klasse Insecta wird die Kopflaus zur Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera) gerechnet. Innerhalb der Phthiraptera gehört Pediculus capitis zur Unterordnung Anoplura (Echte Läuse). Generell besitzen Tierläuse eine farblose, graue oder gelb- bis schwarzbraune, sehr druckfeste Haut. Sie machen die komplette Entwicklung vom Ei bis zum adulten Insekt im Haar- bzw. Federkleid von Säugetieren oder Vögeln durch. Die Eier werden an den Haaren oder Federn abgelegt und mit einem speziellen Sekret befestigt. Die Larve, die bereits weitgehend wie das adulte Insekt aussieht, sprengt beim Schlüpfen den mit Mikropylen versehenen Eideckel ab. Tierläuse leben entweder von den Ausscheidungen der Hautdrüsen, von Hautschuppen, Federn oder aber vom Blut ihrer Wirte. Vor allem auf kranken und schwachen Wirtsorganismen neigen sie zu Massenvermehrungen und können den Wirt massiv beeinträchtigen. Blutsaugende Arten wie zum Beispiel die Kopflaus oder die nah verwandte Kleiderlaus (Pediculus humanus), die auch Körperlaus genannt wird, können eine Reihe von Infektionskrankheiten übertragen. Etliche Phthiraptera haben sich derart an ihre Wirte angepasst, dass sie nur auf ganz bestimmten Wirtstierarten vorkommen.

Die dorsoventral abgeflachten Echten Läuse, zu denen auch die Kopflaus gehört, unterscheiden sich von den übrigen Tierläusen dadurch, dass ihre Mundwerkzeuge zu einem Stech- und Saugapparat umgebildet sind. Außer zur Nahrungsaufnahme sind die Mundwerkzeuge in der Kopfkapsel verborgen. Der kleine und nach vorne zugespitzte Kopf der Kopflaus ist stets schmäler als der Thorax an seiner breitesten Stelle. Die Beine, die dem Festklammern an den Haaren des Wirtstieres dienen, sind groß und kräftig. Am eingliedrigen Tarsus sitzt eine eingliedrige Kralle, die zusammen mit dem Tarsus und einem Zapfen der Tibia eine Greifzange bildet. Die Größe dieser Greifzange entspricht exakt dem Querschnitt der Haare, an dem Pediculus capitis lebt.

Jahrzehntelang wurden Kopflaus und Kleiderlaus lediglich als biologische Rassen oder Unterarten einer Art (Pediculus humanus capitis oder Pediculus humanus humanus) aufgefasst. Als sicherstes Artunterscheidungsmerkmal gilt die Länge der Tibia des mittleren Beinpaares. Bei männlichen Kopfläusen beträgt diese durchschnittlich 0,291 Millimeter. Bei den Weibchen der Kopflaus wird hier ein Wert von 0,296 Millimeter genannt. Die vergleichbaren Größenangaben betragen bei der Kleiderlaus (Pediculus humanus) 0,421 Millimeter (Männchen) bzw. 0,425 Millimeter (Weibchen). Molekulargenetische Untersuchungen zeigen, dass sich die Kleiderlaus vor 70.000 bis 30.000 Jahren von der Kopflaus differenziert hat. In diesem Zeitraum hat der Homo sapiens sein Fell verloren.


 

Abb. 1: Die kräftigen Extremitäten ermöglichen es der Kopflaus (Pediculus capitis), sich im Haar ihres Wirtsorganismus festzuhalten

Abb. 1: Die kräftigen Extremitäten ermöglichen es der Kopflaus (Pediculus capitis), sich im Haar ihres Wirtsorganismus festzuhalten

Abb. 2: Ventralansicht der Kopflaus (Pediculus capitis)

Abb. 2: Ventralansicht der Kopflaus (Pediculus capitis)

Abb. 3: Die Kopflaus (Pediculus capitis) ist ein weltweit verbreiteter Hygieneschädling

Abb. 3: Die Kopflaus (Pediculus capitis) ist ein weltweit verbreiteter Hygieneschädling

Abb. 4: Die Kopflaus (Pediculus capitis) tritt regelmäßig in Schulen, Kita`s und Kindergärten auf

Abb. 4: Die Kopflaus (Pediculus capitis) tritt regelmäßig in Schulen, Kita`s und Kindergärten auf

Abb. 5: Die Kleiderlaus (Pediculus humanus) ist nah mit der Kopflaus (Pediculus capitis) verwandt

Abb. 5: Die Kleiderlaus (Pediculus humanus) ist nah mit der Kopflaus (Pediculus capitis) verwandt

Kopflaus - Vorkommen und Lebensweise

Kopfläuse sind weltweit verbreitete Hygieneschädlinge des Menschen. Pediculus capitis lebt besonders am Hinterkopf auf der Kopfhaut und den Kopfhaaren. Nur bei starkem Befall kann die Kopflaus auch an den Körperhaaren vorkommen. Im Lauf ihres einmonatigen Lebens legen die Weibchen von Pediculus capitis täglich bis zu zehn Eier ab. Die Gesamtzahl der abgelegten Eier beträgt ca. 200. Diese Eier kleben sie mit einer wasserunlöslichen Substanz in unmittelbarer Nähe der Kopfhaut an die Haare und umschließen sie mit einem Chitingehäuse, der sog. Nisse. Die frisch abgelegten Eier erscheinen dunkel und sind schwer zu erkennen. Die leeren Eihüllen oder Nissen der Kopflaus, sind dagegen stark lichtbrechend und gut zu sehen. Sie sind daher Ziel der meisten Versuche, die "Eier" mit einem Nissenkamm zu beseitigen. Wenn man Nissen zum Beispiel sechs Zentimeter vom Haarboden entfernt am Haar findet, heißt dies, dass die Eier vor einem halben Jahr abgelegt wurden, denn das Haar wächst durchschnittlich einen Zentimeter pro Monat.

Am Haaransatz herrschen mit 28 bis 32°C ideale Temperaturen für die Entwicklung der Embryos. Aus den Eiern schlüpfen nach sieben bis zehn Tagen junge Kopfläuse, die auch Larven oder Nymphen genannt werden. Die Nymphen der Kopflaus können den Kopf des Wirtes wegen ihrer unvollständig ausgebildeten Klammerbeine noch nicht verlassen. Nach mehreren Häutungen erreichen die Nymphen innerhalb von acht bis neun Tagen die Geschlechtsreife. Zwei bis drei Tage nach der Paarung beginnen die Weibchen von Pediculus capitis mit der Eiablage. Der gesamte Entwicklungszyklus der Kopflaus dauert 14 bis 28 Tage. Adulte Kopfläuse sind besonders mobil. Einzelne Individuen können sich am selben Tag auf mehreren Köpfen aufhalten.

 

Kopflaus - Schadwirkung

Die Kopflaus gilt als Hygieneschädling. Ein Befall mit der Kopflaus wird als Pediculosis bezeichnet. Zum einen kann Pediculus capitis Allergien auslösen, zum anderen werden beim Blutsaugen bakterielle Erreger übertragen. Die Immunreaktion des Menschen richtet sich gegen Speichelenzyme der Kopflaus, die beim Blutsaugen in das Blut abgegeben werden, und zu Rötungen und Juckreiz führen. Kratzexkoriationen können bakteriell superinfiziert werden. Darüber hinaus können Kopflaus und Kleiderlaus (Pediculus humanus) die Erreger von Europäischem Rückfallfieber (Borrelia recurrentis), klassischem Fleckfieber (Rickettsia prowazekii) und wolhynischem Fieber (Rochalimaea quintana) übertragen. Die beim Blutsaugen aufgenommene Blutmenge ist relativ gering. Die Männchen der Kopflaus nehmen pro Mahlzeit durchschnittlich 0,0000657 ml Blut auf. Die Nymphen von Pediculus capitis saugen im Durchschnitt 0,0000387 ml Blut und die Weibchen der Kopflaus nehmen eine Blutmenge von 0,0001579 ml auf. Diese Blutverluste sind aus medizinischer Sicht nicht schädlich. Lediglich bei einem starken Befall mit der Kopflaus kann bei Kindern eventuell Eisenmangel auftreten (Speare, 2006).

Kopflaus - Bekämpfung

Eine Behandlung auf individueller Basis ist zwar effektiv für den einzelnen Menschen, allerdings trägt sie nur wenig zur Reduktion der Kopfläuse in einer Gemeinschaft, wie zum Beispiel in Schulen oder Kindergärten, bei. Gerade der rasche Übergang von Kopf zu Kopf, wie er besonders zwischen spielenden Kindern leicht möglich ist, wird häufig unterschätzt. Stattdessen wird in der Literatur häufig angegeben, dass die Kopflaus durch Mützen oder Kopfkissen übertragen werden kann. Die meisten Autoren sind dagegen der Auffassung, dass dies nur in Ausnahmefällen geschehen könnte und dass es sich bei den so übertragenen Tieren um senile, kranke oder verletzte Individuen handelt. Als obligater Parasit, der auf eine tägliche Blutaufnahme angewiesen ist, würde die Kopflaus den Wirt niemals freiwillig verlassen. Nach 21,3 ± 12,1 Stunden ohne Nahrungsaufnahme verlieren Kopfläuse ihre Mobilität. Ihr Überleben hängt von der Dehydrierungsrate ab. Nur durch vier- bis sechsmal tägliches Blutsaugen wird ihr Flüssigkeitsbedarf gedeckt. Kämmen kann zur Reduzierung der Läusepopulation beitragen, da Kopfläuse durch den Kamm verletzt werden können und dann an den Verletzungen zugrunde gehen. Haarwaschen dagegen hilft überhaupt nicht, einen Befall mit der Kopflaus zu beseitigen. Um Kopfläuse effektiv bekämpfen zu können, müssen insektizidhaltige Medikamente eingesetzt werden. Zur Zeit sind Medikamente mit dem aus Chrysanthemen hergestellten natürlichen Wirkstoff Pyrethrum, sowie den synthetischen Pyrethroiden Permethrin und Allethrin auf dem Markt.