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Wadenstecher - Stomoxys calcitrans

Wadenstecher (Stomoxys calcitrans)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Stomoxys calcitrans (Wadenstecher).

Wissenschaftlicher Artname des Wadenstechers

Stomoxys calcitrans (LINNAEUS, 1758)

Wadenstecher - Erkennen

Stomoxys calcitrans gehört innerhalb der Ordnung der Zweiflügler (Diptera) der Familie Muscidae an. Die sechs bis sieben Millimeter großen Wadenstecher besitzen einen nach vorne gerichteten Stechrüssel und sehr kurze Kieferntaster. Der mittlere Körperabschnitt, der sog. Thorax ist hellgrau gefärbt und trägt vier dunkle Längsstreifen, von denen die beiden äußeren durch die Segmentgrenze durchbrochen sind. Der hintere Körperabschnitt von Stomoxys calcitrans, das sog. Abdomen ist grau, auf dem zweiten und dritten Segment finden sich drei runde, dunkle Flecken. Die Flügel werden in Ruhe etwas abgespreizt über dem Abdomen getragen. Die gelblichen Eier sind etwa einen Millimeter lang. Sie sind leicht gekrümmt und weisen eine Längsrinne auf. Die apoden – also beinlosen – Larven der Wadenstecher erreichen kurz vor der Verpuppung eine Länge von zehn bis zwölf Millimetern. Die Metamorphose von Stomoxys calcitrans findet in einem braunen, ovalen Tönnchen statt.

Abb. 1: Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) weist auf dem hellgrau gefärbten Thorax vier dunkle Längsstreifen auf

Abb. 1: Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) weist auf dem hellgrau gefärbten Thorax vier dunkle Längsstreifen auf

Abb. 2: Mit dem nach vorne gerichteten Stechrüssel saugen Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) bei Mensch und Vieh Blut

Abb. 2: Mit dem nach vorne gerichteten Stechrüssel saugen Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) bei Mensch und Vieh Blut

Abb. 3: Der Stallfliege oder Augenfliege (Musca autumnalis) tritt wie der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) in Rinder- und Pferdeställen auf

Abb. 3: Der Stallfliege oder Augenfliege (Musca autumnalis) tritt wie der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) in Rinder- und Pferdeställen auf

Wadenstecher - Vorkommen und Lebensweise

Der Wadenstecher ist eine weltweit verbreitete Fliegenart. Die Imagines von Stomoxys calcitrans fliegen von Juni bis Oktober. Die Wärme liebende Art kommt vor allem in Stallungen, besonders in Rinderställen, vor. Der Wadenstecher kann über eine Entfernung von meist 400 bis 800 Meter - höchstens aber bis zu zwei Kilometer - gezielt Pferdeställe, Rinderställe oder Weidevieh anfliegen (Hoffmann & Herrmann, 2002). In der warmen Jahreszeit hält sich der Wadenstecher häufig im Freien auf und dringt vor allem im Herbst oft auch in menschliche Wohnungen ein. Alle zwei bis drei Tage saugen sowohl die Männchen, als auch die Weibchen von Stomoxys calcitrans Blut vom Menschen und Haustieren wie Pferden, Rindern und Hunden. Die Saugdauer beträgt acht bis neun Minuten. Der Stich ist recht schmerzhaft. Wadenstecher sind ausschließlich tagaktiv. Etwa nach dem dritten oder vierten Saugakt, also etwa nach einer Woche, legen die Weibchen von Stomoxys calcitrans an Rinder- oder Pferdekot 600 bis 800 Eier in Gelegegrößen von 60 bis 270 Stück ab. Die Wadenstecher-Larven entwickeln sich demzufolge vor allem in Pferdemist und Kuhdung. Die Überwinterung erfolgt hauptsächlich im Puppenstadium. Allerdings können auch die adulten Wadenstecher überwintern, falls die Temperatur über 9°C liegt. Die Dauer des Entwicklungszyklus ist stark temperaturabhängig und beträgt bei 19°C etwa vier Wochen, bei 33°C dagegen nur zehn Tage. Das Temperaturoptimum für die Larvalentwicklung liegt zwischen 22°C und 28°C. Die Lebensdauer der Imagines wird unter natürlichen Bedingungen mit 14 bis 70 Tagen angegeben. Im Rahmen einer Laborstudie wurde der Einfluss von fünf verschiedenen, konstanten Temperaturen zwischen 15°C und 35°C auf Lebenserwartung und Fruchtbarkeit adulter Stomoxys calcitrans untersucht. Hierbei zeigte die Gruppe, die bei einer konstanten Temperatur von 20°C gehalten wurde, die längste Lebenserwartung. Bei 35°C starben sämtliche Wadenstecher innerhalb von nur drei Tagen ab.

Wadenstecher - Schadwirkung

Der Wadenstecher ist nicht nur ein Lästling, sondern auch ein Gesundheitsschädling und Hygieneschädling, da er beim Blutsaugen Krankheitserreger wie Escherichia coli, Salmonellen, Listerien und Borrelien übertragen kann. Hamilton et al. (2003) konnten das humanpathogene Bakterium Enterobacter sakazakii aus dem Darm von Wadenstecherlarven isolieren. In Brasilien kommt Stomoxys calcitrans eine wichtige Bedeutung bei der Verbreitung von verschiedenen Rinder-Krankheiten zu. Das Blutsaugen von Stomoxys calcitrans kann bei Rindern zu einer Verringerung der Milchleistung, sowie zu geringerem Fleisch- und Fettansatz führen, da die Tiere durch die Belästigung ständig unruhig und nervös sind. Bei Massenbefall werden den Wirten zudem erhebliche Blutmengen entzogen. So werden die täglichen Nahrungsmengen für weibliche Wadenstecher mit 16,5 mg Blut bzw. 9,5 mg für die Männchen angegeben.

Wadenstecher - Bekämpfung

In Viezuchtbetrieben kann der Wadenstecher durch Freilassung von Nützlingen bekämpft werden. Die beiden parasitischen Schlupfwespen Nasonia vitripennis und Muscidifurax zaraptor parasitieren die Puppen von Stomoxys calcitrans. Die frei fliegenden adulten Wadenstecher lassen sich im Stall sehr wirkungsvoll durch Leimfallen bekämpfen, die an der Decke angebracht werden. Die Bekämpfung der Larven des Wadenstechers erfolgt mit speziellen Larviziden, die auf alle möglichen Brutsubstrate aufgebracht werden müssen. Fliegengitter an Fenstern und Türen verhindern, dass lästige Fliegenarten wie Wadenstecher (Stomoxys calcitrans), Große Stubenfliege (Musca domestica), Schmeißfliege (Calliphora vicina) oder Goldfliege (Lucilia sericata) in Wohnungen eindringen. In der Wohnung lassen sich Wadenstecher mit UV-Lichtfallen, Fliegenfallen, Insektensprays und Fliegenstrips bekämpfen. Besonders UV-Lichtfallen garantieren bei sachgemäßer Anwendung einen umwelt- und anwenderfreundlichen Insektenschutz. Um Haustiere vor den Stichen von Stomoxys calcitrans zu schützen, eignen sich Medikamente gegen Ektoparasiten, die Pyrethroide wie Permethrin und Cypermethrin enthalten. Für den Hund steht das Permethrinhaltige Medikament "Ex-spot" von der Firma Essex zur Verfügung. Damit kann man die Ohrspitzen mit ein bis zwei Tropfen beträufeln, muss dies aber bei Bedarf im etwa siebentägigen Abstand wiederholen. Wirksam gegen Wadenstecher ist ebenfalls "Wellcare Emulsion für Pferde", auch auf der Basis von Permethrin, welche auf die Ohrspitzen oder die Ohrfalte gestrichen wird, aber ebenso wie "Exspot" etwa alle sieben Tage neu aufgebracht werden muss.