Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Ptilinus pectinicornis (Gekämmter Nagekäfer)
Wissenschaftlicher Artname des Gekämmten Nagekäfers: Ptilinus pectinicornis (Linnaeus, 1758)
Der Gekämmte Nagekäfer gehört, wie auch der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum), in die Familie der Nagekäfer (Anobiidae). Ptilinus pectinicornis wird drei bis fünf Millimeter lang und besitzt einen lang gestreckten, zylinderförmigen Körperbau (Weidner & Sellenschlo, 2003). Ganz charakteristisch für diese Nagekäferart sind die geweihartig ausgebildeten Fühler der Männchen (siehe Abbildungen 1 bis 3). Die Weibchen des Gekämmten Nagekäfers haben demgegenüber gesägte Fühler (siehe Abbildungen 5 und 6). Die Färbung der Käfer variiert zwischen rotbraun bis schwarzbraun. Typischerweise sind die Flügeldecken (Elytren) deutlich heller gefärbt als Kopf und Halsschild. Wie bei allen Nagekäfern (Anobiiden) ist der Kopf unter dem kapuzenartig geformten Halsschild verborgen. Die Fühler sind sowohl bei den Männchen, als auch bei den Weibchen des Gekämmten Nagekäfers rötlich-braun gefärbt. Die Ausfluglöcher der Käfer sind kreisrund und haben einen Durchmesser von einem bis 1,5 Millimeter (Grosser, 1985). Die Larven können kurz vor der Verpuppung eine Körperlänge von maximal sieben Millimetern erreichen.
Abbildung 1: Die Flügeldecken sind beim Gekämmten Nagekäfer (Ptilinus pectinicornis) meist deutlich heller als der Halsschild
Abbildung 2: Der Kopf des Gekämmten Nagekäfers (Ptilinus pectinicornis) ist unter dem kapuzenförmigen Halsschild verborgen
Abbildung 3: Die Männchen des Gekämmten Nagekäfers (Ptilinus pectinicornis) besitzen auffallend große, geweihförmige Antennen
Der Gekämmte Nagekäfer ist in Europa weit verbreitet und scheint lediglich in den nördlichen Regionen von Skandinavien zu fehlen (Cymorek, 1982). Darüber hinaus kommt diese holzbewohnende Käferart auch in Kleinasien und Sibirien vor. In verbautem Holz tritt Ptilinus pectinicornis wesentlich seltener auf als der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum). Die Flugzeit der Käfer liegt zwischen Ende Mai und Anfang Juli. Laut Kemner (1915) schlüpfen die Käfer in den Monaten Mai bis Juni. Beobachtungen aus den vergangenen Jahren weisen aber darauf hin, dass die Käfer ihre Puppenwiegen durchaus auch schon im April verlassen können. Allgemein schlüpfen die Männchen des Gekämmten Nagekäfers ein paar Tage früher als die Weibchen. Um Männchen anzulocken geben die Weibchen ein sog. Sexualpheromon, also einen artspezifischen Lockstoff, ab. Die Eier werden von den Weibchen entweder in alte Fraßgänge oder aber in die Puppenwiegen des Gewöhnlichen Nagekäfers (Anobium punctatum) abgelegt (Cymorek, 1964). Nachdem sie die Eier abgelegt haben, bleiben die Weibchen im Brutgang und verschließen diesen nach außen mit ihrem Körper. Auf diese Weise schützen die Weibchen von Ptilinus pectinicornis über ihren Tod hinaus Eier bzw. frisch geschlüpfte Larven vor eindringenden Prädatoren wie zum Beispiel räuberischen Insekten (Cymorek, 1962). Die Entwicklung des Gekämmten Nagekäfers verläuft über drei Larvenstadien. Das dritte Larvenstadium fällt durch eine engerlingsförmige Gestalt auf. Die Fraßgänge der Larven verlaufen überwiegend in Faserrichtung des Holzes. Lediglich die sog. Wechselgänge verlaufen quer zur Faserrichtung. Charakteristisch für einen Befall mit dem Gekämmten Nagekäfer ist, dass die Fraßgänge der Larven extrem fest mit feinem Bohrmehl verstopft sind. Wird befallenes Holz gespalten, so bleiben solche Ansammlungen von Bohrmehl in der Regel am Stück erhalten. Die Entwicklungszeit von der Eiablage bis zum Ausschlüpfen der Käfer kann zwischen einem und mehreren Jahren betragen und hängt unter anderem vom Klima (unter anderem Temperatur und Feuchtigkeit), sowie von Alter, Dichte und Nährwert des befallenen Holzes ab. Laut Cymorek (1970) kommt der Gekämmte Nagekäfer ausschließlich in Laubholz vor.
Der Gekämmte Nagekäfer ist ein Holzschädling, der vor allem feinporiges Laubholz befällt. Besonders häufig findet man die Larven im Holz von Buche, Hainbuche, Esche, Stieleiche, Traubeneiche, Ahorn, Kirsche, Ulme, Pappel, Erle und Weide. Befallen werden gefällte Bäume, lagerndes und verbautes Holz aber auch Möbel. Auch in Brennholz wird Ptilinus pectinicornis immer wieder nachgewiesen. Laut Cymorek (1962, 1983) werden an verbautem Holz vor allem Rotbuche (Fagus sylvatica), Ahorn (Acer sp.) und Hainbuche (Carpinus betulus) befallen. Da der Gekämmte Nagekäfer sehr ortstreu ist und regelmäßig alte Fraßgänge wieder mit Eiern belegt werden, kann es vor allem in Holzlagern zu einem Massenauftreten dieser Nagekäferart kommen. Begünstigt wird der Befall durch gleichmäßige Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen.
Tritt der Gekämmte Nagekäfer an verbautem Holz auf, so sollte eine Fachfirma konsultiert werden, die sich auf den Bereich Holzschutz bzw. Bautenschutz spezialisiert hat. Grundsätzlich sollte zunächst das Befallsausmaß ermittelt werden, bevor Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden. Grundsätzlich können die im Holz lebenden Larven des Gekämmten Nagekäfers entweder durch eine Heißluftbehandlung oder durch Kontaktinsektizide abgetötet werden. Bei einer Heißluftbehandlung wird Holz für wenigstens eine Stunde auf Temperaturen von mindestens 55°C erhitzt, so dass alle im Holz lebenden Stadien des Gekämmten Nagekäfers abgetötet werden.
Abbildung 4: Die Weibchen des Gekämmten Nagekäfers (Ptilinus pectinicornis) besitzen gesägte Antennen
Abbildung 5: Weibchen des Gekämmten Nagekäfers (Ptilinus pectinicornis) - Ventralansicht
Abbildung 6: Der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) ist wie der Gekämmte Nagekäfer (Ptilinus pectinicornis) ein Holzschädling