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Schaben bzw. Kakerlaken - Blattodea

Schaben bzw. Kakerlaken (Blattodea)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Schaben bzw. Kakerlaken (Blattodea).

Wissenschaftliche Bezeichnung: Blattodea


Die überwiegende Zahl der Schabenarten lebt völlig unabhängig vom Menschen. Lediglich ein Prozent der bekannten Spezies aus der Ordnung Blattodea gelten als Schädlinge. In Deutschland sind dies hauptsächlich die Deutsche Schabe (Blattella germanica), die Orientalische Schabe (Blatta orientalis), die Amerikanische Schabe (Periplaneta americana) und die Braunbandschabe (Supella longipalpa). Nur gelegentlich tritt bei uns auch die Australische Schabe (Periplaneta australasiae) auf.

Schaben - Erkennen

Schaben, oft auch als Kakerlaken bezeichnet, sind recht urtümliche Insekten, deren Grundbauplan sich seit mehr als 350 Millionen Jahren kaum noch verändert hat. Der Körper der Schaben ist auffällig flach. Dies ermöglicht es den Tieren, enge Ritzen und Spalten aufzusuchen. Mit Hilfe der kräftigen Beine sind Schaben zu schnellem Laufen befähigt. Dagegen können viele Schabenarten nicht fliegen, teilweise sind die Flügel reduziert. Schaben besitzen zwei auffällig lange Fühler, sowie zwei charakteristische Hinterleibsanhänge, die sog. Cerci. Nur die Männchen tragen zwei weitere Hinterleibsanhänge, die zwischen den Cerci sitzen und als Styli bezeichnet werden. Schaben machen eine sog. hemimetabole Entwicklung durch. Im Gegensatz zu Käfern oder Schmetterlingen fehlt bei Schaben und anderen hemimetabolen Insekten ein Puppenstadium. Dies bedeutet, dass die Schabenlarven ihren bereits voll entwickelten Artgenossen schon recht ähnlich sehen (s. Abb. 1).

Abb. 1: Schabenlarven (hier: Blatta orientalis) sehen den voll entwickelten Schaben bzw. Kakerlaken schon recht ähnlich

Abb. 1: Schabenlarven (hier: Blatta orientalis) sehen den voll entwickelten Schaben bzw. Kakerlaken schon recht ähnlich

Abb. 2: Die Eier werden bei Schaben bzw. Kakerlaken (hier: Blatta orientalis) in einer chitinigen Eikapsel (Oothek) abgelegt

Abb. 2: Die Eier werden bei Schaben bzw. Kakerlaken (hier: Blatta orientalis) in einer chitinigen Eikapsel (Oothek) abgelegt

Abb. 3: Kakerlaken wie die Deutsche Schabe (Blattella germanica) sind weltweit verbreitet

Abb. 3: Kakerlaken wie die Deutsche Schabe (Blattella germanica) sind weltweit verbreitet

Schaben - Vorkommen und Lebensweise

Weltweit sind mittlerweile ca. 3.500 Schabenarten wissenschaftlich beschrieben worden, wobei die Verbreitung dieser Insektenordnung hauptsächlich auf tropische und subtropische Gebiete beschränkt ist. Schaben sind nachtaktive Tiere, die ihre Aktivität entweder in der Dämmerung beginnen (Freiland) oder aber mit Ausschalten des Lichts aktiv werden (im Haus). Tagsüber suchen die Kakerlaken enge Spalten auf, wo sich häufig eine große Anzahl von Tieren einfindet. Das gemeinschaftliche Aufsuchen von Verstecken wird durch ein sog. Aggregationspheromon hervorgerufen, das mit dem Kot ausgeschieden wird. Die Vorzugstemperatur der vier in Deutschland vorkommenden schädlichen Schabenarten liegt zwischen 25 und 30°C. Es werden feuchte und warme Räume wie Großküchen, Bäckereien, Kantinen, Krankenhäuser, Schwimmbäder und Gewächshäuser bevorzugt. Charakteristisch für Schaben ist die Ausbildung einer chitinigen Eikapsel (Oothek), die je nach Art bis zu 40 Eier enthalten kann (s. Abb. 2). In dieser Kapsel sind die Eier vor Umwelteinflüssen relativ gut geschützt. So können die Ootheken der Deutschen Schabe Temperaturen von bis zu - 22°C problemlos ertragen. Auch die üblicherweise verwendeten Insektizide können die Eier nicht schädigen, so dass Tage oder Wochen nach einer Behandlung voll lebensfähige Larven ausschlüpfen können. Bezüglich der Ernährung sind Schaben nicht wählerisch, da sie alle möglichen tierischen und pflanzlichen Produkte, sowie Küchenabfälle und Essensreste verzehren.

Schaben - Schadwirkung

Laut § 2 des Infektionsschutzgesetzes gilt ein Tier, durch das Krankheitserreger auf Menschen übertragen werden können, als Gesundheitsschädling. In Deutschland werden Schaben oder Kakerlaken aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihres häufigen Vorkommens allgemein als die wichtigsten Gesundheitsschädlinge angesehen. Aufgrund ihrer Lebensweise können sie human- und veterinärmedizinisch bedeutsame Krankheitskeime verbreiten. Dokumentiert wurden unter anderem die Übertragung von Tuberkulose, Ruhr, Typhus, Cholera, Kinderlähmung und Hepatitis B durch Schaben. Hinzu kommt die Verbreitung von Schimmelpilzsporen. Es ließ sich experimentell feststellen, dass Krankheitskeime bis zu 72 Stunden am Körper der Kakerlaken haften bleiben können. Zudem scheiden Schaben zuvor aufgenommene Krankheitserreger über den Verdauungstrakt aus. Eine bedeutende Rolle spielen Schaben auch als Verursacher von Allergien. So kommen Schabenallergene als Verursacher von Hausstauballergie in Betracht. Schaben gelten allerdings nicht nur als Gesundheitsschädlinge und Hygieneschädlinge, sondern werden auch als Materialschädlinge angesehen. Insbesondere technische Anlagen sind hier betroffen, da Schaben gerne in elektronische Geräte eindringen und auf diese Weise Fehlfunktionen auslösen können.

Schaben - Bekämpfung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Schaben zu bekämpfen. Mit Lockstoffen versehene Klebefallen dienen neben der direkten Bekämpfung in erster Linie dazu, das Ausmaß des Befalls abzuschätzen. Zur eigentlichen Bekämpfung sollten Kontaktinsektizide und Fraßköder verwendet werden, wobei diese beiden Methoden auch kombiniert werden können. Kontaktinsektizide sollten vor allem in die Schlupfwinkel der Schaben wie zum Beispiel hinter Elektroherde gesprüht werden. Die wichtigsten Wirkstoffgruppen der Kontaktinsektizide sind Pyrethroide, Carbamate und organische Phosphorsäureester. Die meisten Fraßköder werden mittlerweile in Gelform angeboten. Der Vorteil dieser Ködergele ist, dass kleinste Mengen der Substanz überall dort ausgebracht werden können, wo sich die Schaben bevorzugt aufhalten. Die Wirkung der Ködergele ist lang andauernd und die Gefahren für Menschen und Haustiere sind bei sachgerechter Anwendung sehr gering. Viele Fraßköder wirken nicht nur gegen Kakerlaken, sondern ebenso gegen Kellerasseln (Porcellio scaber) und Silberfischchen (Lepisma saccharina). Zur Bekämpfung von Kakerlaken werden Fraßköder verwendet, die unter anderem die Wirkstoffe Fipronil oder Imidacloprid enthalten.