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Speichermotte - Ephestia elutella

Speichermotte (Ephestia elutella)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Speichermotte (Ephestia elutella).

Wissenschaftlicher Artname der Speichermotte

Ephestia elutella (HÜBNER, 1796)

Speichermotte - Erkennen

Die Speichermotte gehört innerhalb der Ordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera) zur Familie der Zünsler (Pyralidae). Die Falter von Ephestia elutella sehen recht unscheinbar aus und erreichen eine Körperlänge von ca. zehn Millimeter. Die Flügelspannweite der Speichermotte beträgt rund 15 Millimeter. Die schwach glänzenden Vorderflügel sind braun- oder blaugrau gefärbt und weisen fünf helle, dunkel gesäumte und leicht gezackte Querbinden auf. Die Färbung der Hinterflügel von Ephestia elutella reicht von hellgrau über silbern bis golden. Seiten und Hinterrand der Hinterflügel weisen einen Fransensaum auf. Die ovalen, gelblichweißen Eier der Speichermotte sind 0,5 bis 0,6 × 0,25 bis 0,34 Millimeter groß und besitzen eine skulpturierte Oberfläche. Kurz vor der Verpuppung erreichen die Larven der Speichermotte eine Länge von 15 Millimeter. Ihre Färbung hängt von dem aufgenommenen Futter ab und kann daher weiß, gelblich, rosafarben oder auch bräunlich sein. Kopf und Nackenschild der Larve sind braun. Auch auf der Körperoberfläche finden sich bräunliche Flecke, in deren Zentrum meist eine Gruppe von Borsten steht. Die Puppe der Speichermotte ist bräunlich gefärbt.

Abbildung 1: Die Larve der Speichermotte (Ephestia elutella) wird bis zu 15 mm lang

Abbildung 1: Die Larve der Speichermotte (Ephestia elutella) wird bis zu 15 mm lang

Abbildung 2: Die Speichermotte (Ephestia elutella) befällt eine ganze Reihe von Lebensmitteln

Abbildung 2: Die Speichermotte (Ephestia elutella) befällt eine ganze Reihe von Lebensmitteln

Abbildung 3: Die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) ist nah mit der Speichermotte (Ephestia elutella) verwandt

Abbildung 3: Die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) ist nah mit der Speichermotte (Ephestia elutella) verwandt

Abbildung 4: Die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) ist wie die Speichermotte (Ephestia elutella) ein Vorratsschädling

Abbildung 4: Die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) ist wie die Speichermotte (Ephestia elutella) ein Vorratsschädling

Speichermotte - Vorkommen und Lebensweise

Ursprünglich stammt die Speichermotte vermutlich aus Mitteleuropa. Von hier aus gelangte sie mit Lebensmitteln zunächst in den Mittelmeerraum und später nach Nordamerika. Mittlerweile kommt die Speichermotte fast weltweit vor. Wie die Untersuchungen von Wohlgemuth et al. (1987) belegen, kommt die Speichermotte in Deutschland auch im Freiland vor. Die Eier werden in kleinen Gruppen von vier bis fünf Eiern in der Nähe des Brutsubstrats abgelegt. Im Laufe ihres Lebens produzieren die Weibchen von Ephestia elutella so bis zu 300 Eier. In Getreidesilos werden die Eier auf der Oberfläche des Getreides abgelegt und können dann bis zu fünf Zentimeter in das Getreide hinein rieseln. In Mitteleuropa entstehen pro Jahr zwei Generationen. Die im Herbst ausgewachsenen Larven von Ephestia elutella überwintern als Diapauselarven. Im darauf folgenden Frühjahr begeben sie sich als sog. Wanderlarven (fünftes Larvalstadium) auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Verpuppung. Sie verpuppen sich schließlich außerhalb des Brutsubstrats in einem dicht gesponnenen, weißen Kokon an einem geschützten Platz. Die Falter der ersten Generation fliegen von Mitte Juni bis Ende Juli. Die zweite Faltergeneration ist von Anfang August bis in den November hinein aktiv. Die erste Faltergeneration der Speichermotte weist eine Lebensdauer von acht bis 13 Tagen auf. Die Falter der zweiten Generation leben, bedingt durch die kühleren Temperaturen, mit 15 bis 37 Tagen etwas länger. Unter optimalen Bedingungen (25°C, 70 % relative Luftfeuchtigkeit) dauert die Entwicklung vom Ei bis zum Falter an Weizen 42 bis 80 Tage, an Sojamehl 70, an Erdnüssen und Erbsen 82 und an Kakaobohnen zwischen 75 und 95 Tage. Sinken die Temperaturen auf Werte zwischen 15 und 20°C, gehen die Larven von Ephestia elutella in Diapause. Unter diesen Bedingungen verlängert sich die gesamte Entwicklungszeit auf 250 bis 380 Tage. Während des Diapausestadiums können die Larven der Speichermotte auch sehr niedrige Temperaturen von -20 bis -25°C wochenlang überleben. Auch die frisch geschlüpften Larven von Ephestia elutella können niedrige Temperaturen sehr gut tolerieren. Im Laborversuch starben bei einer Temperatur von 2°C manche Larven erst nach 14 Tagen. Bei 6°C vergingen mehr als 35 Tage bis die Raupen abstarben. Bei Temperaturen von 8°C und 10°C war die Mortalitätsrate selbst nach 91 bzw. 98 Tagen noch sehr gering und die bis dato überlebenden Larven zeigten sich sehr vital (Stratil & Reichmuth, 1984). Besonders die bei 10°C gehaltenen Raupen der Speichermotte waren zwischenzeitlich erkennbar gewachsen.

 

Speichermotte - Schadwirkung

Speichermotten sind typische Vorratsschädlinge und bereiten ähnliche Probleme wie andere "Lebensmittelmotten" auch. Die Larve der Speichermotte ernährt sich vor allem von trockenen pflanzlichen Vorräten wie verschiedenen Getreidearten, Kräutertees, Gewürzen, Sämereien und Nüssen. Aber auch Kakaobohnen, Schokolade, diverse Schokoladenprodukte und sogar Heu und Stroh werden als Nahrungssubstrate genutzt. Das Vorhandensein von Symbionten im Darm ermöglicht es den Larven von Ephestia elutella sich sogar von Tabak zu ernähren, ohne dass sie von dem dort enthaltenen Nikotin geschädigt werden. Am häufigsten treten Speichermotten daher in landwirtschaftlichen Betrieben, in Getreidelagern, in Apotheken, Gewürzhandlungen und in der Süßwarenindustrie auf. Die Raupen von Ephestia elutella befallen im Lagergut meist nur die oberste Schicht von ca. 30 cm, wo sie massive Fraßschäden anrichten können. Vor der Verpuppung verlassen die Larven der Speichermotte das Brutsubstrat, wandern zunächst ein bis drei Tage umher und legen schließlich in Ritzen und Spalten dichte Verpuppungsgespinste an. Das Lagergut wird durch Kot und Gespinste verunreinigt. Befallene Lebensmittel sind für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet. Außerdem führen die Gespinste von Ephestia elutella in Transportsystemen und Sieben zu Verstopfungen. Somit ist das Schadbild der Speichermotte ähnlich wie das der Mehlmotte (Ephestia kuehniella) oder der Dörrobstmotte (Plodia interpunctella).

Speichermotte - Bekämpfung

Zur Befallsermittlung können Pheromonfallen eingesetzt werden, mit deren Hilfe man aber nur die männlichen Speichermotten fangen kann. Der regelmäßige Einsatz solcher Pheromon-Klebefallen gibt einen guten Einblick in den Aufbau einer Mottenpopulation. Aus den gewonnenen Daten lässt sich der sinnvolle Beginn von Bekämpfungsmaßnahmen ableiten. In Lebensmittellagern werden zur Bekämpfung der Speichermotte leichtflüchtige Kontaktinsektizide eingesetzt. Mit Hilfe dieser Insektizide lassen sich die herumfliegenden Falter der Speichermotte und die auf der Oberfläche des Lagerguts befindlichen Eier bekämpfen. Meist werden sog. Insektenstrips eingesetzt, die einen insektiziden Wirkstoff über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg an die Raumluft abgeben. Alternativ kann das Insektizid auch mit der Hilfe von Nebelautomaten in den zu behandelnden Räumen verteilt werden. In Privathaushalte wird die Speichermotte meist mit verunreinigter Nahrung oder befallenem Tierfutter verschleppt. Insbesondere in den Sommermonaten können die Falter von Ephestia elutella aber auch aus dem Außenbereich zufliegen. Um einen Befall mit der Speichermotte im Haus zu verhindern, sollten Nahrungsmittel in fest verschließbaren Behältern gelagert werden. Prophylaktisch ist peinliche Sauberkeit im Küchenbereich zu empfehlen. Angefangene Müslipackungen, die offen im Vorratsschrank stehen, können Speichermotten ideale Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Befallene Lebensmittel sollten schnell und gründlich entsorgt werden. Zur biologischen Bekämpfung von Ephestia elutella können mehrere Arten parasitischer Schlupfwespen eingesetzt werden. Bei Venturia canescens und Habrobracon hebetor handelt es sich um sog. Larvalparasitoide. Trichogramma evanescens ist dagegen ein Eiparasitoid, der seine Eier in die Eier der Speichermotte ablegt.

Abbildung 5: Speichermottenlarven sind typische Vorratsschädlinge

Abbildung 5: Speichermottenlarven sind typische Vorratsschädlinge

Abbildung 6: Die Larve der Speichermotte (Ephestia elutella) befällt verschiedene, pflanzliche Vorräte

Abbildung 6: Die Larve der Speichermotte (Ephestia elutella) befällt verschiedene, pflanzliche Vorräte