06162-720 9797

Pinselfüsser

Pinselfüsser

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung des Pinselfüssers (Polyxenus lagurus)

Wissenschaftlicher Artname des Pinselfüssers

Polyxenus lagurus (Linnaeus, 1758)

Pinselfüsser - Erkennen

Polyxenus lagurus gehört in die Klasse der Doppelfüßer (Diplopoda). Die Doppelfüßer wiederum werden in die Überklasse der Tausendfüßer (Myriapoda) eingeordnet. Innerhalb der Klasse der Diplopoda wird Polyxenus lagurus den sog. Pinselfüssern (Familie Polyxenidae) zugerechnet. Polyxenus lagurus ist in Deutschland die einzige Art aus der Familie der Pinselfüsser. Im Gegensatz zu Insekten, die lediglich drei Beinpaare besitzen, hat Polyxenus lagurus 13 Beinpaare. Das namensgebende Merkmal der Doppelfüßer oder Diplopoden ist eine Verschmelzung der Segmente zu Doppelsegmenten - jedes dieser Doppelsegmente besitzt daher auch zwei Beinpaare. Dieses Merkmal ist auch bei Polyxenus lagurus zu sehen, wenn man die Tiere von der Bauchseite aus betrachtet. Im Gegensatz zu anderen Diplopodenfamilien besitzen Pinselfüsser keinen hartschaligen Körper, da die Kutikula keine Kalkeinlagerungen enthält. Die achtgliedrigen Antennen sind relativ kurz. Der Körper der Tiere ist dicht behaart. So entspringt an jedem Körperring seitlich ein Büschel relativ langer Haare, welche die Beine verdecken. Auch Kopf und Rücken der Tiere sind mit Haaren besetzt. Sehr auffällig sind zwei Büschel langer Haare am Hinterende des Pinselfüssers die aus langen, am Ende gebogenen Haaren bestehen und stark an die Pfeilhaarbüschel von Anthrenus-Arten erinnern. So wie die Pfeilhaare von Larven des Museumskäfers (Anthrenus museorum) oder des Teppichkäfers (Anthrenus scrophulariae) dienen auch die langen Haare am Hinterleib des Pinselfüssers der Abwehr von potenziellen Feinden. Wird ein Pinselfüsser zum Beispiel von einer Ameise angegriffen, so streckt er ihr seine Haarbüschel entgegen. Einzelne Haare wickeln sich dann um Borsten am Körper der Ameise, worauf diese von ihrem Opfer ablässt. Polyxenus lagurus erreicht nur eine Länge von rund drei bis vier Millimetern. Dieser Pinselfüsser kann hervorragend klettern weshalb er auch an glatten, senkrechten Flächen wie zum Beispiel Glas empor klettern kann.

Abbildung 1: Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) - Dorsalansicht

Abbildung 1: Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) - Dorsalansicht

Abbildung 2: Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) - Ventralansicht

Abbildung 2: Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) - Ventralansicht

Pinselfüsser - Vorkommen und Lebensweise

Die Art kommt in weiten Teilen Europas vor. Der natürliche Lebensraum sind Wälder. Besonders häufig findet man die Tiere unter Baumrinde. Pinselfüsser fressen neben Grünalgen auch Flechten oder abgestorbenes Laub. Bevorzugt werden kühle und feuchte Aufenthaltsorte. Permanente Trockenheit (< 60 % relative Luftfeuchtigkeit) und hohe Temperaturen (> 30°C) kann Polyxenus lagurus nicht tolerieren. Pinselfüsser besitzen die die Fähigkeit ihren Flüssigkeitsbedarf bei hoher Luftfeuchtigkeit auch aus dem in der Luft enthaltenen Wasserdampf zu decken wie Studien von Wright & Westh aus dem Jahr 2006 belegen. Je nach Temperatur dauert die Gesamtentwicklung vom Ei bis zum adulten Tier zwischen sechs und acht Monate.

Pinselfüsser - Schadwirkung

In der Regel kommen Pinselfüsser im Freiland vor, wo die Tiere beispielsweise in Trockenmauern oder unter Baumrinde leben. Da sie sehr gut klettern können ist es für sie kein Problem an Hauswänden empor zu laufen und durch offene Fenster auch in Wohnungen einzudringen. Hier werden sie aufgrund der im Haus herrschenden niedrigen Luftfeuchtigkeit in der Regel bald absterben. In einem von Weidner (1974) geschilderten Fall traten die Tiere regelmäßig vor allem im Juli in einem strohgedeckten Haus an der Nordsee-Küste auf, wo sie durch die Ritzen der Zimmerdecke fielen. Bei einem solchen Massenbefall können Pinselfüsser als Lästlinge angesehen werden. Ernstzunehmende Schädlinge sind Pinselfüsser allerdings nicht. So ist weder die Übertragung von Krankheiten durch die Tiere dokumentiert, noch gelten Pinselfüsser als Materialschädlinge.

Pinselfüsser - Bekämpfung

Eine Bekämpfung von Pinselfüssern ist in der Regel nicht notwendig, da sie in Wohnungen nicht lange überleben. Treten Pinselfüsser regelmäßig in Häusern auf, so muss nach der Ursache gesucht und diese dann beseitigt werden. Beispielsweise könnten sich die Tiere in Stapeln mit feuchtem Brennholz oder in feuchtem Heu auf dem Speicher von Scheunen vermehren. Sobald man die Entwicklungsorte beseitigt hat, wird auch der Befall aufhören.

Abbildung 3: Die Larve des Wollkrautblütenkäfers (Anthrenus verbasci) besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pinselfüsser

Abbildung 3: Die Larve des Wollkrautblütenkäfers (Anthrenus verbasci) besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pinselfüsser

Abbildung 4: Staubläuse (Psocoptera) entwickeln sich wie Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) unter anderem in feuchtem Heu

Abbildung 4: Staubläuse (Psocoptera) entwickeln sich wie Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) unter anderem in feuchtem Heu