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Taubenzecke - Argas reflexus

Taubenzecke (Argas reflexus)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Taubenzecke (Argas reflexus).

Wissenschaftlicher Artname der Taubenzecke

Argas reflexus (FABRICIUS, 1758)

Taubenzecke - Erkennen

Die Taubenzecke (Argas reflexus) ist eine bei verschiedenen Vogelarten vorkommende Zeckenart, die ihren Wirt schädigt, indem sie sich von dessen Blut ernährt. Verwilderte Haustauben gelten als Hauptwirte der ektoparasitisch lebenden Taubenzecke. Der ovale Körper der Taubenzecke erreicht eine Länge von 4,5 bis 10,3 mm und eine Breite von 3,9 bis 7,2 mm. Die rötlich-braunen Eier von Argas reflexus werden in Klumpen von 25 bis 100 Eiern abgelegt. Die frisch geschlüpften Larven der Taubenzecke begeben sich sofort auf die Suche nach einem geeigneten Wirt. Die erste Nahrungsaufnahme dauert in der Regel mehrere Tage. Danach lässt sich die nun voll gesaugte Larve von ihrem Wirt herabfallen um sich anschließend zum ersten Nymphenstadium zu häuten. Nach der dritten oder vierten Häutung entsteht aus dem letzten Nymphenstadium schließlich eine adulte Taubenzecke. Zwischen jeder Häutung muss die Zecke mindestens einmal Nahrung aufgenommen haben (Thewes et al., 1997).

Abb. 1: Der Stich der Taubenzecke (Argas reflexus) kann allergische Reaktionen hervorrufen

Abb. 1: Der Stich der Taubenzecke (Argas reflexus) kann allergische Reaktionen hervorrufen

Abb. 2: Blick auf die Mundwerkzeuge der Taubenzecke (Argas reflexus)

Abb. 2: Blick auf die Mundwerkzeuge der Taubenzecke (Argas reflexus)

Abb. 3: Die Taubenzecke (Argas reflexus) kommt überall dort vor, wo Straßentauben leben

Abb. 3: Die Taubenzecke (Argas reflexus) kommt überall dort vor, wo Straßentauben leben

Taubenzecke - Vorkommen und Lebensweise

Die Taubenzecke kann überall dort vorkommen, wo verwilderte Haustauben brüten oder rasten. In Berlin wurden Taubenzecken im Jahr 1987 in 45 % der untersuchten aktuellen und 14 % der untersuchten ehemaligen Brutstätten von verwilderten Haustauben nachgewiesen (Dautel et al., 1991). Ursprünglich stammt die Taubenzecke vermutlich aus dem Mittelmeergebiet und gelangte erst durch die vom Menschen domestizierte Haustaube auch nach Mitteleuropa. Inzwischen kommen Taubenzecken bis zum 55. nördlichen Breitengrad vor, der in Deutschland beispielsweise quer über die Insel Sylt verläuft (Dautel et al., 1991). An ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze ist das Vorkommen von Argas reflexus auf Gebäude beschränkt, die der Taubenzecke aufgrund ihrer mikroklimatischen Eigenschaften geeignete Entwicklungsbedingungen bieten können. Geeignete Habitate weisen, im Vergleich zur Umgebung, speziell im Sommer und Herbst höhere Temperaturen auf, was für das Überleben von Argas reflexus in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet von großer Bedeutung ist. Da das Eistadium der Taubenzecke nicht überwintern kann, ist eine hohe Temperatursumme entscheidend um die Embryonalentwicklung vor dem Einsetzen der kalten Jahreszeit abschließen zu können (Dautel & Knülle, 1998 b). Selbst unter optimalen Bedingungen kann sich der Aufbau einer Taubenzecken-Population über mehrere Jahre erstrecken. Da Taubenzecken in voll gesaugtem Zustand eine ausgedehnte Diapause einlegen können, kann die Entwicklung von einem (Larval-) -stadium zum nächsten mitunter ein ganzes Jahr dauern (Dautel & Knülle, 1997 b; Dautel & Knülle, 1998 a). Aufgrund dieser Voraussetzungen nimmt man an, dass der Generationszyklus von Argas reflexus zwischen drei und elf Jahren betragen kann (Dautel & Knülle, 1997 b). Als temporärer Ektoparasit ernährt sich die Taubenzecke ausschließlich nachts vom Blut ihrer Wirtstiere und versteckt sich tagsüber im Umkreis der Taubennester in Mauerritzen und Holzspalten (Dautel et al., 1991). Ideale Lebensbedingungen bieten Argas reflexus nicht mehr genutzte Taubenschläge, in denen nun verwilderte Haustauben brüten. Typischerweise kommt es meist dann zu einem Eindringen von Taubenzecken in Häuser und Wohnungen wenn den Tauben der Zugang zu ihren Brut- und Rastplätzen durch bauliche Maßnahmen verwehrt wird, so dass sich die Taubenzecken auf die Suche nach geeigneten Ersatzwirten begeben müssen. Dies bedeutet, dass neben einem Aussperren der Tauben durch bauliche Maßnahmen immer auch eine direkte Bekämpfung von Taubenzecken und anderen Blutsaugenden Ektoparasiten, die im Bereich der Brutstätten vorkommen können, durchgeführt werden muss. Aufgrund ihrer Biologie führen Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Taubenzecke oftmals nicht zum Erfolg. So können adulte Taubenzecken drei bis fünf und im Extremfall sogar bis zu neun Jahre ohne Nahrungsaufnahme überleben (Dautel et al., 1999). In einem Fall wurden Menschen erst 13 Jahre nachdem ein benachbarter Taubenschlag aufgegeben wurde, von Taubenzecken befallen (Madel, 1949). Die Nymphen von Argas reflexus können drei Jahre oder noch länger ohne Nahrungsaufnahme auskommen und selbst die Larven der Taubenzecke sind in der Lage ein Jahr ohne Nahrung zu überleben (Dautel & Knülle, 1997 a). Die Lebenserwartung von Argas reflexus liegt bei sieben bis zehn Jahren. Die Taubenzecke ist äußerst unempfindlich gegenüber extremen Temperaturen (Dautel & Knülle, 1996; Dautel & Knülle, 1997 a) und weist von allen bislang untersuchten Arthropodenarten den niedrigsten Netto-Flüssigkeitsverlust auf (Dautel, 1999). Taubenzecken sind bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 75 % sogar in der Lage Flüssigkeitsverluste durch die Aufnahme von Wasser aus der Atmosphäre auszugleichen (Kahl, 1989; Dautel, 1998).

Taubenzecke - Schadwirkung

Die Taubenzecke (Argas reflexus) ist ein regelmäßig mit verwilderten Haustauben assoziierter Gesundheitsschädling. Ihre Bisse können beim Menschen allergische Reaktionen auslösen (Laubstein et al., 1993; Veraldi et al., 1996; Sirianni et al., 2000; Rolla et al., 2004; Kleine-Tebbe et al., 2006). Die betroffenen Patienten zeigen im Umkreis der Einstichstelle meist lokale Hautreaktionen wie Juckreiz, Pustelbildung oder Hautrötungen. Werden Menschen wiederholt von Taubenzecken gestochen, kann es auch zu großflächigen Hautreaktionen, oder systemischen allergischen Reaktionen in Form einer allgemeinen Urticaria (Nesselsucht) kommen, die z. T. mit asthmatischen Beschwerden verbunden sind. Aufgrund der nächtlichen Lebensweise von Argas reflexus treten die geschilderten Symptome typischerweise entweder in der Nacht oder aber am darauf folgenden Morgen auf. Im schlimmsten Fall kann es infolge eines Taubenzecken-Bisses bei den betroffenen Personen auch zu einem anaphylaktischen Schock mit tödlichem Ausgang kommen (Buczek & Solarz, 1993). Bessot et al. (1997) berichten von 12 Fällen, in denen von Taubenzecken gebissene Personen einen anaphylaktischen Schock erlitten hatten. In acht Fällen wurden die Patienten infolge des Bisses bewusstlos und mussten anschließend auf der Intensivstation behandelt werden. Mehr als 40 % der Personen, die von Taubenzecken gebissen werden, entwickeln daraufhin eine Taubenzecken-Allergie. Eine einmal erworbene Argas reflexus-Allergie kann über Jahrzehnte hinweg bestehen bleiben (persistieren), auch wenn die betroffenen Menschen über diesen Zeitraum hinweg nicht mehr mit Taubenzecken in Kontakt kommen (Spiewak et al., 2006). Darüber hinaus kann die Taubenzecke das Bakterium Coxiella burnetii übertragen, welches beim Menschen das sog. Q-Fieber auslösen kann (Stein & Raoult, 1999; Veraldi et al., 1998).

Taubenzecke - Bekämpfung

Argas reflexus verbirgt sich in der Regel so tief in unzugänglichen Ritzen und Spalten, dass viele Taubenzecken durch die Applikation von Kontaktgiften nicht erreicht werden können. Auch die Fähigkeit der Taubenzecke ihre Respiration für mehrere Stunden einstellen zu können wirkt sich negativ auf den Bekämpfungserfolg auf, insbesondere dann wenn lediglich Insektizide mit Kurzzeitwirkung wie Pyrethrum eingesetzt werden (BUCZEK, 1984; DAUTEL & KAHL, 1999). Nicht zuletzt bereitet die Beseitigung einer Argas reflexus-Plage dadurch Probleme, dass sich große Mengen von Taubenzecken in einem einzelnen Taubennest aufhalten können. So berichtet MAYER (1954), dass auf einem Dachboden, in dem zuvor rund 100 adulte Straßentauben gelebt hatten, nach dem Aussperren der Vögel 23.640 Taubenzecken gefunden worden waren. Laut Angaben von DAUTEL & KAHL (1999) müssen mehrere Maßnahmen ergriffen werden, um Taubenzecken erfolgreich zu bekämpfen. Zunächst müssen alle potenziellen Verstecke der Taubenzecke der Applikation von Akariziden zugänglich gemacht werden. Dies kann zum Beispiel auch bedeuten, dass der Putz von Wänden entfernt werden muss. Als nächstes sollte das Kontaktinsektizid Pyrethrum appliziert werden, um die Taubenzecken aus ihren Verstecken zu treiben. Anschließend sollte ein Kontaktinsektizid mit dem Wirkstoff Propoxur eingesetzt werden, um Argas reflexus abzutöten. Generell sollten Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Taubenzecke mehrmals hintereinander durchgeführt werden, da nur so sichergestellt ist, dass alle Zecken abgetötet werden (SCHEURER & DAUTEL, 1994). Die mehrmalige Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen ist auch unter dem Aspekt zu sehen, dass das Eistadium der Taubenzecke durch die eingesetzten Insektizide nicht erfasst werden kann.