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Der Eichenprozessionsspinner - ein gefährlicher Gesundheitsschädling und Pflanzenschädling

Seminar "Der Eichenprozessionsspinner - aktuelle Bekämpfungsmöglichkeiten nach Biozidrecht"

Weitere Informationen zum Seminar erhalten Sie hier.

Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland immer weiter ausgebreitet. Schädlingsbekämpfer, die sich mit der Bekämpfung der Raupen oder der Beseitigung der Gespinstnester befassen wollen, stehen oft vor größeren Herausforderungen. Wir liefern dem Praktiker die notwendigen Hintergrundinformationen zu Lebensweise und Schadpotenzial des Eichenprozessionsspinners und beschäftigen uns ausführlich mit den direkten Bekämpfungsmaßnahmen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich in den DpS-Ausgaben 3 und 4/2012 veröffentlicht. Die im Artikel gemachten Angaben hinsichtlich Wirkstoffen und Präparaten, die zu Eichenprozessionsspinner-Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, sind daher nicht mehr aktuell.

Aktuelle Informationen zu verfügbaren und zugelassenen Bioziden und Pflanzenschutzmitteln werden im Seminar Eichenprozessionsspinner - Lebensweise, Schadpotenzial & Bekämpfung vermittelt.

Das Aussehen des Eichenprozessionsspinners

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein kleiner, nachtaktiver Schmetterling. Die Falter haben eine Flügelspannweite von 25 bis 35 Millimeter. Die Vorderflügel sind graubraun bis gelbgrau gefärbt und weisen drei schwarzgraue Querlinien auf. Die Hinterflügel sind weißgrau. Nur die männlichen Falter zeigen auf den Hinterflügeln einen dunklen Querstreifen. Die frisch geschlüpften Raupen sind zunächst grau gefärbt und müssen sich fünf-mal häuten, bevor sie sich verpuppen können. Die späteren Raupenstadien zeigen eine breite, dunkle Rückenlinie. Auf den ersten acht Hinterleibssegmenten liegen rötlich-braune, samtartig behaarte Felder, die sogenannten Spiegel. Jedes Segment trägt zehn lang behaarte Warzen. Die Unterseite der Raupen ist grünlichhellgrau, die Seiten graublau. Die für den Eichenprozessionsspinner charakteristischen Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten, sind mikroskopisch klein und treten erst ab dem dritten Larvalstadium auf. Diese Brennhaare sind nicht mit den langen Seidenhaaren der Raupen zu verwechseln, wie sie auf Abbildung 1 deutlich zu sehen sind. Kurz vor der Verpuppung können die Raupen eine Länge von bis zu 3,5 Zentimeter erreichen. Die weißlichen Eier sind rund einen Millimeter groß. In der Regel werden von den Weibchen längliche Gelege produziert, die aus sechs bis sieben Reihen mit jeweils 20 bis 30 Eiern bestehen. Die Eier werden direkt nach der Ablage vom Weibchen mit Afterschuppen und einem speziellen Sekret überzogen und erhalten so ihre dunkle Tarnfärbung (siehe Abbildung 2).

Abbildung 1: Auf der Suche nach Nahrung bilden die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) lange Kolonnen, die typischen „Prozessionen“

Abbildung 1: Auf der Suche nach Nahrung bilden die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) lange Kolonnen, die typischen „Prozessionen“

Abbildung 2: Gelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea). Die Raupen sind bereits ausgeschlüpft.

Abbildung 2: Gelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea). Die Raupen sind bereits ausgeschlüpft.

Vorkommen und Lebensweise des Eichenprozessionsspinners

Das Hauptverbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners liegt in Zentral– und Westeuropa, wo der Eichenprozessionsspinner besonders in trocken-warmen Regionen vom Flachland bis in das Hügelland vorkommt. Die höheren Lagen der Mittelgebirge werden dagegen gemieden. Neben Deutschland werden u. a. die Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich, die Schweiz, die Balkanstaaten, Polen und die Britischen Inseln besiedelt. Innerhalb Deutschlands tritt die Art in fast allen Landesteilen auf. Die Raupen ernähren sich von den Blättern verschiedener Eichenarten wie Stieleiche, Traubeneiche oder Amerikanischer Roteiche. Besonders häufig findet man die Raupen auf einzeln oder in lockeren Gruppen stehenden Eichen in Wohngebieten, Alleen, Parkanlagen und auf Parkplätzen oder entlang von Waldrändern. Seit Mitte der 1990er-Jahre beobachtet man jedoch zunehmend auch ein flächendeckendes und mehrjähriges starkes Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Eichenwäldern und lichten Kiefernwäldern mit einem hohen Eichen-Anteil.

Die Falter fliegen zwischen Ende Juli und Anfang September vom späten Nachmittag bis in die Abendstunden in den obersten Kronenspitzen von Eichen. Hier legen die Weibchen innerhalb weniger Tage bis zu 300 Eier an ein- bis dreijährige Zweige im Kronenbereich ab. Die Eientwicklung beginnt direkt mit der Ablage der Eier, so dass die Entwicklung der Junglarven bereits im Spätherbst abgeschlossen ist. Die fertig entwickelten Larven überwintern im Ei und schlüpfen erst im darauf folgenden Frühjahr ab Mitte April bis Anfang Mai. Die jungen Raupen fressen zunächst an den sich entwickelnden Knospen. Sobald sich die Blätter entfalten, kommt es zum Lochfraß. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben von Beginn an gesellig. Zunächst versammeln sie sich tagsüber in locker miteinander versponnenen Blättern oder Zweigen. Ab Mitte Juni werden von den nun schon älteren Larven die typischen Gespinstnester gebildet. Diese, bis zu einem Meter langen Nester, bestehen aus Gespinstfäden, Kot und Larvenhäuten und werden am Stamm, an starken Ästen und in Astgabeln angelegt.

Die älteren Raupen ziehen sich tagsüber und zur Häutung in diese Gespinstnester zurück. Nachts gehen sie in prozessionsförmigen Zügen auf Nahrungssuche. Diese Prozessionen, von denen der Eichenprozessionsspinner seinen Namen erhalten hat, können bis zu zehn Meter lang und bis zu einem halben Meter breit werden. Die Raupen verpuppen sich schließlich zwischen Ende Juni und Anfang Juli in den Gespinstnestern. Die Puppenruhe dauert zwischen drei und fünf Wochen.

Abbildung 3: Die Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) können bis zu einem Meter lang werden

Abbildung 3: Die Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners
(Thaumetopoea processionea) können bis zu einem Meter lang werden

Der Eichenprozessionsspinner ist ein ernstzunehmender Gesundheitsschädling

Zunächst ist der Eichenprozessionsspinner ein Forstschädling, darüber hinaus aber auch ein gefährlicher Gesundheitsschädling. Bei massivem Auftreten des Eichenprozessionsspinners können selbst alte Eichen komplett kahl gefressen werden. Besonders stark betroffen sind vor allem einzeln stehende Eichen in Wohngebieten, Gärten, Alleen, Parkanlagen, Friedhöfen, Schwimmbädern und auf Parkplätzen oder entlang von Waldrändern. Befallen werden in Deutschland Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea) und Amerikanische Roteiche (Quercus lobata). Andere Laubbäume werden dagegen normalerweise nicht befallen. Der Eichenprozessionsspinner neigt zu regionalen Massenvermehrungen (Gradationen), die sich über mehrere Jahre hinziehen. Nach Literaturangaben dauert die Progradation drei bis vier Jahre und die sich anschließende Kulmination bis zu sechs Jahre. Insgesamt ist also regional für einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren mit einer erhöhten Populationsdichte dieses Schädlings zu rechnen. In Baden-Württemberg gab es zum Beispiel zwischen 1984 und 1988 sowie zwischen 1994 bis 1997 Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners. Generell ist seit dem Jahr 2000 eine starke Zunahme des Eichenprozessionsspinners zu beobachten. Besonders nach dem extrem warmen und trockenen Sommer 2003 breitete sich der Eichenprozessionsspinner rasant aus.

Die forstwirtschaftliche Bedeutung des Eichenprozessionsspinners war bislang eher gering, da es in der Vergangenheit selten zum Kahlfraß ganzer Eichen-Bestände kam. Bei zunehmender Ausbreitung dieses Schädlings werden diese Probleme allerdings zunehmen. Wiederholter Kahlfraß kann zum Absterben von Eichen führen, da er sehr spät stattfindet und deshalb nur ein schwacher Wiederaustrieb erfolgt. Außerdem sind Eichen, die durch einen Befall mit dem Eichenprozessionsspinner geschwächt wurden anfälliger gegen Trockenheit, Mehltau oder andere Schädlinge wie den Schwammspinner (Lymantria dispar) oder den Eichenprachtkäfer.

Eine wesentlich größere Bedeutung kommt dem Eichenprozessionsspinner allerdings als Gesundheitsschädling zu. Schuld daran sind die Brennhaare oder Setae der Raupen, die sich ab dem dritten Larvalstadium bilden und das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Die Brennhaare sind 150 bis 250 µm lang und 5 bis 10 µm dick. Sie können mit dem Wind über weite Strecken verdriftet werden und brechen bei der geringsten Berührung entzwei. Aus dem innenliegenden Hohlraum werden dann verschiedene Proteine freigesetzt, unter anderem auch Thaumetopoein, ein Histamin-freisetzendes Toxin. Der Kontakt mit den Brennhaaren kann für Menschen und Haustiere schlimme Folgen haben. Besonders häufig ist die sog. Raupendermatitis, die sich durch folgende Symptome bemerkbar macht:

- Lokale Hautausschläge mit Hautrötung
- Leichte Schwellungen der Haut
- Extrem starker Juckreiz und Brennen
- Quaddelbildung am ganzen Körper

Werden die Brennhaare eingeatmet kann dies zu Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut führen. Später sind Bronchitis, schmerzhafter Husten und Asthma die mögliche Folge. Begleitende Symptome nach einem Kontakt mit den Brennhaaren sind Schwindelgefühl, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung. In Einzelfällen kann es auch zu einer allergischen Schockreaktion (anaphylaktischer Schock) kommen. Besonders problematisch ist, dass die Brennhaare die beschriebenen Symptome mitunter noch nach Jahren auslösen können. Eine große Gefahr geht daher auch von bereits älteren Gespinstnestern (siehe Abbildung 4) aus. Aktuelle Untersuchungen aus den Niederlanden belegen, dass die Brennhaare der Eichenprozessionsspinnerraupen im Boden mindestens acht Jahre lang aktiv bleiben können.

Abbildung 4: Auch von alten Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) kann noch eine Gefahr für den Menschen ausgehen

Abbildung 4: Auch von alten Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) kann noch eine Gefahr für den Menschen ausgehen

Besonders gefährdete Personen sind:

- Waldarbeiter
- Arbeitskräfte von Gartenbaubetrieben und Straßenmeistereien
- Spaziergänger und Freizeitsportler, die am Waldrand oder in Parks unterwegs sind
- Besucher von Parks oder Freizeitanlagen
- Spielende Kinder in Waldnähe
- Anwohner von betroffenen Waldgebieten
- Gartenbesitzer, in deren Gärten Alteichen stehen

Um nicht mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt zu kommen, sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:

- Befallene Eichen sollten gemieden werden
- Raupen und Gespinste dürfen auf keinen Fall berührt werden
- An Orten, an denen der Eichenprozessionsspinner vorkommt, sollte man sich nicht auf den Boden legen oder setzen
- In Risikogebieten sollte man besonders exponierte und empfindliche Körperpartien wie Nacken, Hals oder Unterarme durch Kleidung schützen
- Falls man mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt gekommen ist, sollte man die Kleidung wechseln und duschen
- Kontaminierte Kleidung sollte man bei 60°C waschen um das in den Brennhaaren enthaltene Thaumetopoein zu zerstören
- Direkte Bekämpfungsmaßnahmen oder das Entfernen der Raupengespinste sollte man Fachleuten überlassen

Welche Möglichkeiten gibt es Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen?

Eichenprozessionsspinner werden aus forstwirtschaftlicher Sicht meist nur dann bekämpft, wenn die befallenen Eichen zusätzlich von weiteren Pflanzenschädlingen wie z. B. Schwammspinnern bedroht werden. In diesen Fällen können laut dem aktuell gültigen Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Stichtag: 31.12.2011) die Wirkstoffe Lambda-Cyhalothrin (Karate Forst flüssig) und Diflubenzuron (Dimilin 80 WG) eingesetzt werden. Das Pyrethroid Lambda-Cyhalothrin darf noch bis zum 31.12.2018 und der Häutungshemmer Diflubenzuron bis zum 31.12.2014 eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Blätter im Kronenbereich vollständig mit den eingesetzten Präparaten benetzt werden. Bekämpfungsmaßnahmen sollten möglichst durchgeführt werden, bevor die Raupen des Eichenprozessionsspinners das dritte Larvalstadium erreichen (also bis spätestens Mitte Mai). Nur dann ist sichergestellt, dass sie noch keine Brennhaare ausgebildet haben. Diflubenzuron ist ein sogenannter Häutungshemmer und greift in die Chitinsynthese ein. Die Wirkung von Dimilin 80 WG tritt somit erst bei der nächsten Häutung ein. Diflubenzuron wirkt als Fraßgift und muss daher von den Raupen beim Fressen aufgenommen werden. Von der Bayerischen Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft wird für Dimilin 80 WG ein Wirkungsgrad von über 98 % bei einer Aufwandmenge von 75 g pro ha angegeben. Die Kosten für dieses Verfahren belaufen sich auf 11 € pro Hektar.

Eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist ebenfalls mit dem Präparat DIPEL ES möglich. Dieses Pflanzenschutzmittel kann auch im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt werden und enthält sog. Endotoxine, die von dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis var. kurstaki gebildet werden. DIPEL ES funktioniert als Fraßgift - es muss also von den Raupen des Eichenprozessionsspinners zusammen mit der Nahrung aufgenommen werden um seine Wirkung entfalten zu können. Die Endotoxine zerstören die Darmwand der Larven und bewirken so einen schnellen Fraß Stopp. Die derartig geschädigten Raupen sterben innerhalb weniger Tage. Die Wirkungsdauer von DIPEL ES beträgt bis zu 10 Tage. Die erforderliche Aufwandmenge wird mit 3,0 l/ha angegeben. Den höchsten Wirkungsgrad erreicht man, wenn das Präparat bei trockener Witterung, bewölktem Himmel und Temperaturen von über 20°C ausgebracht werden kann. Aktuell ist DIPEL ES bis zum 31.12.2012 als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Bayerische Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft gibt für DIPEL ES einen Wirkungsgrad von 75 % an. Die Präparatkosten liegen bei 140 € pro Hektar. Anders als die oben genannten Wirkstoffe Lambda-Cyhalothrin und Diflubenzuron wirken Bacillus thuringiensis-Präparate ganz selektiv auf bestimmte Schmetterlingslarven. Sie sind daher weder für den Menschen, noch für nützliche Insekten wie Bienen oder Schwebfliegen gefährlich. Aktuell wird in Holland untersucht, inwieweit sich Fadenwürmer (Nematoden) zur Bekämpfung von Eichenprozessionsspinnerraupen eignen. In der Praxis wird diese Methode allerdings noch nicht eingesetzt.

Ganz aktuell steht zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners jetzt auch noch das Präparat NeemPro®tect der Trifolio M GmbH zur Verfügung, das den Wirkstoff Neem Azal enthält. Der Wirkstoff Azadirachtin oder auch NeemAzal ist ein natürlicher Extrakt aus dem tropischen Neembaum und kann im biologischen Pflanzenschutz unter anderem zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers eingesetzt werden. Azadirachtin ist ein Fraßgift mit dem Schadinsekten bekämpft werden können, die den Wirkstoff durch ihre Fraß- und Saugtätigkeit aufnehmen. Für den Menschen ist Azadirachtin weit weniger gefährlich als zum Beispiel der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin. NeemPro®tect sollte am besten gegen die frisch geschlüpften Larven des Eichenprozessionsspinners eingesetzt werden, da diese wesentlich empfindlicher auf Insektizide reagieren, als die bereits älteren Raupen. NeemPro®tect wird durch Spritzapplikation auf die befallenen Eichen aufgebracht. Um den Behandlungserfolg sicher zu stellen, sollte es während der Behandlung nicht regnen. Nachdem die Sprühlösung auf den Blättern angetrocknet ist, kann der Wirkstoff Azadirachtin durch Niederschläge nicht mehr abgewaschen werden. Die Eichenprozessionsspinner-Raupen nehmen den Wirkstoff durch ihre Fraßtätigkeit auf. Bereits nach kurzer Zeit kommt es zu einem Fraßstop, d. h. die Schädlinge nehmen keine Nahrung mehr auf. Nach rund einer Woche sterben die betroffenen Raupen ab. Am besten wirkt NeemPro®tect bei Temperaturen von mehr als 15°C, da die Fraßtätigkeit der Raupen dann hoch genug ist.

Die aus gesundheitlicher Sicht besonders gefährlichen Gespinstnester der Raupen müssen mechanisch beseitigt werden. Nicht bewährt hat es sich, die Gespinstnester abzuflammen oder mit Hilfe eines kräftigen Wasserstrahls zu entfernen. Hierbei können die gefährlichen Brennhaare aufgewirbelt werden oder die betroffenen Bäume in Flammen aufgehen. Wesentlich besser ist es dagegen die Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners mit Hilfe von speziellen Industriestaubsaugern (Sauger Kategorie K, Filterklasse H) von den Bäumen zu entfernen. Die Raupenhaare werden bei diesem Verfahren vollständig abgesaugt und ausgefiltert. Anschließend müssen sie in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. Ebenfalls bewährt, insbesondere wenn nur wenige Nester vorhanden sind, hat es sich die Gespinstnester mit einem Bindemittel wie z. B. Wasserglas einzusprühen, danach von Hand einzusammeln und in einem geschlossenen Plastiksack in einer Müllverbrennungsanlage zu entsorgen. Alle diese Arbeiten sollten nur von Fachleuten wie IHK-geprüften Schädlingsbekämpfern in vollständig geschlossenen Schutzanzügen und mit Atemschutz durchgeführt werden.

Abbildung 5: Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) können gut mit sogenannten Asbeststaubsaugern (Sauger Kategorie K, Filterklasse H) beseitigt werden

Abbildung 5: Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) können gut mit sogenannten Asbeststaubsaugern (Sauger Kategorie K, Filterklasse H) beseitigt werden

Abbildung 6: Auch die Verwendung von Wasserglas hat sich bewährt um die Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) zu entfernen

Abbildung 6: Auch die Verwendung von Wasserglas hat sich bewährt um die Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) zu entfernen

Bei der Beseitigung von Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners müssen das Ausmaß der potenziellen Gefährdung sowie die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen in Bezug auf die jeweilige Tätigkeit immer vor Beginn der Tätigkeiten vom Arbeitgeber differenziert festgelegt werden. Der Arbeitgeber muss zunächst die Gefährdung beurteilen, der seine Mitarbeiter bei Durchführung der Arbeiten ausgesetzt sind. Anschließend ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet auf Grundlage dieser Gefährdungsbeurteilung eine Betriebsanweisung zu erstellen. Arbeitergeber sind dazu verpflichtet die Arbeitnehmer anhand der Betriebsanweisung zu unterweisen. Die Arbeitnehmer müssen den Erhalt der Betriebsanweisung quittieren und bestätigen, dass sie unterwiesen wurden.

Gefährdungsbeurteilung für die Beseitigung von Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners

Bei der mechanischen Beseitigung von Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) können Gesundheitsgefahren von den Raupen des Eichenprozessionsspinners, sowie von den Häutungshemden der Raupen ausgehen, die sich sowohl in diesjährigen als auch in älteren Gespinstnestern befinden. Diese Gesundheitsgefahren werden laut Literaturangaben von dem Eiweißmolekül Thaumetopoein verursacht. Thaumetopoein ist in den mikroskopisch kleinen Brennhaaren enthalten, die die Raupen ab dem dritten Larvalstadium ausbilden. Die Brennhaare werden leicht mit der Luft verfrachtet und gelangen so auf die Haut oder in die Atemwege. Bei Kontakt mit den Brennhaaren brechen diese sehr leicht und setzen das Eiweißmolekül Thaumetopoein frei, das als Nesselgift wirkt.

Laut Literaturangaben kann der Kontakt mit Thaumetopoein eine sog. Raupendermatitis auslösen, die sich durch folgende Symptome bemerkbar macht:

- Lokale Hautausschläge mit Hautrötung (toxisch-irritative Dermatitis)
- Leichte Schwellungen der Haut
- Extrem starker Juckreiz und Brennen
- Papelbildung, die an Insektenstiche erinnert
- Quaddelbildung am ganzen Körper (Kontakturtikaria)

Werden die Brennhaare eingeatmet kann dies zu Reizungen an Mundschleimhaut, Rachenschleimhaut (Pharyngitis) und Nasenschleimhaut (Rhinitis) sowie zu Atemnot führen. Später können Bronchitis, schmerzhafter Husten und Asthma auftreten. Begleitende Symptome nach einem Kontakt mit den Brennhaaren sind häufig Schwindelgefühl, Fieber und Müdigkeit. In Einzelfällen kann es auch zu einer allergischen Schockreaktion (anaphylaktischer Schock) kommen. Gelangen die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners in die Augen, so kann dies zu einer Bindehautentzündung (Keratokonjunktivitis) führen.

Die Gefahr derartige Krankheitssymptome zu entwickeln besteht vor allem für solche Personen, die Kontakt mit Raupen oder Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners haben, ohne Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Durch geeignete Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Chemievollschutzanzügen, Handschuhen, Schutzbrillen und Atemschutzmasken mit P3 Filter kann wirksam verhindert werden, dass bei der Beseitigung von Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners die oben genannten Krankheitssymptome auftreten. Die von den Mitarbeitern zu ergreifenden Schutzmaßnahmen wurden in einer Betriebsanweisung über den Umgang mit Raupen und Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners festgelegt.

Abbildung 7: Bei allen Arbeiten mit Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) ist die Verwendung von Schutzanzügen und Atemschutz unumgänglich

,Abbildung 7: Bei allen Arbeiten mit Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) ist die Verwendung von Schutzanzügen und Atemschutz unumgänglich

Abbildung 8: Muster-Betriebsanweisung für den Umgang mit den Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) (Quelle: Spitzenverband der landwirtschaftlichen Sozialversicherung - www.lsv.de/gartenbau/010_gartenbau.../eich_proz_spinner.pdf)

Abbildung 8: Muster-Betriebsanweisung für den Umgang mit den Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) (Quelle: Spitzenverband der landwirtschaftlichen Sozialversicherung - www.lsv.de/gartenbau/010_gartenbau.../eich_proz_spinner.pdf)

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