Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Harmonia axyridis (Asiatischer Marienkäfer).
Wissenschaftlicher Artname des Asiatischen Marienkäfers: Harmonia axyridis (PALLAS, 1771)
Es handelt sich bei Harmonia axyridis um eine äußerst variabel gefärbte Art aus der Familie Coccinellidae (Marienkäfer). Im englischen wird der Asiatische Marienkäfer daher auch als Multicoloured Asian Lady Beetle bezeichnet. Die Grundfärbung der Flügeldecken (Elytren) variiert von einem fahlen Gelb über Orange bis Rot. Auch die Zahl der schwarzen Punkte auf den Flügeldecken des Asiatischen Marienkäfers ist nicht einheitlich. Sie schwankt zwischen 19 je nach Färbungsintensität unterschiedlich ausgebreiteten schwarzen Punkten (im Extrem völlig schwarze Flügeldecken) bis zu völlig orangeroten Flügeldecken. Häufig ist auf dem weißen Halsschild (Pronotum) des Multicoloured Asian Lady Beetle ein Zeichnungsmuster in Form eines schwarzen W zu erkennen. Aber auch diese Struktur ist nicht charakteristisch für den Asiatischen Marienkäfer. Zum Teil ist das Muster in nicht zusammenhängende Einzelpunkte zerfallen, während andere Individuen ein fast völlig schwarzes Pronotum aufweisen. Harmonia axyridis ist ein relativ großer Coccinellide, der mit einer Länge von rund sechs und einer Breite von ca. fünf Millimetern ungefähr die gleiche Größe aufweist, wie der auch in Deutschland heimische Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). Die Grundfärbung größerer Larven (viertes Larvalstadium) schwankt beim Multicoloured Asian Lady Beetle zwischen schwarz und blau-grau. Auffällig sind die gelblichen bis orangefarbenen Lateralflecke auf den ersten fünf Segmenten des Hinterleibs.
Abbildung 1: Die Färbung des Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis) ist recht variabel
Abbildung 2: Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) wurde erstmals im Jahr 2000 auch in Deutschland nachgewiesen
Abbildung 3: Viele Individuen des Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis) weisen auf dem Halsschild (Pronotum) eine W-förmige Zeichnung auf
Abbildung 4: Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) überwintert häufig in Häusern
Ursprünglich besiedelte Harmonia axyridis weite Teile Asiens von Japan über Formosa, China, Korea, die Mandschurai bis nach Süd-Sibirien. Mittlerweile kommt der Multicoloured Asian Lady Beetle auch in Nordamerika und Europa vor und ist damit ein Paradebeispiel für ein Neozoon. Als Neozoen werden Tierarten bezeichnet, die im Zuge der Globalisierung Regionen besiedeln konnten, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. 1988 wurde der Asiatische Marienkäfer zunächst in Louisiana und im Jahr 1990 auch in den Staaten Georgia und Mississippi nachgewiesen. In den folgenden Jahren fand eine rasante Ausbreitung vom Süden der USA bis in die nordöstlichen und westlichen Landesteile, sowie das östliche Kanada statt. In Deutschland trat Harmonia axyridis erstmals im Jahr 2000 im Rhein-Main-Gebiet auf. Mittlerweile scheint der Asiatische Marienkäfer in ganz Deutschland, sowie einer Reihe weiterer europäischer Staaten heimisch zu sein. In Nordamerika entwickeln sich unter Freiland-Verhältnissen pro Jahr mehrere Generationen des Asiatischen Marienkäfers. Man geht davon aus, dass die Weibchen von Harmonia axyridis in der Regel unbegattet überwintern und erst im darauf folgenden Frühjahr begattet werden. Meist schlüpfen die Larven drei bis fünf Tage nach der Eiablage. Die Dauer der Larvalentwicklung wird unter Freilandbedingungen mit 12 bis 14, die Dauer der Puppenruhe mit 5 bis 6 Tagen angegeben. Generell hängt die Entwicklungszeit von Harmonia axyridis stark von den vorherrschenden Temperaturen ab. So kann in einem kühlen Frühjahr die Entwicklung vom Ei bis zur Imago 36 Tage oder sogar noch länger dauern. Man nimmt an, dass die Lebensdauer der Käfer unter optimalen Bedingungen zwei bis drei Jahre betragen kann. In diesem Zeitraum legen die Weibchen des Asiatischen Marienkäfers bis zu 2.500 Eier ab. Die Gelege werden bevorzugt in der Nähe von Blattlaus-Kolonien auf der Unterseite von Blättern angeheftet. Blattläuse stellen die bevorzugte Nahrung des Asiatischen Marienkäfers dar. Im Lauf ihrer Entwicklung verzehren die Larven von Harmonia axyridis zwischen 600 und 1.200 Blattläuse. Auch die erwachsenen Käfer (die sog. Imagines) ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen und sollen pro Tag 90 bis 270 dieser Beutetiere fressen können. Daneben verzehrt der Asiatische Marienkäfer aber auch Thripse (Fransenflügler), Schildläuse, Blattflöhe, Spinnmilben, Wollläuse, Schmierläuse, Blattminierer, Eier von Lepidopteren (Schmetterlingen), sowie Eier und Larven anderer Käferarten. Selbst Larven anderer Coccinelliden-Arten können Harmonia axyridis zum Opfer fallen. In ihrem natürlichen Vorkommensgebiet überwintern Asiatische Marienkäfer in Spalten und Ritzen von Klippen und Felsen, wobei sich oft zahlreiche Individuen an einer Stelle versammeln. Bislang konnte noch nicht geklärt werden, ob dieses Aggregations-Verhalten durch Pheromone, optische Reize oder durch eine Kombination von beidem ausgelöst wird.
Das beschriebene Aggregations-Verhalten führt dazu, dass der Asiatische Marienkäfer zum Teil als „Lästling“ empfunden wird. Mit Beginn der ersten Nachtfröste versammeln sich Hunderte bis Tausende Käfer an sonnigen Tagen an Hauswänden um auf der Suche nach geschützten Winterquartieren in Gebäude einzudringen. Erst im darauf folgenden Jahr werden die Häuser an sonnigen Februar- oder Märztagen wieder verlassen. Besonders Menschen mit einer Insekten-Phobie leiden unter diesen Massenansammlungen des Asiatischen Marienkäfers. Problematisch ist vor allem, dass es bislang keine wirksame Methode zum Entfernen der Käfer gibt. Werden die Käfer gestört, kommt es zum sog. „Reflexbluten“ bei dem die Tiere ein gelbliches Wehrsekret aus den Gelenken der Laufbeine absondern. Diese Substanz kann zum Beispiel Wände und Vorhänge verschmutzen und weist einen unangenehmen Geruch auf. Darüber hinaus kann das Wehrsekret von Harmonia axyridis beim Menschen allergische Reaktionen wie Hautreizungen und Atemwegsprobleme hervorrufen. Beispielsweise wird in einem medizinischen Fachblatt das Auftreten einer Rhinoconjunctivitis auf den Kontakt mit den Tieren zurückgeführt. Relativ selten wird auch von Bissen berichtet. Käfer, die in Speisen und Getränke geraten, stellen vor allem ein Hygiene-Problem dar. In Weinanbaugebieten kann Harmonia axyridis beträchtlichen ökonomischen Schaden anrichten, wenn Hunderte bis Tausende Käfer den austretenden Saft reifer Weintrauben als Zuckerquelle nutzen. Besonders betroffen sind späte Sorten wie Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, oder Riesling. Zum einen richten die Käfer durch das Anfressen von Weintrauben einen nicht unerheblichen Ertragsverlust an. Darüber hinaus kommt es bei einem Auftreten von Harmonia axyridis zum Zeitpunkt der Weinlese zu einer verheerenden Minderung der Weinqualität. Wie bereits besprochen, gibt der Asiatische Marienkäfer bei Bedrohung ein Wehrsekret ab. Dieses lässt den Wein modrig schmecken und überdeckt jeden, für die einzelnen Sorten charakteristischen, Geschmack. Untersuchungen in Ohio haben gezeigt, dass schon bei einer Zahl von 2 Käfern pro gekeltertem Traubenbündel Geschmacksbeeinträchtigungen des Weins auftreten.
Der Asiatische Marienkäfer ist wie andere Marienkäferarten auch in erster Linie eine nützliche Art, die eine Massenvermehrung von verschiedenen Blattlausarten unterbinden kann. Durch das Anbringen von Fliegengittern an Fenstern und Türen kann das Eindringen von Harmonia axyridis in Häuser und Wohnungen im Herbst wirkungsvoll verhindert werden. Sollten Bekämpfungsmaßnahmen notwendig werden, so können die Asiatischen Marienkäfer mit Kontaktinsektiziden wie Pyrethrum oder synthetischen Pyrethroiden bekämpft werden.
Steckbriefe weiterer Schädlingsarten