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Gemeine Stechmücke - Culex pipiens

Gemeine Stechmücke (Culex pipiens)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens)
 
Wissenschaftlicher Artname der Gemeinen Stechmücke: Culex pipiens Linnaeus, 1758

Gemeine Stechmücke - Erkennen

Die Gemeine Stechmücke aus der Familie der Stechmücken (Culicidae) gehört wie die Wiesenschnake (Tipula paludosa) zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Nur das erste Flügelpaar ist normal ausgebildet. Das zweite Flügelpaar ist zu winzigen Körperanhängen reduziert, den sog. Schwingkölbchen oder Halteren. Diese Sinnesorgane benötigen alle Zweiflügler um koordiniert fliegen zu können. Innerhalb der Zweiflügler wird die Gemeine Stechmücke der Unterordnung der Mücken (Nematocera) zugeordnet. Culex pipiens erreicht eine Körperlänge von fünf bis sieben Millimeter. Der Körper der adulten Mücken ist schlank. Die Beine sind auffallend lang. Beim Sitzen wird das letzte Beinpaar typischerweise angehoben. Die schmalen Flügel ragen etwas über den Hinterleib hinaus. Die Antennen sind lang und bestehen aus 13, ungefähr gleich langen Segmenten. Der Stechrüssel der weiblichen Mücken ist ungefähr so lang wie der Hinterleib. Die dunklen Hinterleibssegmente besitzen an ihrem hinteren Rand jeweils ein weißliches Band. Die Larven der Gemeinen Stechmücke sind wasserlebend und nehmen über ein spezielles Atemrohr an ihrem Hinterleib atmosphärischen Sauerstoff auf. Sie hängen mit dem Kopf nach unten und durchstoßen mit dem Atemrohr das Oberflächenhäutchen des Wassers. Die Puppen von Culex pipiens leben ebenfalls im Wasser. Sie besitzen spezielle Atemhörner am Kopf, mit denen sie an der Wasseroberfläche Luft holen.

Abbildung 1: Die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) ist nahezu weltweit verbreitet

Abbildung 1: Die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) ist nahezu weltweit verbreitet

Abbildung 2: Die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) gilt als Vektor für mehrere, humanpathogene Viruserkrankungen

Abbildung 2: Die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) gilt als Vektor für mehrere, humanpathogene Viruserkrankungen

Gemeine Stechmücke - Vorkommen und Lebensweise

Mit Ausnahme von Australien und der Antarktis ist die Gemeine Stechmücke weltweit verbreitet (Farajollahi et al., 2011). Sie ist an das Leben um und in Gebäuden angepasst und fliegt zur Nahrungssuche gezielt in Gebäude. Die Männchen von Culex pipiens ernähren sich von Nektar. Die Weibchen müssen Blut von Säugetieren oder Vögeln aufnehmen um Eier ablegen zu können. Zur Wirtsfindung orientieren sich die weiblichen Stechmücken an verschiedenen Faktoren wie der Körperwärme des Wirts, ausgeatmetem Wasserdampf und Kohlendioxid, sowie verschiedenen flüchtigen Substanzen, die zusammen mit dem Schweiß abgegeben werden. Die Gemeine Stechmücke ist nachts, sowie in der Dämmerung aktiv. Die Flügelschlagfrequenz der weiblichen Mücken liegt bei 350 Schlägen pro Sekunde (350 Hz), die Flügelschlagfrequenz der Männchen ist sogar noch höher. Die Männchen von Culex pipiens bilden große Schwärme am Rande von Gewässern. Paarungsbereite Weibchen fliegen in diese Schwärme hinein und werden von den Männchen sofort anhand des etwas tieferen Fluggeräusches erkannt. Die Paarung erfolgt dann in der Regel innerhalb von nur einer Minute. Ein einzelnes Weibchen kann rund 200 bis 300 Eier ablegen. Diese werden in Form eines kleinen Schiffchens auf der Wasseroberfläche abgelegt. Zwischen den einzelnen Eiern befinden sich Luftblasen, die dem Eischiffchen den notwendigen Auftrieb verleihen. Die Eiablage erfolgt in stehenden, meist sehr kleinen Wasseransammlungen wie zum Beispiel wassergefüllten Topfuntersetzern, Regentonnen, wassergefüllten Wagenspuren, größeren Pfützen, Tümpeln oder kleinen Teichen. Nachdem die Larven von Culex pipiens aus der Eihülle geschlüpft sind, hängen sie mit dem Kopf nach unten an der Wasseroberfläche. Sie ernähren sich als Filtrierer von im Wasser schwebenden Algen, organischen Schwebeteilchen und Einzellern oder anderen Kleinstlebewesen. Bei einer stärkeren Bewegung der Wasseroberfläche tauchen die Larven für rund eine Minute ab. Die Entwicklungsdauer vom Ei bis zur adulten Mücke hängt vor allem von der Temperatur ab. Je höher die Wassertemperatur ist, desto schneller verläuft die Entwicklung. Loettia et al. (2011) haben Entwicklungsgeschwindigkeit und Überlebensrate von Larven der Gemeinen Stechmücke bei konstanten Temperaturen von 7, 10, 15, 20, 25, 30 und 33°C untersucht. Dabei stellte man fest dass sich die Männchen von Culex pipiens innerhalb eines Temperaturbereichs von 8,4 bis 34,4°C entwickeln konnten. Für die Weibchen lag der Toleranzbereich zwischen 9,8 und 34,2°C. Die für die Entwicklung optimale Temperatur betrug für beide Geschlechter 28,5°C. Bei einer Wassertemperatur von 7°C entwickelten sich keine adulten Stechmücken. Bei einer Temperatur von 33°C betrug die Überlebensrate lediglich 1,6 %. Die höchste Überlebensrate wurde mit 76,4% bei einer Wassertemperatur von 25°C festgestellt. Die kürzeste Entwicklungszeit wurde bei den Untersuchungen von Loettia et al. (2011) mit nur acht Tagen bei einer Temperatur von 30°C festgestellt. Bei 25°C dauerte die Entwicklung vom ersten Larvenstadium bis zur adulten Mücke 10,2 Tage und bei 10°C Wassertemperatur verlängerte sich die Entwicklungsdauer auf 39,8 Tage. Diese Untersuchung verdeutlicht, dass auch in Mitteleuropa pro Jahr mehrere Generationen der Gemeinen Stechmücke entstehen können. Begattete Weibchen der Gemeinen Stechmücke überwintern in frostfreien Bereichen wie Kellern, Schuppen oder Stallungen. Während der Überwinterung nehmen sie keine Nahrung zu sich – das heißt sie saugen in dieser Zeit auch kein Blut.

Gemeine Stechmücke - Schadwirkung

Culex pipiens gilt bezüglich der Nahrungsaufnahme als Generalist, der als Blutsauger sowohl den Menschen als auch verschiedene Säugetiere und Vögel befällt. Dies wird auch anhand einer Studie von Munoz et al. (2011) deutlich, die eine Population der Gemeinen Stechmücke aus Barcelona hinsichtlich ihrer Nahrungspräferenzen untersuchten. 35,7 % der untersuchten Stechmücken-Weibchen hatten menschliches Blut aufgenommen. 21,4 % das Blut von Hauskatzen und 14,3 % Blut von Haushunden. Die übrigen 28,6 % der Stichprobe hatten Vögel als Wirtstiere genutzt: Mönchssittich (2,4 %), Ringeltaube (4,8 %), Haushuhn (2,4 %), Haussperling (4,8 %), Türkentaube (9,5 %) und Amsel (4,8 %). Die Weibchen von Culex pipiens stechen vor allem während der Dämmerung und nachts. Hierzu dringen die Mücken auch in Wohnungen ein. Kurz nachdem sie auf der Haut gelandet ist, sticht das Weibchen ihren langen Stechrüssel in die Haut ein. Da die Stechborsten so fein sind und demzufolge nur selten einen Schmerzrezeptor treffen, wird der Stich meist gar nicht bemerkt. Während des Saugens gibt die Mücke ein Speicheldrüsensekret in das Gewebe ab, das gleichzeitig schmerzstillend und blutverdünnend wirkt. Dieses Speicheldrüsensekret verursacht sehr bald einen heftigen Juckreiz der sich durch Kratzen im Bereich der Wunde noch verstärkt. In seltenen Fällen kann das Speicheldrüsensekret der Gemeinen Stechmücke auch allergische Reaktionen auslösen. Culex pipiens fungiert als Vektor für drei verschiedene Viruserkrankungen: das Sindbis-Virus, das West-Nil-Virus und das Rift-Valley-Virus. Im Jahr 2010 wurde das Sindbis-Virus, das fieberhafte Erkrankungen mit rheumatischen Beschwerden verursacht, erstmals auch in Individuen der Gemeinen Stechmücke in Deutschland nachgewiesen. Sindbis-Viren sind in Vögeln weit verbreitet. Beim Menschen tritt drei bis vier Tage nach der Infektion eine fiebrige Erkrankung, die Ockelbo- oder Pogosta-Krankheit auf. Später kommt es oft zu Gelenkentzündungen. Die Gemeine Stechmücke gilt in den nördlichen, gemäßigten Breiten als der Hauptvektor für das West-Nil-Virus (Hubalek & Halouzka, 1999; Hayes et al., 2005). Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus der Alten Welt und ist in Afrika, Asien und Europa weit verbreitet. Verschiedene Vogelarten stellen die Hauptwirte für dieses Virus dar. Unter anderem Menschen und Pferde sind Fehlwirte für das Virus. Bei der Übertragung des Virus von Vögeln auf den Menschen spielt Culex pipiens eine zentrale Rolle (Hamer et al., 2008). Andreadis et al. (2010) konnten dieses Virus auch direkt in überwinternden Culex pipiens Weibchen nachweisen. Menschen infizieren sich in Nordamerika wesentlich häufiger mit dem West-Nil-Virus als in Europa. Dies liegt daran, dass es in Europa genetisch klar voneinander getrennte Culex pipiens-Formen gibt, die sich entweder auf den Menschen oder auf Vögel als Wirte spezialisiert haben. In Nordamerika treten regelmäßig Hybriden zwischen diesen beiden Formen auf, die demzufolge sowohl das Blut von Menschen als auch von Vögeln saugen (Fonseca et al, 2004). Amraoui et al. (2012) stellten im Rahmen einer Laboruntersuchung fest, dass die Gemeine Stechmücke nicht nur das West-Nil-Virus, sondern auch das Rift-Valley-Virus übertragen kann. In tropischen und subtropischen Regionen der Erde kann die Gemeine Stechmücke durch ihren Stich außerdem den Fadenwurm Wuchereria bancrofti übertragen (Vinogradova, 2000). Wuchereria bancrofti lebt parasitisch in den Lymphgefäßen des Menschen und verursacht Entzündungen, sowie Schwellungen der Lymphgefäße und Lymphknoten. Culex pipiens wurde mittlerweile auch als Überträger des Usutu-Virus identifiziert. Dieses in die Gruppe der Flaviviridae gehörende Virus wurde ursprünglich vermutlich durch Zugvögel nach Mitteleuropa eingeschleppt. Mittlerweile ist es auch bei einheimischen Vogelarten weit verbreitet. Besonders bei Amseln (Turdus merula) und Eulenvögeln wurde nach einer Infektion mit dem Usutu-Virus eine hohe Sterblichkeitsrate festgestellt.

Gemeine Stechmücke - Bekämpfung

Um zu verhindern, dass die Weibchen der Gemeinen Stechmücke abends und nachts in die Wohnung fliegen, können Insektenschutzgitter an den Fenstern angebracht werden. Repellierende Substanzen verhindern, dass sich die Mücken auf ungeschützte Hautpartien setzen. Um zu verhindern, dass die Mücken in der Umgebung des Hauses ihre Eier ablegen können, sollten Regentonnen immer gut abgedeckt werden. Häufig entwickeln sich die Larven der Gemeinen Stechmücke auch in Vogeltränken, Untersetzern von Pflanzkübeln, Reifen, leeren Getränkedosen und ähnlichen, kleinen Wasseransammlungen. Präparate, die den Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis enthalten, können zur Bekämpfung der Stechmückenlarven in Regentonnen oder Teichen eingesetzt werden. Der Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis wirkt hochselektiv nur auf die Stechmückenlarven. Für Menschen, Haustiere, Fische oder andere in Teichen lebende Insekten wie zum Beispiel Libellen ist der Wirkstoff laut Herstellerangabe bei sachgemäßer Anwendung vollkommen ungefährlich. Auch der Wirkstoff Azadirachtin hat laut Alouani et al. (2013) eine larvizide Wirkung auf die Larven der Gemeinen Stechmücke. Die adulten Stechmücken können mit Pyrethroiden bekämpft werden.

Abbildung 3: Die Wiesenschnake (Tipula paludosa) gehört wie die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) in die Ordnung der Zweiflügler

Abbildung 3: Die Wiesenschnake (Tipula paludosa) gehört wie die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) in die Ordnung der Zweiflügler

Abbildung 4: Der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) ernährt sich wie die Weibchen der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens) von menschlichem Blut

Abbildung 4: Der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) ernährt sich wie die Weibchen der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens) von menschlichem Blut