Wissenschaftlicher Artname des Berlinkäfers: Trogoderma angustum (SOLIER, 1849-51)
Die ursprünglich aus Südamerika stammende Art wurde um 1920 von Chile über die USA nach Polen und Deutschland eingeschleppt. Der zu den Speckkäfern (Dermestidae) gehörende Material- und Vorratsschädling besitzt einen lang gestreckten, schmalen Körper. Das Verhältnis von Länge zu Breite ist größer als 2,1:1. Die Flügeldecken weisen 3 gebogene, von weißen Haaren gebildeten, mehr oder weniger deutliche Haarbinden auf (s. Abb. 1). Die Körperlänge der Männchen beträgt 2 bis 3 mm. Die Weibchen von Trogoderma angustum werden mit 3 bis 4 mm etwas größer. Die langgestreckten, walzenförmigen Berlinkäferlarven besitzen am Hinterleibsende ein Büschel längerer Haare.
Abbildung 1: Der Berlinkäfer (Trogoderma angustum) stammt ursprünglich aus Südamerika
Abbildung. 2: Der Australische Teppichkäfer (Anthrenocerus australis) ist ein Textilschädling, der oft mit dem Berlinkäfer verwechselt wird
Nachdem die Art jahrzehntelang v. a. aus Berlin und Hamburg gemeldet wurde, belegen neuere Funde aus Frankfurt, Köln, Mainz, Wiesbaden und München, dass Trogoderma angustum mittlerweile auch West- und Süddeutschland besiedelt. Die stark beborsteten Larven von Trogoderma angustum können sich auf einem breiten Nahrungsspektrum entwickeln, wobei die Entwicklungsdauer stark von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Art der Nahrung beeinflusst wird. Beispielsweise beträgt die Mindestentwicklungszeit bei 20°C und 60 % relativer Luftfeuchtigkeit auf Erdnüssen 108, auf Mais 121 und auf Malz 125 Tage. Bei 25°C und 60 % relativer Luftfeuchtigkeit beträgt die Mindestentwicklungszeit auf Haferflocken 53 und auf Mais 92 Tage. Bei Temperaturen unter 10°C findet keine Eiablage mehr statt. Bevorzugte pflanzliche Nahrung stellen Weizen, Roggen, Gerste, Reis, Mais, Haselnusskerne, Hafer, Erdnüsse, Trockenerbsen und Pollen dar. Die Larven können ihre Entwicklung allerdings auch ausschließlich mit tierischer Nahrung wie toten Insekten, Vogelfedern, Tierleichen, Taubenfleisch und getrocknetem Rindfleisch vollenden. Die Larven von Trogoderma angustum sind in der Lage ohne Nahrungsaufnahme mehr als 3 Monate zu überleben. Sehr oft findet man Berlinkäfer in Wohnungen mit Wollteppichen oder Parkettböden.
Mit der oben erwähnten Ausbreitung geht eine wachsende Bedeutung der Art als Material- und Vorratsschädling in Wohnungen, Museen, Apotheken und Lagerräumen einher. Die Larven verursachen durch ihre Lebensweise Schäden an Wollteppichen, Lebensmitteln, Verpackungen und wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen. Die Imagines von Trogoderma angustum sind keine Schädlinge, da sie sich an Doldenblütlern und anderen Blütenpflanzen von Nektar und Blütenpollen ernähren.
Liegt ein Befall mit dem Berlinkäfer vor, so müssen zunächst die Entwicklungsstätten der Larven ausfindig gemacht und beseitigt werden. Probleme bereitet die Bekämpfung aufgrund der Tatsache, dass sich die Larven zur Verpuppung in unzugängliche Hohlräume zurückziehen oder sich sogar in bestimmte Materialien wie Styropor einbohren können. Daher sind die Puppen von Trogoderma angustum in der Praxis nicht zu bekämpfen. Erst die ausschlüpfenden Imagines können wieder bekämpft werden, wobei im Wohnbereich neben einer mechanischen Bekämpfung (Absaugen) nur der Einsatz von kurzzeitig wirksamen Pyrethroiden möglich ist. Um die Käfer am Ausschlüpfen zu hindern sind auch bauliche Maßnahmen, wie das Verlegen eines dichten Bodens (Laminat, PVC), geeignet.