Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Modermilbe (Tyrophagus putrescentiae).
Tyrophagus putrescentiae (SCHRANK, 1781)
Im Vergleich zu der sehr ähnlichen Mehlmilbe (Acarus siro) weist die Modermilbe eine größere Anzahl längerer Haare am Hinterleib auf. Die Weibchen von Tyrophagus putrescentiae werden mit ca. 0,4 Millimetern etwas größer als die Männchen, die nur etwa 0,3 Millimeter erreichen. Der Körper, die Mundwerkzeuge und auch die relativ kurzen Beine der Modermilbe sind farblos. Die aus dem Ei schlüpfende Larve besitzt als einziges Jugendstadium lediglich drei Beinpaare. Die späteren Entwicklungsstadien der Modermilbe nennt man Nymphen. Sie besitzen vier Beinpaare und ähneln auch sonst bereits weitgehend den ausgewachsenen Milben.
Abb. 1: Die Modermilbe (Tyrophagus putrescentiae) ist ein weltweit verbreiteter Vorratsschädling
Abb. 2: Die Modermilbe (Tyrophagus putrescentiae) gehört in die Gruppe der Spinnentiere (Chelicerata)
Modermilben treten weltweit als Schädlinge an Vorräten jeglicher Art auf. Befallen werden vor allem Eiweiß- und fetthaltige Lebensmittel wie Schinken oder Käse. Aber auch an Getreide und Trockenfrüchten werden diese Lebensmittelmilben regelmäßig gefunden. Die Weibchen von Tyrophagus putrescentiae legen bis zu 500 Eier vor allem an verschimmeltes Substrat. Die Modermilbe benötigt für ihre Entwicklung Temperaturen zwischen 8 und 35°C, sowie eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 65 %. Unter optimalen Bedingungen, das heißt Temperaturen von 26 bis 35°C, einer relativen Luftfeuchtigkeit von 90 bis 100 %, sowie einer Substratfeuchte von mindestens 14 %, dauert der Entwicklungszyklus nur 10 bis 13 Tage. Die adulten Modermilben sind frostempfindlich und sterben bereits bei 0°C. Eier von Tyrophagus putrescentiae überstanden allerdings im Experiment eine Temperatur von -10°C für 21 Tage.
Die Modermilbe tritt häufig in Mühlen, Getreidesilos, Lebensmittellagern oder Hühnerställen auf und ernährt sich unter anderem von Getreide, Mehl, Nüssen, Käse, Schinken oder Tabak. Im Getreidekorn schädigt Tyrophagus putrescentiae sowohl den Keimling, als auch den Mehlkörper. Dadurch verliert das Getreide nicht nur seine Keimfähigkeit, auch die Backfähigkeit des produzierten Mehls wird durch die Lebensmittelmilben verringert. Eine Massenvermehrung ist in Getreide oberhalb eines Substratgehaltes von 14 bis 17 % möglich. Besonders gefährdet ist Getreide mit einem Wassergehalt von mehr als 17,5 %, wenn gleichzeitig die Lagertemperatur 15°C übersteigt. Schädlich wird die Modermilbe nicht nur durch die verursachten Fraßschäden, sondern auch dadurch, dass sie Schimmelpilze überträgt. Lebensmittel nehmen bei Befall durch die Modermilbe einen unangenehmen Geschmack an. Kot und die bei der Häutung zurückbleibenden Exuvien können beim Menschen Allergien hervorrufen. Der Kontakt mit Tyrophagus putrescentiae kann Allergien der Haut, sowie der Atemwege verursachen. Estevez (2006) berichtet beispielsweise von einer Patienten, die durch wiederholten Kontakt mit Schinken und Wurstwaren, die von der Modermilbe befallen waren, eine Kontaktdermatitis entwickelte. Eine spanische Studie deutet darauf hin, dass es sich bei Tyrophagus putrescentiae um einen Hygieneschädling mit extrem hohen, allergenen Potential handelt. Von den Teilnehmern der Studie zeigten 22,4 % allergische Reaktionen nach Kontakt mit Modermilben-Extrakt (Vidal et al., 2006).
Ein Befall von Nahrungsmitteln und Lagergut kann verhindert werden, wenn die Ware trocken gelagert wird, da Modermilben trockene Bedingungen nicht tolerieren können. Tritt Tyrophagus putrescentiae in Silos oder Nahrungsmittel-Lagern auf, so können zur direkten Bekämpfung verschiedene gasförmige Akarizide wie zum Beispiel Stickstoff, Kohlendioxid und Phosphorwasserstoff (Phosphin) eingesetzt werden.