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Nordische Vogelmilbe - Ornithonyssus sylviarum

Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Nordischen Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum).

Wissenschaftlicher Artname der Nordischen Vogelmilbe

Ornithonyssus sylviarum (CANESTRINI & FANZAGO, 1877)

Nordische Vogelmilbe - Erkennen

Wie alle Milben besitzt auch die Nordische Vogelmilbe acht Beine. Die ausgewachsenen Männchen von Ornithonyssus sylviarum erreichen eine Körperlänge von 0,7 Millimeter. Die Weibchen werden bis zu 1,1 Millimeter lang. Am Kopf der Milben fallen die stilettförmigen Mundwerkzeuge, die sog. Cheliceren, auf. Milben, die Blut aufgenommen haben erscheinen je nach Verdauungsgrad des Blutes rotbraun bis grauschwarz.

Abb. 1: Die Bisse der Nordischen Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) können beim Menschen allergische Reaktionen hervorrufen

Abb. 1: Die Bisse der Nordischen Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) können beim Menschen allergische Reaktionen hervorrufen

Abb. 2: Nordische Vogelmilben (Ornithonyssus sylviarum) leben als blutsaugende Ektoparasiten im Gefieder zahlreicher Vogelarten

Abb. 2: Nordische Vogelmilben (Ornithonyssus sylviarum) leben als blutsaugende Ektoparasiten im Gefieder zahlreicher Vogelarten

Nordische Vogelmilbe - Vorkommen und Lebensweise

Die Nordische Vogelmilbe kommt weltweit in gemäßigten Klimaregionen vor. Diese Milbenart lebt als blutsaugender Ektoparasit an einer Vielzahl von Wildvögeln wie Haussperlingen (Passer domesticus) oder anderen Singvögeln, Haustauben (Columba livia domestica), Ziervögeln und Geflügel. Besonders in Hühnerställen und Taubenschlägen sind diese Parasiten weit verbreitet. Serafini et al. (2003) wiesen die Nordische Vogelmilbe erstmals auch beim Rabengeier (Coragyps atratus) nach. Bei brütenden Vögeln werden sowohl die Nestlinge als auch die Altvögel von der Nordischen Vogelmilbe befallen. Anders als die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) lebt Ornithonyssus sylviarum fast ständig auf ihrem Wirt. Falls geeignete Wirtsvögel fehlen, befällt die Nordische Vogelmilbe auch Säugetiere wie Katzen, Ratten, Mäuse, Kaninchen oder den Menschen. Bei kühlen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit können die Milben bis zu drei Wochen ohne Nahrung überleben. Bei hohen Temperaturen steigt die Mortalitätsrate von hungernden Nordischen Vogelmilben dagegen rasch an. Im Laborversuch starben bei einer Temperatur von 37°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 % bereits nach 24 Stunden die Hälfte der Versuchstiere ab. Nach vier Tagen waren sämtliche Individuen verhungert (Kells & Surgeoner, 1996). Der komplette Entwicklungszyklus von Ornithonyssus sylviarum dauert lediglich fünf bis zwölf Tage. Auf diese Weise können sich Nordische Vogelmilben während der Brutperiode in befallenen Vogelnestern explosionsartig vermehren. Garvin et al. (2004) wiesen in Nestern der nordamerikanischen Katzendrossel (Dumatella carolinensis) während der Brutsaison bis zu 3.400 Individuen der Nordischen Vogelmilbe nach. Von den 26 untersuchten Nestern der Katzendrossel waren 23 Nester von Ornithonyssus sylviarum befallen.

Nordische Vogelmilbe - Schadwirkung

Massiver Befall mit der Nordischen Vogelmilbe kann bei Hühnern und anderem Nutzgeflügel starken Blutverlust hervorrufen (De Loach & De Vaney, 1981). Außerdem kann bei Legehennen die Eiproduktion vermindert werden (De Vaney, 1979). Gefährlich ist die Nordische Vogelmilbe aber vor allem deshalb, weil sie ein potenzieller Vektor für Viren wie die Östliche Pferde-Encephalitis (eastern equine encephalitis) ist. Dies haben zumindest Laborexperimente von Chamberlain & Sikes (1955) bewiesen. Baker et al. (1956) wiesen die Erreger für St. Louis Encephalitis, Westlicher Pferde-Encephalitis (western equine encephalitis) und Newcastle-Krankheit (Newcastle disease) in Individuen von Ornithonyssus sylviarum nach. Verschiedentlich wurde darüber berichtet, dass die Nördliche Vogelmilbe auch den Menschen befällt, wenn keine Vögel als Wirte zur Verfügung stehen (Braun, 1979; Cahn & Shechter, 1958; Congly, 1985; Hidano & Asanuma, 1976 und Martalock, 1958). Dies ist meist dann der Fall, wenn Zugvögel nach der Brutsaison in ihr Winterquartier ziehen und die Parasiten in dem verlassenen Vogelnest zurück bleiben. In diesen Fällen gelangen die Milben in der Regel durch offene Fenster oder über die Klimaanlage in das Gebäude. Die Stiche der Nordischen Vogelmilbe können bei den betroffenen Personen juckende Ekzeme verursachen. Werden Menschen wiederholt gestochen, können sogar allergische Symptome wie Nesselfieber auftreten (Congly, 1985). Häufig treten die Stiche der Nordischen Vogelmilbe im Bereich der Kniekehlen und Ellenbeugen, auf der Innenseite der Oberschenkel und um den Bauchnabel herum auf (Habedank, 2002). Lutsky & Bar-Sela (1982) konnten nachweisen, dass Ornithonyssus sylviarum bei Beschäftigten in Geflügelzuchtanlagen asthmatische Reaktionen, also allergische Reaktionen der Atemwege hervorrufen kann. Eine Übertragung der Nördlichen Vogelmilbe auf den Menschen kommt auch bei direktem Kontakt mit infizierten Vögeln vor. Dieser Übertragungsweg ist beispielsweise für Halter von Ziervögeln dokumentiert worden. Aufgrund ihres allergenen Potenzials und ihrer möglichen Vektorfunktion für verschiedene Viruserkrankungen gilt die Nordische Vogelmilbe als Gesundheitsschädling.

Nordische Vogelmilbe - Bekämpfung

Die Nordische Vogelmilbe lässt sich mit verschiedenen Akariziden bekämpfen. Im Rahmen einer Laborstudie stellten Fletcher & Axtell (1991) fest, dass Ornithonyssus sylviarum relativ empfindlich auf die Wirkstoffe Lamda-Cyhalothrin und Permethrin reagiert. Um zu verhindern, dass die Nordische Vogelmilbe in Wohnungen gelangen kann, sollte die Fassade im Umkreis von Rolladenkästen, Fensterbänken und Filtern für Klimaanlagen mit Insektensprays eingesprüht werden, die die Wirkstoffe Lamda-Cyhalothrin oder Permethrin enthalten. Auch das Anbringen von doppelseitigem Klebeband auf der Fensterbank kann verhindern, dass Nordische Vogelmilben, Rote Vogelmilben (Dermanyssus gallinae) oder Taubenzecken (Argas reflexus) in Wohnungen eindringen können.

Abb. 3: Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) lebt wie die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) vom Blut ihrer Wirtsvögel

Abb. 3: Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) lebt wie die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) vom Blut ihrer Wirtsvögel

Abb. 4: Die Stiche der Taubenzecke (Argas reflexus) können wie die Stiche der Nordischen Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) Allergien hervorrufen

Abb. 4: Die Stiche der Taubenzecke (Argas reflexus) können wie die Stiche der Nordischen Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) Allergien hervorrufen