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Rote Vogelmilbe - Dermanyssus gallinae

Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Dermanyssus gallinae (Rote Vogelmilbe).

Wissenschaftlicher Artname der Roten Vogelmilbe

Dermanyssus gallinae (DE GEER, 1778)

Rote Vogelmilbe - Erkennen

Dermanyssus gallinae gehört in die Gruppe der Spinnentiere (Chelicerata). Wie alle Spinnentiere besitzt die Rote Vogelmilbe vier Laufbeinpaare. Der Habitus der Roten Vogelmilbe ist eiförmig, der Körper ist nicht segmentiert. Männchen von Dermanyssus gallinae erreichen eine Körperlänge von ca. 0,65 Millimeter, während Weibchen der Roten Vogelmilbe mit 0,75 Millimetern etwas größer werden (HAAG-WACKERNAGEL, 2005). Nach einer Blutmahlzeit können die Weibchen von Dermanyssus gallinae sogar eine Länge von zwei Millimetern erreichen. Die Cuticula der Roten Vogelmilbe ist weich und relativ dünn. Larven, Nymphen und Männchen sind weißlich bis grau gefärbt. Die Weibchen der Roten Vogelmilbe erscheinen nach der Nahrungsaufnahme rot oder schwarz.

Abb. 1: Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) wird oft von Straßentauben auf den Menschen übertragen

Abb. 1: Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) wird oft von Straßentauben auf den Menschen übertragen

Abb. 2: Ventralansicht der Roten Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae)

Abb. 2: Ventralansicht der Roten Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae)

Abb. 3: Die Taubenzecke (Argas reflexus) wird wie die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) von Straßentauben verbreitet

Abb. 3: Die Taubenzecke (Argas reflexus) wird wie die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) von Straßentauben verbreitet

Rote Vogelmilbe - Vorkommen und Lebensweise

Die Rote Vogelmilbe ist nahezu weltweit verbreitet und ernährt sich als temporärer Ektoparasit primär vom Blut verschiedener Vogelarten. Befallen werden neben Tauben (Columba livia domestica) auch Hühner, Gänse, Ziervögel und Wildvögel. Die Rote Vogelmilbe sucht ihren Wirt hauptsächlich nachts für ein bis zwei Stunden auf um Blut zu saugen. Tagsüber verstecken sich die Parasiten meist in Nistmaterial oder in direkter Nachbarschaft der Nester. Allerdings existieren auch Berichte, denen zufolge Menschen sogar tagsüber von der Roten Vogelmilbe attackiert wurden. In den Verstecken legt Dermanyssus gallinae auch ihre weißlichen, ovalen Eier ab, die eine Größe von 400 × 270 µm aufweisen. Bei ausreichend hohen Temperaturen können aus den Eiern nach zwei bis drei Tagen die sechsbeinigen Larven schlüpfen. Noch vor der ersten Nahrungsaufnahme häutet sich diese Larve innerhalb von 24 Stunden zur achtbeinigen Protonymphe. Die Protonymphe sucht sich sogleich einen Wirt und beginnt Blut zu saugen. Anschließend erfolgt die Häutung zur Deutonymphe, die ebenfalls Nahrung zu sich nimmt und sich zu einer adulten männlichen oder weiblichen Roten Vogelmilbe weiter entwickelt. Unter optimalen Bedingungen beträgt der komplette Lebenszyklus von Dermanyssus gallinae lediglich eine Woche, so dass sich die Populationen der Roten Vogelmilbe vor allem in Geflügelzuchtbetrieben sehr schnell aufbauen können. Nach einer Blutmahlzeit können die Weibchen von Dermanyssus gallinae längere Zeit hungern. Bei niedrigen Temperaturen zwischen 10 und 15°C, sowie einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit können die Tiere ohne weitere Nahrungsaufnahme bis zu 190 Tage überleben. Bei Nahrungsmangel kann die Rote Vogelmilbe verschiedene Säugetiere, darunter auch den Menschen, befallen. Zwar ermöglicht die Aufnahme von Säugetierblut das Überleben der Milben, zur Reproduktion sind die Weibchen der Roten Vogelmilbe allerdings auf Vögel als Wirtstiere angewiesen.

Rote Vogelmilbe - Schadwirkung

In Europa gilt die Rote Vogelmilbe als der wirtschaftlich bedeutendste Ektoparasit von Geflügel. In Geflügel-Zuchtbetrieben stellt ein Dermanyssus gallinae-Befall einen permanenten Stressfaktor für die Vögel dar und führt bei den betroffenen Tieren zu Anämie, verringerter Eiablage und manchmal sogar zum Tod. Die Rote Vogelmilbe wird zudem regelmäßig von verwilderten Haustauben auf den Menschen übertragen (HAAG-WACKERNAGEL, 2005) und gilt daher als Hygieneschädling. Es handelt sich um äußerst aktive Parasiten, die sich schnell fortbewegen und beim Kontakt mit einem potenziellen Wirt innerhalb einer Sekunde zubeißen können (AUGER et al., 1979). Beim Blutsaugen geben Rote Vogelmilben ein spezielles Speicheldrüsensekret in die Wunde ab, das lokal betäubend wirkt, Gewebe zersetzt und die Blutgerinnung hemmt. Beim Menschen können dadurch heftig juckende Stichstellen und Entzündungen der Haut (Dermatitis) auftreten (AUGER et al., 1979). REGAN et al. (1987) berichten davon, dass am Körper bzw. im Bett eines an Leukämie erkrankten Patienten hunderte von Roten Vogelmilben gefunden wurden. Der Patient reagierte in diesem Fall sogar am ganzen Körper mit allergischem Ausschlag. WINKLER (1967) schildert einen Fall, in dem zwölf Krankenhauspatienten von Dermanyssus gallinae befallen wurden. Einer der Patienten wurde dabei mehr als 500-mal gebissen. Dermanyssus gallinae wanderte hier durch Lüftungsschlitze in die Zimmer der Patienten. In ähnlichen Fällen gelangten Rote Vogelmilben durch die Klimaanlage in das Innere von Gebäuden (SEXTON & HAYNES, 1975; AUGER et al., 1979; REGAN et al., 1987). Auch der kurzfristige Aufenthalt in Dachstühlen, in denen Tauben rasten oder brüten, bzw. in denen sich noch verlassene Taubennester befinden, kann zu einem Befall mit Dermanyssus gallinae führen (BASELGA et al., 1996). Meist zeigen die betroffenen Personen nach einem Biss lediglich lokale Hautreaktionen. Da sich die Rote Vogelmilbe, im Gegensatz zur Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei), nicht in die menschliche Haut einbohrt, können die Parasiten problemlos durch ein Duschbad vom Körper entfernt werden. Falls nötig bringen laut ORTON et al. (2000) der Einsatz von Antihistaminika und schwachen Corticosteroid-Salben eine rasche Linderung der Beschwerden. Potenziell kann Dermanyssus gallinae auch humanpathogene Krankheitskeime wie die Erreger der westlichen Pferde-Enzephalitis, St. Louis Enzephalitis, Rückfallfieber (Borellia spp.) und murinem Fleckfieber (Rickettsia typhi s. mooseri) übertragen (HERMS, 1969; ALEXANDER, 1984).

Rote Vogelmilbe - Bekämpfung

Kurzfristig kann man die Rote Vogelmilbe durch den Einsatz von Akariziden bekämpfen. Eine dauerhafte Lösung des Problems ist aber nur zu erreichen, wenn es gelingt die Ursache für das Auftreten von Dermanyssus gallinae zu beseitigen. Dies kann zum Beispiel bedeuten leere Vogelnester auf Fassadenvorsprüngen zu beseitigen oder Tauben durch bauliche Maßnahmen den Zugang zu Dachböden zu verwehren. Anschließend müssen Bereiche, die den Vögeln zuvor als Brut- oder Rastplatz gedient hatten gründlich gereinigt und prophylaktisch mit einem Akarizid, wie zum Beispiel dem Wirkstoff Ivermectin behandelt werden.