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Wanderratte - Rattus norvegicus

Wanderratte (Rattus norvegicus)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Wanderratte (Rattus norvegicus).

Wissenschaftlicher Artname der Wanderratte

Rattus norvegicus (BERKENHOUT, 1769)

Wanderratte - Erkennen

Die zu den Nagetieren gehörende Wanderratte, die im englischen auch als brown rat bezeichnet wird, ist als Krankheitsüberträger und Hygieneschädling gefürchtet. Ursprünglich stammt Rattus norvegicus aus Ostasien. Mittlerweile hat sich der extrem erfolgreiche Kulturfolger allerdings weltweit verbreitet. Das Fell der Wanderratte ist auf der Oberseite braungrau und auf der Bauchseite grauweiß. Ohne Schwanz sind ausgewachsene Tiere 20 bis 27 cm lang. Wanderratten können bei uns höchstens noch mit der inzwischen sehr seltenen Hausratte (Rattus rattus) verwechselt werden. Hausratten bleiben durchschnittlich kleiner als Wanderratten, haben einen wesentlich längeren Schwanz und deutlich größere Ohren.

Abb. 1: Das Fell der Wanderratte (Rattus norvegicus) ist auf der Oberseite braungrau und auf der Bauchseite weißlich

Abb. 1: Das Fell der Wanderratte (Rattus norvegicus) ist auf der Oberseite braungrau und auf der Bauchseite weißlich

Abb. 2: Die Hausratte (Rattus rattus) ist in Deutschland viel seltener als die Wanderratte (Rattus norvegicus)

Abb. 2: Die Hausratte (Rattus rattus) ist in Deutschland viel seltener als die Wanderratte (Rattus norvegicus)

Abb. 3: Hier findet die Wanderratte (Rattus norvegicus) ideale Lebensbedingungen

Abb. 3: Hier findet die Wanderratte (Rattus norvegicus) ideale Lebensbedingungen

Wanderratte - Vorkommen und Lebensweise

In der Regel ist die Wanderratte nachtaktiv. Rattus norvegicus schwimmt, taucht und klettert hervorragend. Bevorzugte Lebensräume sind Müllplätze, die Kanalisation und Gebäude aller Art, in denen die Wanderratte Nahrung und Versteckplätze findet. In Städten leben Wanderratten außerdem häufig entlang von Wasserläufen (Traweger et al., 2006). Aufgrund ihrer Fähigkeit in der Kanalisation zu überleben, wird Rattus norvegicus auch als Kanalratte bezeichnet. Wanderratten sind sehr vermehrungsfreudig (rund 40 Nachkommen pro Weibchen) und sorgen das ganze Jahr für Nachwuchs. Rattus norvegicus ist ein Allesfresser und lebt gesellig in Familienrudeln. Unbekannte Nahrung wird von der Wanderratte oft verschmäht, dieses Verhalten wird als Misoneismus bezeichnet. Stehen Nahrung und Versteckplätze in ausreichendem Maße zur Verfügung, so kann die Wanderratte extrem hohe Populationsdichten erreichen. So schätzt man, dass auf der gerade einmal einen Quadratkilometer großen Insel Helgoland im Dezember 1961 mindestens 15.000 Wanderratten gelebt haben (Telle & Vauk, 1962).

Wanderratte - Schadwirkung

Die Wanderratte kann zahlreiche Infektionskrankheiten auf Menschen und Haustiere übertragen. Neben verheerenden Seuchen wie Pest oder Lassa-Fieber übertragen Wanderratten sehr häufig Tollwut, Salmonellen, oder Trichinen. Die Wanderratte überträgt darüber hinaus auch den Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta), der beim Menschen klinische Symptome hervorrufen kann und vor allem bei Kindern häufig gefunden wird. Daneben gelten Wanderratten auch als bedeutende Wirtschaftsschädlinge, die Nahrungsmittel anfressen oder mit ihrem Kot verschmutzen. Weitere Schäden verursacht Rattus norvegicus zum Beispiel durch das Annagen von elektrischen Leitungen.

Wanderratte - Bekämpfung

Generell trifft man Wanderratten überall dort an, wo sie Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten finden. Die äußerst anpassungsfähige Rattus norvegicus ist diesbezüglich alles andere als wählerisch. Probleme mit Wanderratten sind meist mit Hygieneproblemen verbunden. Daher muss eine erfolgreiche Bekämpfung der Wanderratte damit beginnen den Tieren Nahrung (zum Beispiel Essensreste, Tierfutter, Lebensmittel) und Versteckplätze (Müll, Gerümpel) zu entziehen (siehe auch: Praxisbeispiel - Bekämpfung von Wanderratten). Die eigentliche Bekämpfung der Ratten kann mit vergifteten Rattenködern erfolgen, die in speziell zur Rattenbekämpfung entwickelten Köderboxen ausgebracht werden. Die im Handel erhältlichen Präparate enthalten Wirkstoffe zur Blutgerinnung, die von den Wanderratten zusammen mit dem Köder aufgenommen werden. Mehrere Tage nach Aufnahme des Gifts sterben die Tiere an inneren Blutungen. Aufgrund der Wirkungsverzögerung können andere Rattus norvegicus-Gruppenmitglieder nicht gewarnt werden und fressen daher ebenfalls den vergifteten Köder. Da die Substanzen in gleicher Weise auch auf den Menschen wirken, sollte man sich nach dem Befüllen der Köderboxen unbedingt gründlich die Hände waschen. Die Köderboxen sind so konzipiert, dass die Wanderratte hier ungestört vom Köder fressen kann. Die Boxen sollten an ruhigen Plätzen aufgestellt werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass Kinder oder Haustiere nicht an den Köder gelangen können. Parallel zur Ausbringung von Giftködern können auch Schlagfallen eingesetzt werden um Wanderratten zu bekämpfen. Probleme bereitet die Bekämpfung der Wanderratte vor allem dann, wenn die Ratten gegenüber den im Rattenköder enthaltenen Wirkstoff resistent geworden sind. So sind viele Populationen der Wanderratte gegenüber dem schon recht alten Wirkstoff Warfarin mittlerweile resistent. Neuere Antikoagulantien, wie zum Beispiel der Wirkstoff Brodifacoum, zeigen dagegen noch eine recht gute Wirkung gegen Wanderratten. Barten (2005) gibt einen Überblick über die seinerzeit bestehende Resistenzsituation. Demnach wurden von Rattus norvegicus gegenüber den Wirkstoffen Bromadiolon, Chlorophacinon, Coumatetralyl, Difenacoum und Warfarin bereits Resistenzen ausgebildet. Im Gegensatz dazu wurde für die Antikoagulantien Brodifacoum, Difethialon und Flocoumafen bei der Wanderratte noch keine Resitenzentwicklung festgestellt. Nicht sachgemäß und laut Tierschutzgesetz verboten ist der Einsatz von Lebendfallen, die mit Klebeböden ausgestattet sind (Sellenschlo, 2005). Die gefangenen Wanderratten und Hausmäuse verenden nach einigen Tagen qualvoll auf den Klebeböden. Hierbei sind die Tiere einem extremen Stress ausgesetzt. Um zu entkommen, beißt sich eine auf einem Klebeboden gefangene Wanderratte nicht selten die Gliedmaßen ab.