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Thaumetopoea processionea - Eichenprozessionsspinner

Eichenprozessionsspinner bekämpfen

Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über Aussehen, Verbreitung, Verhalten, Schadpotenzial und Bekämpfen von Thaumetopoea processionea (Eichenprozessionsspinner).

Wissenschaftliche Bezeichnung: Thaumetopoea processionea (LINNAEUS, 1758)

Eichenprozessionsspinner - Aussehen

Eichenprozessionsspinner sind kleine, unauffällig gefärbte Schmetterlinge mit einer Flügelspannweite von maximal 35 mm. Die Gelege von Thaumetopoea processionea bestehen aus sechs bis sieben Reihen mit jeweils 20 bis 30 Eiern. Die weißlichen Eier tarnt das Weibchen mit Afterschuppen und einem speziellen Sekret, so dass sie eine dunkle Färbung annehmen (s. Abb. 1). Bis zur Verpuppung häuten sich die Raupen 5-mal. Die Altlarven sind auf dem Rücken dunkel gefärbt und besitzen lange, weißliche Haare (s. Abb. 2). Dagegen sind die für den Eichenprozessionsspinner charakteristischen Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten, mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Abb. 1: Gelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea). Die Larven sind schon geschlüpft.

Abb. 1: Gelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea). Die Larven sind schon geschlüpft.

Abb. 2: Die Raupen von Thaumetopoea processionea (Eichenprozessionsspinner) bilden auf der Suche nach Nahrung lange Reihen, die namensgebenden „Prozessionen“

Abb. 2: Die Raupen von Thaumetopoea processionea (Eichenprozessionsspinner) bilden auf der Suche nach Nahrung lange Reihen, die namensgebenden „Prozessionen“

Abb. 3: Die Larven des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) legen ihre Gespinstnester meist am Stamm an

Abb. 3: Die Larven des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) legen ihre Gespinstnester meist am Stamm an

Abb. 4: Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) in alten Gespinstnestern können noch jahrelang aktives Thaumetopoein enthalten.

Abb. 4: Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) in alten Gespinstnestern können noch jahrelang aktives Thaumetopoein enthalten.

Eichenprozessionsspinner - Verbreitung und Verhalten

Der Eichenprozessionsspinner kommt in West- und Zentraleuropa vor und besiedelt hier vor allem trocken-warme Gebiete vom Flachland bis in das Hügelland. Die Raupen ernähren sich von den Blättern verschiedener Eichenarten wie Stiel- oder Traubeneiche. Besonders häufig findet man die Raupen von Thaumetopoea processionea auf einzeln stehenden Eichen im städtischen Bereich oder entlang von Waldrändern. Die Falter sind zwischen Ende Juli und Anfang September vom späten Nachmittag bis in die Abendstunden hinein aktiv. Die Weibchen legen bis zu 300 Eier an dünne Zweige im Kronenbereich der Eichen ab. Die Eientwicklung beginnt bereits kurz nachdem die Eier abgelegt wurden. Die voll entwickelten Larven des Eichenprozessionsspinners überwintern dann im Ei. Sie schlüpfen normalerweise zwischen Mitte April bis Anfang Mai und fressen zunächst an den sich entwickelnden Knospen. Später werden dann die Blätter verzehrt. Die Raupen von Thaumetopoea processionea leben von Beginn an gesellig und bilden ab Mitte Juni die aus Gespinstfäden, Kot und Larvenhäuten bestehenden Gespinstnester, die am Stamm, an Ästen oder in Astgabeln angelegt werden (s. Abb. 3). Die Raupen des Eichenprozessionsspinners fressen vor allem nachts und suchen die Gespinstnester tagsüber und zur Häutung auf. Zwischen Ende Juni und Anfang Juli findet in den Gespinstnestern auch die Verpuppung statt.

Eichenprozessionsspinner - Schadpotenzial

Eichenprozessionsspinner sind nicht nur Forstschädlinge, die bei einem starken Befall Eichen komplett kahl fressen können, sondern vor allem gefährliche Gesundheitsschädlinge. Schuld daran sind die mikroskopisch kleinen und extrem feinen Brennhaare der Raupen, die ab dem dritten Larvalstadium ausgebildet werden und das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Bei Hautkontakt kann dieser Giftstoff Ausschläge, Schwellungen, Juckreiz und Quaddelbildung hervorrufen. Sehr gefährlich ist es auch die Brennhaare von Thaumetopoea processionea einzuatmen. In diesen Fällen kann das Thaumetopoein Husten, Bronchitis und Asthma verursachen. Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners können ihr Gefahrpotenzial über Jahre hinweg behalten. Daher geht auch von älteren Gespinstnestern eine große Gefahr aus. Überall dort, wo Eichen vom Eichenprozessionsspinner befallen sind, können Personen mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt kommen. Da die Brennhaare mit dem Wind verdriftet werden ist die Gefahr am Boden unter befallenen Bäumen besonders hoch. Um nicht mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt zu kommen, sollte man befallene Eichen meiden, Raupen und Gespinste nicht berühren und sich an Orten, an denen Eichenprozessionsspinner vorkommen, nicht auf den Boden legen oder setzen. Falls man mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt gekommen ist, sollte man unbedingt so schnell wie möglich die Kleidung wechseln und duschen. Die Kleidung sollte man in diesem Fall bei 60°C waschen. Durch die hohe Temperatur kann das in den Brennhaaren enthaltene Protein Thaumetopoein zerstört werden.

Eichenprozessionsspinner - Bekämpfen

Laut Pflanzenschutzmittelverzeichnis vom 31.12.2011 kann man zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners die Wirkstoffe Lambda-Cyhalothrin (Karate Forst flüssig) und Diflubenzuron (Dimilin 80 WG) verwenden. Hier ist darauf zu achten, dass die Blätter im Kronenbereich vollständig mit diesen beiden Fraßgiften benetzt werden. Bekämpfungsmaßnahmen sollte man möglichst bis Mitte Mai durchführen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Raupen normalerweise noch nicht die gefährlichen Brennhaare ausgebildet. Eichenprozessionsspinner können darüber hinaus auch mit Bacillus thuringiensis-Präparaten wie DIPEL ES bekämpft werden. Auch dieses Produkt funktioniert als Fraßgift und muss somit von den Raupen des Eichenprozessionsspinners zusammen mit der Nahrung aufgenommen werden um seine Wirkung zu entfalten. Anders als Lambda-Cyhalothrin oder Diflubenzuron wirkt Bacillus thuringiensis sehr selektiv und darf daher auch im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt werden. Die aus gesundheitlichem Aspekt besonders gefährlichen Gespinstnester der Thaumetopoea processionea-Raupen müssen mechanisch entfernt werden. Bewährt hat sich hierbei der Einsatz von speziellen Industriestaubsaugern oder das Einsprühen der Gespinstnester mit einem Bindemittel wie Wasserglas. Bei diesen Arbeiten sollten unbedingt Schutzkleidung und Atemschutz benutzt werden.

Abb. 5: Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) sollten nur von Experten wie Schädlingsbekämpfern mit spezieller Schutzkleidung beseitigt werden.

Abb. 5: Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) sollten nur von Experten wie Schädlingsbekämpfern mit spezieller Schutzkleidung beseitigt werden.

Abb. 6: Vor dem Entfernen ist es ratsam die Gespinstnester von Thaumetopoea processionea (Eichenprozessionsspinner) mit dem Bindemittel "Wasserglas" einzusprühen.

Abb. 6: Vor dem Entfernen ist es ratsam die Gespinstnester von Thaumetopoea processionea (Eichenprozessionsspinner) mit dem Bindemittel "Wasserglas" einzusprühen.

Abb. 7: Spezielle Industriestaubsauger werden eingesetzt um die Gespinstnester und Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) einzusaugen.

Abb. 7: Spezielle Industriestaubsauger werden eingesetzt um die Gespinstnester und Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) einzusaugen.