Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Reduvius personatus (Große Raubwanze)
Reduvius personatus (Linnaeus, 1758)
Die Große Raubwanze, die oft auch als Kotwanze bezeichnet wird, gehört in die Familie der Raubwanzen (Reduviidae). Reduvius personatus ist eine lang gestreckte, glänzend dunkelbraun bis schwarz gefärbte Wanzenart, die eine Körperlänge von 16 bis 17 Millimetern erreicht (Weidner & Sellenschlo, 2003). Die Fußglieder (Tarsen) der Großen Raubwanze haben eine gelblichbraune bis rötlichbraune Färbung. Das erste Beinpaar ist im Vergleich zu den beiden anderen Beinpaaren etwas verdickt – dies stellt eine Anpassung an die räuberische Lebensweise der Großen Raubwanze dar. Wie die Graue Feldwanze (Rhaphigaster nebulosa) besitzt auch die Große Raubwanze einen auffällig flachen Körper. Der lange, dreigliedrige Stechrüssel ist normalerweise unter dem Körper verborgen. Um andere Insekten auszusaugen, kann der Stechrüssel allerding auch horizontal nach vorne gerichtet werden. Die stark behaarten Larven von Reduvius personatus sind im Gegensatz zu den adulten Wanzen ungeflügelt und haben eine grau-braune Färbung. Der Körper der Larven sondert ein klebriges Sekret ab, auf dem Staubteilchen, Sägespäne, Schmutz oder die Kotkrümel der Tiere kleben bleiben. Die Angewohnheit der Larven sich mit Kot und anderen Schmutzteilchen zu tarnen, hat dieser Wanzenart die deutsche Bezeichnung Kotwanze eingebracht.
Abbildung 1: Die Große Raubwanze oder Kotwanze (Reduvius personatus) gehört in die Familie der Raubwanzen (Reduviidae)
Abbildung 2: Die Stiche der Großen Raubwanze oder Kotwanze (Reduvius personatus) sind sehr schmerzhaft
Die Große Raubwanze ist ursprünglich eine europäische Wanzenart. Mittlerweile ist die Art allerdings auch in Nordamerika und anderen Teilen der Welt heimisch geworden. Reduvius personatus ist eine räuberisch lebende, nachtaktive Wanzenart, die mit Hilfe ihres kräftigen Stechrüssels andere, meist kleinere Insekten oder Spinnen aussaugt. Häufig ernährt sich die Große Raubwanze zum Beispiel von Bettwanzen (Cimex lectularius), was ihr die englische Bezeichnung bed bug hunter eingebracht hat. Auch die Schwalbenwanze (Oeciacus hirundinis) wird regelmäßig erbeutet. Die Imagines, das heißt die ausgewachsenen Wanzen, besitzen Flügel und können fliegen. Sie werden nachts von Lichtquellen angelockt und gelangen so regelmäßig auch in Wohnungen. Tagsüber verstecken sich die Wanzen in dunklen, trockenen Orten wie Ritzen und Spalten oder hinter Schränken. Den Name Kotwanze verdankt Reduvius personatus der Angewohnheit der Larven, sich aktiv mit Kotteilchen, Staub oder auch Sägespänen zu tarnen. Die Körperoberfläche (Cuticula) der Larven sondert eine klebrige Substanz ab, an der Schmutzteilchen haften bleiben. Auf diese Weise können die Körperumrisse der Larven fast vollkommen aufgelöst werden. Dieses Verhalten ermöglicht es den Larven der Großen Raubwanze Beutetiere aus dem Hinterhalt zu überwältigen und auszusaugen. Reduvius personatus wird häufig in Schuppen, alten Holzhäusern und auf Dachböden gefunden. Mascha (2002) berichtet von einem Fund der Großen Raubwanze in einem rund 200 Jahre alten Holzhaus. Hier wurde eine Larve dieser Wanzenart unter der Wandverkleidung aus Holzschindeln gefunden. Die Kotwanze besitzt einen einjährigen Entwicklungszyklus. Die gelbroten Eier sind rund 1,5 Millimeter lang und werden im Hochsommer abgelegt. Zur Eiablage werden die Eier von den Weibchen gruppenweise in kleinen Spalten und Hohlräumen deponiert. Bereits nach rund drei Wochen schlüpfen die Larven, die sich sofort nach dem Schlupf zum ersten Mal häuten. Junge Larven der Großen Raubwanze erbeuten vor allem Springschwänze oder kleine Fliegen. Insgesamt besitzt Reduvius personatus fünf Larvenstadien. Das vierte Larvalstadium überwintert. Im kommenden Frühjahr wird die Entwicklung zur ausgewachsenen, das heißt geschlechtsreifen Wanze vollendet. Imagines der Großen Raubwanze findet man besonders häufig in den Monaten Juni bis August.
Im Gegensatz zur Bettwanze (Cimex lectularius) ist die Kotwanze kein Blutsauger. Menschen werden daher nur in Ausnahmefällen gestochen – z. B. wenn man versucht diese Wanzen mit der Hand zu fangen. Die Stiche der Großen Raubwanze sind allerdings äußerst schmerzhaft und sollen mit Bienenstichen vergleichbar sein. An der Einstichstelle können juckende Pusteln entstehen, die für mehr als eine Woche bestehen bleiben. Diese lokale Hautreaktion wird durch ein Verdauungsenzym hervorgerufen, das beim Stich in die Haut abgegeben wird. Durch Kratzen kann sich die Wunde mit Bakterien infizieren.
Die Große Raubwanze kommt normalerweise nur dort vor, wo sie ausreichend Nahrung in Form von anderen Insekten vorfindet. Beispielsweise ernährt sie sich von Bettwanzen (Cimex lextularius). Wird der Bettwanzenbefall durch geeignete Bekämpfungsmaßnahmen getilgt, dann fehlt der Kotwanze die Nahrungsgrundlage und die Tiere werden von selbst abwandern. Zur direkten Bekämpfung der Großen Raubwanze können Kontaktinsektizide wie Pyrethrum oder synthetische Pyrethroide verwendet werden.
Abbildung 3: Bettwanzen (Cimex lectularius) gehören zur Nahrung der Großen Raubwanze (Reduvius personatus)
Abbildung 4: Die Graue Feldwanze (Rhaphigaster nebulosa) bleibt etwas kleiner als die Kotwanze (Reduvius personatus)