Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Thermobia domestica (Ofenfischchen).
Thermobia domestica (PACKARD, 1837)
Das Ofenfischchen (englisch: firebrat) gehört, ebenso wie das nah verwandte Silberfischchen (Lepisma saccharina), zu den sog. Urinsekten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Insekten besitzen Ofenfischchen und Silberfischchen keine Flügel. Ofenfischchen erreichen eine Länge von bis zu 13 Millimeter und haben lange, gegliederte Geißelantennen, die aus sehr vielen Einzelgliedern bestehen. Der Brustabschnitt ist deutlich verbreitert, während sich der Hinterleib von Thermobia domestica nach hinten zu immer weiter verjüngt. Am Körperende fallen drei lange, borstenartige Fortsätze auf. Es handelt sich hierbei um die beiden seitlichen Cerci und das sog. Terminalfilum. Die Fühler sind auffallend lang und können die doppelte Körperlänge erreichen. Die Cerci sowie das Terminalfilum werden etwa so lang oder etwas länger als der Körper. Sowohl die Antennen als auch die drei langen Körperanhänge brechen sehr leicht ab. Ofenfischchen erscheinen von oben betrachtet gefleckt oder gebändert. Im Gegensatz zu Silberfischchen weist die Körperoberfläche der Ofenfischchen keine Schuppen auf, die das Licht reflektieren können. Die drei Hinterleibsanhänge sind hell und dunkel geringelt. Die Cerci stehen fast senkrecht vom Körper ab.
Abbildung 1: Ofenfischchen (Thermobia domestica) kommen vor allem in Bäckereien vor
Abbildung 2: Silberfischchen (Lepisma saccharina) sind nah mit Ofenfischchen (Thermobia domestica) verwandt
Abbildung 3: In Bäckereien kommt neben dem Ofenfischchen (Thermobia domestica) regelmäßig auch der Amerikanische Reismehlkäfer (Tribolium confusum) vor
Das Ofenfischchen stammt urspünglich vermutlich aus dem Gebiet des Nahen Ostens und kommt mittlerweile auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis vor. In Mitteleuropa trifft man das nachtaktive Ofenfischchen ausschließlich in beheizten Gebäuden an, da es auf Bereiche mit hohen Temperaturen angewiesen ist. Thermobia domestica ist noch thermophiler als das Silberfischchen (Lepisma saccharina) und liebt warme Räume, die zumindest zeitweise befeuchtet werden. Allerdings kann die Art auch trockene Bedingungen gut tolerieren. Da die Vorzugstemperatur des Ofenfischchens zwischen 32 und 37°C liegt gibt es in Mitteleuropa auch keine Freilandpopulationen dieser Fischchenart. Häufig leben Ofenfischchen in Bäckereien im Bereich der Öfen und Gärkammern. Hier ernähren sich diese Hygieneschädlinge von Mehl, Brot und Teigresten. In Mitteleuropa kann sich Thermobia domestica wohl nur in Bäckereien und ähnlichen Betrieben fortpflanzen. Weibliche Ofenfischchen legen ihre Eier bei Temperaturen zwischen 32 und 41°C ab. Im Laufe seines Lebens kann ein Weibchen von Thermobia domestica bis zu 200 Eier produzieren. Bei ausreichend hohen Temperaturen schlüpfen die Larven nach einer Inkubationszeit von 12 bis 13 Tagen aus dem Ei. Unter optimalen Bedingungen (hohe Temperaturen kombiniert mit einer hohen Luftfeuchtigkeit), beträgt die Dauer des Lebenszyklus nur elf bis zwölf Wochen (Sloderbeck, 2004). Ofenfischchen sind relativ langlebig und können ein Alter von bis zu eineinhalb Jahren erreichen. Während dieser Zeit können sich die zu den Urinsekten gehörenden Tiere bis zu 60-mal häuten und auf diese Weise Körperanhänge wie Fühler oder die drei Hinterleibsanhänge regenerieren. Wie bereits erwähnt sind Ofenfischchen nachtaktiv. Tagsüber verbergen sich die Tiere in dunklen Ritzen und Spalten.
Das Ofenfischchen gilt als Hygieneschädling, da es aufgrund seiner Lebensweise menschliche Nahrungsmittel mit humanpathogenen Krankheitserregern wie zum Beispiel Schimmelpilzsporen verunreinigen kann. Daher sollte Thermobia domestica insbesondere in Bäckereien und anderen Nahrungsmittelverarbeitenden bzw. - herstellenden Betrieben bekämpft werden.
Bei einem Auftreten von Ofenfischchen in Wohnungen oder Nahrungsmittelverarbeitenden Betrieben sollte man zunächst mit Hilfe von Klebefallen das Ausmaß des Befalls ermitteln. Zur eigentlichen Bekämpfung von Thermobia domestica eignen sich Kontaktinsektizide, die vor allem in den Schlupfwinkeln der Schädlinge ausgebracht werden sollten. Am einfachsten und effektivsten ist der Einsatz von Fraßködern, die speziell zum Einsatz gegen Ofenfischchen, Silberfischchen, Kakerlaken und Kellerasseln entwickelt wurden. Derartige Ködergele enthalten beispielsweise die insektiziden Wirkstoffe Fipronil oder Imidacloprid. Auch der Einsatz von Diatomeenerde ist bei einem Ofenfischchenbefall möglich. Diatomeenerde beschädigt die Wachsschicht auf der Körperoberfläche von Insekten und führt bei trockenen und warmen Bedingungen zum Austrocknen der Tiere. Ein großer Pluspunkt dieses Wirkstoffs ist, dass er bei sachgemäßer Verwendung für den Menschen nicht gesundheitsschädlich ist. Hierbei ist darauf zu achten, dass das verwendete Produkt zu 100 % aus amorphem Siliziumdioxid besteht und keine kristallinen Bestandteile aufweist.