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Kippleibameise - Crematogaster scutellaris

Kippleibameise (Crematogaster scutellaris)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung der Kippleibameise (Crematogaster scutellaris).

Wissenschaftlicher Artname der Kippleibameise

Crematogaster scutellaris (Olivier, 1791)

Kippleibameise - Erkennen

Die Kippleibameise gehört aufgrund ihrer spektakulären Körperfärbung und dem ganz charakteristischen Abwehrverhalten bei Bedrohung zu den unverwechselbaren Ameisenarten. Der Kopf der Ameisen ist kräftig gelbrot gefärbt. Der mittlere Körperabschnitt (Mesosoma) ist im vorderen Abschnitt rotbraun und hinten dunkelbraun gefärbt. Der Hinterleib (Gaster) ist herzförmig und hat eine schwarze Färbung. Die 11-gliedrigen Antennen enden mit einer dreigliedrigen Fühlerkeule. Zur Spitze hin werden die Antennenglieder immer dunkler. Die Beine sind dunkelbraun gefärbt. Crematogaster scutellaris gehört wie zum Beispiel die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) in die Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae), da der mittlere Körperabschnitt durch zwei sog. Stielchenglieder mit dem Hinterleib (Gaster) verbunden ist. Die Arbeiterinnen von Crematogaster scutellaris erreichen eine Körperlänge von 3,5 bis 5,5 Millimeter. Die Weibchen der Kippleibameise werden mit acht bis zehn Millimetern deutlich größer als die Arbeiterinnen. Die Männchen werden vier bis fünf Millimeter lang. Die Fühler der Männchen haben zwölf Antennenglieder. Außerdem besitzen männliche Kippleibameisen drei sog. Ocellen oder Punktaugen auf dem Scheitel. Ihren deutschen Namen erhielt Crematogaster scutellaris aufgrund des ganz charakteristischen Abwehrverhaltens dieser Art. Bei einer Bedrohung wird der Hinterleib so ähnlich wie bei einem Skorpion nach vorne geklappt. Dabei tritt aus der Stachelspitze ein Wehrsekret aus, mit dem die Ameisen ihre Gegner beschmieren können (Seifert, 1996). Im spanischen wird Crematogaster scutellaris als hormiga de los alcornoques bezeichnet, da sie ihre Nester häufig in der Rinde von Korkeichen anlegt (alcornoques = Kork).

Abbildung 1: Die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) besitzt eine auffällige Körperfärbung

Abbildung 1: Die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) besitzt eine auffällige Körperfärbung

Abbildung 2: Die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) ist im Mittelmeerraum weit verbreitet

Abbildung 2: Die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) ist im Mittelmeerraum weit verbreitet

Kippleibameise - Vorkommen und Lebensweise

Crematogaster scutellaris ist im gesamten Mittelmeergebiet, sowie im Kaukasus verbreitet und kommt von Nordafrika bis nach Südtirol und in das Tessin hinein vor. Vereinzelt wurden Kolonien der Kippleibameise auch schon in England (Collingwood, 1979), den Niederlanden (Boer & Vierbergen, 2008), Deutschland (Stitz, 1939; Sellenschlo, 1993; Heller, 2004) und Österreich (Heller, 2004) gefunden. Heller (2004) vermutet, dass Funde von Crematogaster scutellaris in Deutschland immer auf einer Einschleppung von kleinen Kolonien beruhen. Seifert (1996) berichtet, dass diese Ameisenart im Rheinland regelmäßig mit Pfirsich-, Kork- und Holzlieferungen eingeschleppt wird, in Deutschland allerdings bislang noch nicht heimisch geworden ist. Demgegenüber taucht Crematogaster scutellaris allerdings in der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands als eine Ameisenart mit geographischer Restriktion auf (Seifert, 1998). Heller (2004) berichtet von einer größeren Kolonie der Kippleibameise, die sich im Dachstuhl eines Hauses in Laudenbach an der Bergstraße angesiedelt hatte. Aufgrund von Beobachtungen der Hausbewohner, sowie der Größe dieser Ameisenkolonie konnte man darauf schließen, dass die Tiere bereits seit rund vier bis fünf Jahren in dem Gebäude lebten. Diese Beobachtung zeigt, dass eine südeuropäische Ameisenart wie Crematogaster scutellaris auch in Mitteleuropa in klimatisch besonders begünstigten Regionen stabile und langjährige Kolonien ausbilden kann. Laut Soulie (1955) liegt das Temperaturoptimum der Kippleibameise bei 25°C. Bei Temperaturen zwischen 11°C und 40°C verlassen die Arbeiterinnen das Nest zur Nahrungssuche. Bei der von Heller (2004) beschriebenen Kolonie aus Laudenbach an der Bergstraße waren die Ameisen bei Temperaturen ab ca. 10°C aktiv. Bei entsprechend milder Witterung konnten die Tiere von Februar bis November im Freiland beobachtet werden. Die Nahrungspalette von Crematogaster scutellaris ist recht vielseitig. Regelmäßig sammeln die Arbeiterinnen Honigtau von Blattläusen und anderen Pflanzensaftsaugern (Stitz, 1939; Heller, 2004). Daneben werden auch kleinere und größere Arthropoden wie Blattläuse oder Schmetterlinge erbeutet (Sellenschlo, 2002; Heller, 2004). Sogar kleinere, tote Wirbeltiere werden als Nahrungsquelle genutzt (Heller, 2004). Crematogaster scutellaris nistet laut Seifert (1996) in Südeuropa meist in Bäumen und Totholz wo die Kolonien stabile Kartonnester errichten, wie man sie zum Beispiel auch von der Zweifarbige Wegameise (Lasius emarginatus) kennt. In der Rinde von Korkeichen (Quercus suber) legen die Tiere ebenfalls häufig Gänge und Brutkammern an (Bernard, 1967). Stitz (1939) berichtet, dass die Kippleibameise in den Mittelmeerländern ihre Nester auch im Dachgebälk von Gebäuden anlegt. Laut Sellenschlo (1993) werden zum Nestbau Hohlräume in Zweigen oder Holz, unter Rinde oder zwischen Mauerwerk genutzt. In der Schweiz liegt die Schwärmzeit von Crematogaster scutellaris laut Kutter (1977) in den Monaten September und Oktober.

Kippleibameise - Schadwirkung

Dort wo sich eine Kolonie von Crematogaster scutellaris in verbautem Holz, wie zum Beispiel im Dachstuhl eines Hauses, angesiedelt hat müssen die Ameisen als Materialschädlinge bezeichnet werden. Das Holz wird mit einer Vielzahl von Gängen und Brutkammern durchzogen. Vor allem wenn eine Kolonie der Kippleibameise über viele Jahre hinweg im Dachgebälk lebt erscheint es möglich, dass Schäden an der Bausubstanz entstehen können. In einem solchen Fall sollte man die Schäden von einem Bausachverständigen überprüfen lassen – vor allem wenn tragende Holzteile befallen wurden.

Abbildung 3: Die Rasenameise (Tetramorium caespitum) gehört wie die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) in die Unterfamilie Myrmicinae (Knotenameisen)

Abbildung 3: Die Rasenameise (Tetramorium caespitum) gehört wie die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) in die Unterfamilie Myrmicinae (Knotenameisen)

Abbildung 4: Die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) ist wie die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) eine in Deutschland ursprünglich nicht heimische Ameisenart

Abbildung 4: Die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) ist wie die Kippleibameise (Crematogaster scutellaris) eine in Deutschland ursprünglich nicht heimische Ameisenart

Kippleibameise - Bekämpfung

Crematogaster scutellaris kann mit Fraßködern bekämpft werden. Da sich diese Ameisen nicht nur von Honigtau sondern auch von Insekten ernähren, können sowohl Fraßköder auf Zuckerbasis als auch Fraßköder auf Proteinbasis eingesetzt werden. Welcher Köder von den Ameisen bevorzugt wird, kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Der Handel hält verschiedene Gelköder und Granulatköder zur Ameisenbekämpfung bereit. Falls sich eine Kolonie von Crematogaster scutellaris in verbautem Holz eingenistet hat, so sollte man sich an ein Unternehmen wenden, das sich auf den Bereich Holzschutz bzw. Bautenschutz spezialisiert hat. Die im Holz lebenden Ameisen lassen sich entweder durch eine Heißluftbehandlung oder aber durch Kontaktinsektizide bekämpfen. Bei einer Heizluftbehandlung wird das befallene Holz für mindestens eine Stunde auf Temperaturen von über 55°C erhitzt, so dass alle im Holz lebenden Kippleibameisen abgetötet werden. Alternativ können auch Kontaktinsektizide im Bohrlochtränkverfahren unter hohem Druck in das befallene Holz injiziert werden. Es empfiehlt sich die Zahl der Arbeiterinnen zunächst mit Fraßködern zu dezimieren und die verbliebene Crematogaster scutellaris-Kolonie dann durch eine Heißluftbehandlung oder mit Kontaktinsektiziden zu bekämpfen.