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Erdbeerwurzelrüsselkäfer - Otiorhynchus ovatus

Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung des Erdbeerwurzelrüsselkäfers (Otiorhynchus ovatus)
 
Wissenschaftlicher Artname des Erdbeerwurzelrüsselkäfers: Otiorhynchus ovatus (LINNAEUS, 1758)
 

Erdbeerwurzelrüsselkäfer - Erkennen

Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer gehört ebenso wie der nahverwandte Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) in die Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Charakteristisch für alle Rüsselkäfer ist, dass der Kopf der Käfer nach vorne rüsselförmig verlängert ist. Am Ende dieses „Rüssels“ befinden sich die Mundwerkzeuge. Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer ist ein vier bis sechs Millimeter langer und glänzend schwarz bis schwarzbraun gefärbter Käfer. Fühler und Beine von Otiorhynchus ovatus haben dagegen eine braunrote Färbung. Der Halsschild (Pronotum) ist grob gekörnt. In der Mitte des Halsschildes haben sich die einzelnen Punkte zu Längsschwielen vereinigt. Auf den Flügeldecken weisen die Erdbeerwurzelrüsselkäfer zehn Punktstreifen auf. Die Flügeldecken (Elytren) sind mit feinen und kurzen gelblichen Haaren bedeckt. Da die Vorderflügel miteinander verschmolzen sind, sind Erdbeerwurzelrüsselkäfer nicht in der Lage zu fliegen. Die Larven von Otiorhynchus ovatus haben eine engerlingsartige Gestalt und sind weißlich gefärbt. Kurz vor der Verpuppung erreichen sie eine Länge von bis zu acht Millimetern.

Abbildung 1: Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus)gehört ebenso wie der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) in die Familie der Rüsselkäfer

Abbildung 1: Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus)gehört ebenso wie der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) in die Familie der Rüsselkäfer

Abbildung 2: Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) sind weltweit vorkommende Pflanzenschädlinge

Abbildung 2: Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) sind weltweit vorkommende Pflanzenschädlinge

Erdbeerwurzelrüsselkäfer - Vorkommen und Lebensweise

Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer ist laut Fisher und Edwards (2002) weltweit verbreitet. Nach Nordamerika wurde dieser gefürchtete Pflanzenschädling vermutlich mit befallenem Pflanzenmaterial verschleppt. Während die Käfer nur geringe Fraßschäden an Blättern und Nadeln verursachen, können die an den Wurzeln fressenden Larven die befallenen Pflanzen sogar zum Absterben bringen. Aus der Literatur sind für den Erdbeerwurzelrüsselkäfer rund 40 verschiedene Futterpflanzen bekannt, die aus verschiedenen Pflanzenfamilien stammen. Besonders häufig findet man Larven und Käfer von Otiorhynchus ovatus an Nadelholzarten. Fisher (2006) untersuchte fünf verschiedene Pflanzen auf ihre Eignung als Wirtspflanzen für den Erdbeerwurzelrüsselkäfer. Dabei stellte sich heraus, dass die Eibe (Taxus baccata) als Wirtspflanze vollkommen ungeeignet ist. Als Wirtspflanzen geeignet waren dagegen Gemeine Fichte (Picea abies var. nidiformis), Zuckerhutfichte (Picea glauca var. conica), Rhododendron (Rhododendron catawbiense Boursault) und Erdbeere (Fragaria x anassa „Totem“). Käfer, die mit Erdbeerblättern gefüttert wurden, legten im Vergleich mit den anderen Testgruppen die meisten Eier ab und lebten auch länger. Für die Larven des Erdbeerwurzelrüsselkäfers erwies sich die Zuckerhutfichte als beste Nahrungsquelle. Die getestete Rhododendron-Varietät bot sowohl den Larven als auch den Imagines von Otiorhynchus ovatus die schlechtesten Entwicklungsmöglichkeiten.

Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer ist eine univoltine Art. Dies bedeutet, dass pro Jahr nur eine Generation ausgebildet wird. Die Käfer pflanzen sich parthenogenetisch, d.h. durch Jungfernzeugung fort. Die Eier werden zwischen Spätfrühling und Spätsommer auf die Bodenoberfläche oder in die Streuschicht abgelegt. Teilweise werden die Eier aber auch auf die Blätter der Nahrungspflanzen abgelegt und fallen dann von den Blättern zu Boden. Jedes Weibchen legt zwischen 150 und 200 Eier ab. Unter Freilandbedingungen schlüpfen die Larven normalerweise ein bis zwei Wochen nach der Eiablage. Fisher und Edwards (2002) untersuchten die Auswirkungen verschiedener Temperaturen auf die Eientwicklung des Erdbeerwurzelrüsselkäfers unter Laborbedingungen. Hierbei stellten die Autoren fest, dass die Eientwicklung bei Temperaturen zwischen 6°C und 33°C möglich ist. Optimal für die Eientwicklung von Otiorhynchus ovatus ist eine konstante Temperatur von 21°C. Hier beobachteten Fisher und Edwards (2002) die in Kombination schnellste Eientwicklung bei der gleichzeitig geringsten Mortalitätsrate.

Die neonaten Larven suchen nach dem Schlupf Rhizome oder Wurzeln der Futterpflanze auf um daran zu fressen. Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer überwintert im Larvalstadium. Falls die Temperaturen hoch genug sind, fressen die Larven auch im Winter weiter (Schuh & Zeller 1944). Die Larven richten die größten Fraßschäden in den Monaten März und April an – kurz bevor sie sich in einer aus Erde gebildeten Puppenzelle im Boden verpuppen. Umble & Fisher (2002) untersuchten den Einfluss der Temperatur auf die Dauer der Puppenruhe bei Otiorhynchus ovatus unter Laborbedingungen. Dabei stellten sie fest, dass die Puppenruhe bei einer konstanten Temperatur von 6°C 127 Tage betrug. Dagegen erfolgte der Käferschlupf bei einer Temperatur von 30°C bereits nach einer Woche. Unter Freilandbedingungen schlüpfen die Imagines von Otiorhynchus ovatus zwischen Ende April und Ende Juni und beginnen dann mit dem Reifungsfraß. Nach Untersuchungen von Fisher (2006) vergehen bei einer konstanten Temperatur von 21°C je nach Nahrung zwischen 31 und 51 Tage, bis die Käfer mit der Eiablage beginnen.

Erdbeerwurzelrüsselkäfer - Schadwirkung

Der Erdbeerwurzelrüsselkäfer ist ein weltweit vorkommender, polyphager Pflanzenschädling. Die Larven fressen an Rhizomen und Wurzeln von mindestens 40 Pflanzenarten und können die befallenen Pflanzen so stark schädigen, dass diese absterben. In Nordamerika gilt diese Rüsselkäferart insbesondere als Schädling an Erdbeere, Pfefferminze, Koniferen und Beerensträuchern. In Argentinien wurde der Erdbeerwurzelrüsselkäfer als Schädling an Erdbeere (Fragaria sp.) und Cranberry (Vaccinium corymbosum) beschrieben (Del Rio et al., 2010). Besondere Probleme bereitet Otiorhynchus ovatus in Gärtnereien. Hier werden insbesondere Jungpflanzen befallen. Die Käfer fressen an Nadeln und Blättern von verschiedenen Futterpflanzen und hinterlassen hier ihre typischen Fraßspuren (sog. Buchtenfraß).

Erdbeerwurzelrüsselkäfer - Bekämpfung

Die im Boden lebenden Larven der Erdbeerwurzelrüsselkäfer lassen sich mit Hilfe von mikroskopisch kleinen Fadenwürmern (Nematoden) bekämpfen. Die Nematoden können im Handel bestellt und einfach beim Gießen der Pflanzen ausgebracht werden. Sie dringen dann über den Boden in die Larven des Erdbeerwurzelrüsselkäfers ein. In ihrem Wirt geben die Fadenwürmer ein Bakterium ab, das sich in der Erdbeerwurzelrüsselkäferlarve vermehrt und diese so abtötet. Auch die Nematoden selbst vermehren sich in den befallenen Larven von Otiorhynchus ovatus. Nachdem die Rüsselkäferlarve abgestorben ist, verlassen sie die Fadenwürmer um sich einen neuen Wirt zu suchen. Gegen die Larven des Erdbeerwurzelrüsselkäfers werden die beiden Nematodenarten Steinernema kraussei und Heterorhabditis bacteriophora angeboten. Steinernema kraussei benötigt eine Bodentemperatur von mindestens 5°C. Heterorhabditis bacteriophora wird erst bei einer Temperatur von 12°C aktiv. Die Fadenwürmer können bei Zimmerpflanzen, in Wintergärten, in Gewächshäusern oder auch im Freiland eingesetzt werden. Die Nematoden werden einfach in das Gießwasser gegeben und gelangen beim Gießen in den Boden. Die Nematodenart Steinernema carpocapsae kann auch gegen die ausgewachsenen Käfer eingesetzt werden. Im Handel kann ein mit den Nützlingen präpariertes Brettchen bestellt werden, das so konzipiert wurde, dass es den erwachsenen Erdbeerwurzelrüsselkäfern als Unterschlupf dient. Die Nuten des kleinen Brettchens werden mit einem speziellen Gel bestrichen, das die Nematoden enthält. Suchen Erdbeerwurzelrüsselkäfer diese Verstecke auf, so werden sie mit den Fadenwürmern infiziert. Die Köderfalle muss mit den Nuten nach unten auf den feuchten Boden gelegt werden. Laut Angaben des Herstellers bleiben die Nematoden unter optimalen Bedingungen bis zu sechs Wochen infektiös. Für Menschen und Haustiere stellen diese Nützlinge bei sachgemäßer Anwendung keine Gefahr dar.

Abbildung 3: Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) ist wie der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) ein Pflanzenschädling

Abbildung 3: Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) ist wie der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) ein Pflanzenschädling

Abbildung 4: Der Behaarte Erdbeersamenlaufkäfer (Pseudoophonus rufipes) gilt ebenso wie der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) als Schädling an Erdbeerpflanzen

Abbildung 4: Der Behaarte Erdbeersamenlaufkäfer (Pseudoophonus rufipes) gilt ebenso wie der Erdbeerwurzelrüsselkäfer (Otiorhynchus ovatus) als Schädling an Erdbeerpflanzen