Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Lasius brunneus (Braune Wegameise).
Wissenschaftlicher Artname der Braunen Wegameise: Lasius brunneus (LATREILLE, 1798)
Abbildung 1: Arbeiterin der Braunen Wegameise (Lasius brunneus)
Abbildung 2: Männchen der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) sind immer geflügelt
Die Braune Wegameise tritt relativ häufig als ernstzunehmender Materialschädling in Gebäuden auf und gehört wie auch die sehr häufige Schwarzgraue Wegameise (Lasius niger) in die Unterfamilie Formicinae. Der Kopf dieser Ameisenart ist hell bronzebraun. Der mittlere Körperabschnitt ist gelblichbraun und der Hinterleib dunkelbraun bis schwarzbraun (siehe Abbildung 1). Die Arbeiterinnen der Braunen Wegameise erreichen eine Körpergröße von drei bis vier Millimeter. Die geflügelten Geschlechtstiere (Männchen und Weibchen) werden etwas größer und zeigen nicht die deutliche Zweifarbigkeit der Arbeiterinnen. Nach der Begattung werfen die Weibchen ihre Flügel ab. Daher sind die Königinnen der Braunen Wegameise ebenso wie die Arbeiterinnen ungeflügelt.
Abbildung 3: Hier hatte sich eine Kolonie von Lasius brunneus (Braune Wegameise) in einer Zwischendecke einquartiert
Abbildung 4: Geflügeltes Weibchen der Braunen Wegameise (Lasius brunneus)
Die Braune Wegameise ist eine einheimische Ameisenart und kommt in Deutschland fast überall vor. Man findet die Art sowohl in Wäldern (v. a. in Laub- und Mischwäldern) als auch in Parks, Gärten oder in Hecken mit größeren Bäumen. Lediglich reine, schattige Nadelwälder meidet diese Art meist. Unverzichtbar für das Vorkommen der Braunen Wegameise sind Bereiche in denen Totoholz vorhanden ist. Besonders wichtig für diese holzbewohnende Ameisenart sind alte Bäume, die in der Regel auch einen hohen Anteil an bereits abgestorbenen Ästen aufweisen. Die höchsten Populationsdichten weist die Art in Laubwäldern mit bis zu 23 Völkern pro 100 Quadratmetern auf. Die Braune Wegameise legt ihre Nester durch das Aushöhlen von morschem Holz sowohl im Wurzelbereich von Bäumen, als auch bis vier Meter über dem Erdboden an. Obwohl die Koloniegründung vermutlich durch einzelne Weibchen erfolgt, können bereits länger bestehende Völker mitunter auch mehrere Königinnen enthalten. Die Arbeiterinnen der Braunen Wegameise sammeln regelmäßig Honigtau von verschiedenen Blattläusen oder Rindenläusen wie zum Beispiel der Großen Eichenrindenlaus (Stomaphis quercus). Nur relativ selten werden auch Insekten oder deren Larven verzehrt. Die männlichen und weiblichen Geschlechtstiere schwärmen in der Natur von Ende Mai bis Anfang August in der Zeit zwischen 5.00 und 14.00 Uhr. Bei Kolonien, die in Gebäuden leben, kann der Schwarmflug auch schon etwas früher im Jahresverlauf beginnen.
Die Braune Wegameise kommt regelmäßig in Häusern vor, wo sie verbautes Holz vor allem dann befällt, wenn dieses infolge von Feuchtigkeit und Pilzbefall bereits vorgeschädigt ist. Allerdings werden auch Häuser besiedelt, in denen kein Wasserschaden aufgetreten ist. Häufig findet man Lasius brunneus auch in Zwischendecken oder Rolladenkästen, wo sie ihre Nester in Dämmstoffen wie Styropor anlegt. Regelmäßig werden die Nester dieser materialschädlichen Ameisenart auch entlang der Rohre von Fußbodenheizungen angelegt. Hier herrschen auch im Winter angenehme Temperaturen für die Tiere. Die Arbeiterinnen der Braunen Wegameise tendieren dazu in Spalten zu laufen und vermeiden es freie Oberflächen zu überqueren. Aus diesem Grund wird ein Befall im Haus häufig erst dann wahrgenommen, wenn zum Teil große Mengen von geflügelten Männchen und Weibchen das Nest verlassen. Die Braune Wegameise gilt, wie andere Holzzerstörende Ameisenarten auch, als Materialschädling. Ein Befall durch die Braune Wegameise lässt sich eigentlich nicht verhindern, da die Tiere im Freiland relativ weit verbreitet sind und so immer wieder einzelne begattete Weibchen nach dem Hochzeitsflug in Gebäude eindringen um hier in kleinen Hohlräumen eine Kolonie zu etablieren. Die Weibchen beginnen sehr schnell in ihrem Versteck Eier abzulegen und ziehen die ersten Arbeiterinnen allein groß. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind bleibt die Königin im Nest und konzentriert sich auf die Eiablage. So kann es sein, dass die Kolonie für die ersten zwei bis drei Jahre schlichtweg übersehen wird. Meist fällt ein Befall erst dann auf wenn die Kolonie groß genug geworden ist und die ersten geflügelten Männchen und Weibchen im Frühjahr das Nest zum Hochzeitsflug verlassen. Auch die Zuwanderung einer kompletten Kolonie aus dem Freiland ins Haus erscheint möglich, da die meisten Ameisenarten ihren Niststandort wechseln können wenn der alte Niststandort unattraktiv geworden ist oder die Tiere einen attraktiveren Niststandort finden.
Durch das Aushöhlen von tragenden Holzelementen in Gebäuden kann die Braune Wegameise unter Umständen große Schäden anrichten. Unabhängig von der Bekämpfung empfiehlt sich bei einem Befall durch Lasius brunneus daher die Einschaltung eines Bausachverständigen. Die Bekämpfung von Kolonien der Braunen Wegameise, die sich im Haus angesiedelt haben bereitet aus verschiedenen Gründen oft erhebliche Probleme. Außerhalb des Nestes trifft man in der Regel nur die Arbeiterinnen von Lasius brunneus an. Die ausschließliche Bekämpfung dieser Außendiensttiere macht nur wenig Sinn, da der Verlust von vergleichsweise wenigen Individuen in den großen Kolonien der Braunen Wegameise kaum ins Gewicht fällt. Das eigentliche Ziel von Bekämpfungsaktionen sollte daher sein die Königin(nen) zu beseitigen, da nur dann das Lasius brunneus-Volk aussterben wird. Meist halten sich die Königinnen der Braunen Wegameise in dem am besten geschützten - und damit auch unzugänglichsten Teil des Nestes auf. Dies erschwert eine Bekämpfung mit Kontaktinsektiziden, besonders wenn es sich um weit verzweigte Nestanlagen handelt. Auch eine ausschließliche Bekämpfung mit Fraßködern bringt meist nicht den gewünschten Erfolg, da die Arbeiterinnen der Braunen Wegameise in der Regel mehrere Futterquellen nutzen und so nur ein Teil der Tiere den Fraßköder aufnimmt. Empfehleswert ist es zunächst zuckerhaltige Fraßköder wie z. B. Maxforce Quantum, Magnum Gel Ameisen, Advion Ameisen Gel, finicon Avantgarde Ameisenködergel, Fourmidor oder Lasa.gel AC auszuprobieren. Diese Gele müssen tropfenweise im Befallsbereich (z. B. hinter Sockelleisten) ausgebracht werden. Die Köderannahme muss dabei überwacht werden. Diese Schädlingsbekämpfungsmittel können nur wirken, wenn die Köder auch von den Ameisen gefressen werden. Die Wahrscheinlichkeit dass die Ameisen diese Fraßköder im Sommer annehmen ist sehr gering, da dann auch genügend Futter im Freiland verfügbar ist. Die beste Chance für eine Köderannahme ist daher im Winter bzw. im zeitigen Frühjahr gegeben. Falls die Ameisen den angebotenen Fraßköder nicht oder nicht ausreichend annehmen bleibt nichts anderes übrig als Wände oder Fußböden zu öffnen um das Volk zu finden und mit Kontaktinsektiziden zu bekämpfen.