Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Prostephanus truncatus (Großer Kornbohrer).
Prostephanus truncatus HORN (1878)
Der dunkelbraun gefärbte Große Kornbohrer gehört wie der Getreidekapuziner (Rhizopertha dominica) in die Familie der Bohrkäfer (Bostrichidae) und erreicht nach Pierce & Schmidt (1992) eine Körperlänge von 2,2 bis 4,3 mm. Charakteristisch für die Art ist ihr walzenförmiger Körperbau. Das Halsschild von Prostephanus truncatus wölbt sich kapuzenförmig über den Kopf. Die Flügeldecken des Großen Kornbohrers sind stark punktiert und fallen am hinteren Ende steil ab, so dass sie von oben betrachtet wie waagerecht abgeschnitten erscheinen. Die zehngliedrigen Fühler enden in einer dreigliedrigen Fühlerkeule. Die hell gefärbten Larven von Prostephanus truncatus erreichen vor der Verpuppung eine Länge von vier bis fünf Millimeter.
Abbildung 1: Der Große Kornbohrer (Prostephanus truncatus) richtet v. a. Schäden in gelagertem Mais an
Abbildung 2: Starker Befall mit dem Großen Kornbohrer (Prostephanus truncatus) an gelagertem Mais
Abbildung 3: Der Getreidekapuziner (Rhizopertha dominica) sieht dem Großen Kornbohrer (Prostephanus truncatus) recht ähnlich
Die Heimat des Großen Kornbohrers liegt ursprünglich in Zentralamerika und Mexiko. Von hier aus wurde Prostephanus truncatus vermutlich Anfang der 1970er Jahre mit Importmais nach West- und Ostafrika verschleppt. Der erste gesicherte Nachweis liegt aus dem Jahr 1981 aus dem ostafrikanischen Tanzania vor (Hodges et al., 1983). Im westafrikanischen Staat Togo wurde dieser Vorratsschädling erstmals im Jahr 1984 nachgewiesen (Harnisch & Krall, 1984). Mit Mais-Importen aus Befallsregionen kann der Große Kornbohrer auch nach Mitteleuropa gelangen. Die ovalen Eier sind weißlich-blass gefärbt und haben eine Länge von ca. 0,6 mm. Sie werden von den Weibchen einzeln innerhalb der Maiskörner in Kammern abgelegt, die anschließend fest mit Fraßmehl verschlossen werden. Im Lauf seines Lebens kann ein einzelnes Weibchen 300 bis 500 Eier ablegen. Die Entwicklungszeit von der Eiablage bis zum Schlupf der Larven beträgt bei 30°C und 75 % relativer Luftfeuchtigkeit fünf bis sechs Tage (Bell & Watters, 1982). Die C-förmigen Larven durchlaufen im Maiskorn drei Larvalstadien und wachsen von anfänglich 0,4 mm auf fünf Millimeter heran. Falls sich mehrere Larven von Prostephanus truncatus innerhalb eines Maiskorns entwickeln, wird das Korn komplett ausgehöhlt. Die Beine der Larven sind kurz und zum Laufen ungeeignet (Spilman, 1983). Die 5- bis 6-tägige Puppenzeit findet innerhalb oder außerhalb des Maiskorns in einer Hülle aus Speichelsekret und Fraßmehl statt. In anderen Verstecken als in Körnern ist die Mortalitätsrate der Puppen gewöhnlich erhöht (Hashem, 1989). Die Entwicklung vom Ei zum adulten Tier durchläuft der Große Kornbohrer unter günstigen Bedingungen (27-35 °C und 60-80 % relativer Luftfeuchtigkeit) innerhalb von 30 Tagen. Aufgrund seiner tropischen Herkunft hat Prostephanus truncatus eine relativ hohe Vorzugstemperatur. Wurde die Temperatur in Laborversuchen auf unter 20°C gesenkt, so verlängerte sich die Entwicklungszeit bei 70% relativer Luftfeuchtigkeit auf mehr als das 5-fache (Haubruge, 1987). Gegenüber Trockenheit ist dieser Vorratsschädling nur wenig empfindlich. Der Große Kornbohrer kann sich noch bei einer Kornfeuchte um 9 % im Mais vermehren.
Der Große Kornbohrer ist ein typischer „Primärschädling“, der auch in der Lage ist intakte Maiskörner zu nutzen. Durch seine Fraßtätigkeit und das so entstehende Fraßmehl wird der Befall mit „Sekundärschädlingen“ wie z. B. der Mehlmilbe (Acarus siro) oder dem Rotbraunen Reismehlkäfer (Tribolium castaneum) erst möglich. Neben Mais wird auch getrockneter Maniok befallen. Prostephanus truncatus tritt zudem als Materialschädling in Erscheinung, da sich die Käfer in mäßig harte Materialien wie zum Beispiel Holz einbohren können. In Afrika gilt der Große Kornbohrer seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts als wichtigster Vorratsschädling in Maisanbaugebieten. Für Kenia bezifferten Pierce & Schmidt (1992) die jährlichen Schäden durch Prostephanus truncatus mit 33 Millionen DM.
Werden Nahrungsmittel kühl und trocken gelagert, kann sich der aus den Tropen stammende Große Kornbohrer kaum entwickeln. Lagergut, das mit Prostephanus truncatus befallen ist, kann mit Phosphorwasserstoff oder Kohlendioxid begast werden um diesen Vorratsschädling zu bekämpfen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass gasförmige Insektizide ausreichend lange einwirken müssen um einen Bekämpfungserfolg sicherstellen zu können. In Kombination mit hohem Druck kann die erforderliche Einwirkungsdauer von Kohlendioxid deutlich verkürzt werden. Insbesondere das Puppenstadium des Großen Kornbohrers ist gegenüber gasförmigen Insektiziden nur wenig empfindlich. Zur Behandlung von leeren Lagerräumen vor der Einlagerung der neuen Ernte können amorpher Silikatstaub und Pyrethrine eingesetzt werden.