Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung von Sitophilus oryzae (Reiskäfer).
Sitophilus oryzae (LINNAEUS, 1763)
Der Reiskäfer ist ein Angehöriger der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Wie bei allen Rüsselkäfern ist der Kopf von Sitophilus oryzae rüsselförmig verlängert und nach unten gebogen. Die Mundwerkzeuge befinden sich am Vorderende des Rüssels. Die geknieten Antennen sitzen an der Rüsselbasis. Der bräunlich gefärbte Reiskäfer ist in der Lage zu fliegen und weist eine langovale Körperform auf. Auf den Flügeldecken (Elytren) fallen vier unregelmäßig geformte, orangefarbene bis rötliche Flecken auf. Der Halsschild (Pronotum) weist ein Muster aus zahlreichen, länglichen Punkten auf. Die Mittellinie des Halsschilds ist allerdings nicht gemustert. Je nach Brutsubstrat erreicht der Reiskäfer eine Körperlänge von 2,3 bis 3,5 Millimeter. Die länglichen Eier von Sitophilus oryzae sind weiß und 0,6 × 0,3 Millimeter groß. Die elfenbeinfarbenen Larven sind beinlos und besitzen eine gelbliche Kopfkapsel. Sie wirken mehr oder weniger gedrungen und erinnern von der Körperform her an Engerlinge. Kurz vor der Verpuppung erreichen die Larven von Sitophilus oryzae eine Länge von rund 2,3 Millimeter. Die Puppen des Reiskäfers werden bis zu 3,5 Millimeter lang.
Abb. 1: Der Reiskäfer (Sitophilus oryzae) ist ein hauptsächlich in den Tropen verbreiteter Vorratsschädling
Abb. 2: Der Maiskäfer (Sitophilus zeamais) sieht dem Reiskäfer (Sitophilus oryzae) sehr ähnlich
Abb. 3: Der Kornkäfer (Sitophilus granarius) gehört in die selbe Gattung wie der Reiskäfer (Sitophilus oryzae)
Es handelt sich bei Sitophilus oryzae um einen wirtschaftlich bedeutenden Vorratsschädling, der hauptsächlich in den Tropen vorkommt. In gemäßigte Breiten wird der relativ Wärme liebende Reiskäfer regelmäßig vor allem mit Reislieferungen eingeschleppt. Hier kann Sitophilus oryzae allerdings nur innerhalb von Gebäuden überleben. Der Reiskäfer kann sich in verschiedenen Getreidearten wie Weizen, Mais, Reis, Hirse oder Sorghum entwickeln. Mais, Reis und Hirse werden jedoch bevorzugt. In den Tropen wird Mais bereits direkt auf dem Feld befallen. Zur Eiablage frisst das Weibchen des Reiskäfers zunächst ein Loch in die Schale des Getreidekorns. Dann legt es ein einzelnes Ei in diese Öffnung und verschließt das Loch wieder mit einem speziellen Sekret. Die Larve von Sitophilus oryzae entwickelt sich innerhalb des Getreidekorns. Sie benötigt beim Fressen ein Widerlager und höhlt das Getreidekorn im Laufe der weiteren Entwicklung vollständig aus. In Weizen und Reis kann sich jeweils nur eine Larve pro Korn entwickeln. Aus den größeren Maiskörnern können auch mehrere Käfer schlüpfen. Der Reiskäfer bevorzugt im Vergleich zum Kornkäfer (Sitophilus granarius) etwas höhere Temperaturen. Sitophilus oryzae kann sich innerhalb eines Temperaturbereichs von 17 bis 34°C entwickeln. Der zur Entwicklung notwendige Feuchtebereich liegt zwischen 43 und 100 % relativer Luftfeuchtigkeit. Ein wichtiger Parameter ist darüber hinaus die Substratfeuchte. Getreide wird vom Reiskäfer in der Regel erst ab einer Kornfeuchte von 13 % befallen. Unter optimalen Bedingungen (27°C, 70 % relative Luftfeuchtigkeit und 13,4 % Kornfeuchte) dauert die Eientwicklung drei Tage. Bis zur Verpuppung benötigen die Larven des Reiskäfers weitere 16 Tage. Nach einer Puppenruhe von fünf Tagen frisst sich schließlich der frisch geschlüpfte Reiskäfer durch die Samenschale nach außen durch. Bei einer Temperatur von 17°C verlängert sich der Entwicklungszyklus auf drei Monate. Reiskäfer können Frost nicht tolerieren und sterben bereits bei 0°C rasch ab. In unseren Breiten können in geheizten Getreidelagern drei bis vier Generationen pro Jahr entstehen. In den Tropen fliegen die adulten Reiskäfer regelmäßig von den Getreidespeichern ins Freiland, wo sie das Getreide direkt auf den Feldern befallen. Nach der Ernte gelangen die Reiskäfer von hier aus wieder zurück in die Getreidesilos.
Der Reiskäfer tritt in Deutschland als Vorratsschädling in Getreidelagern und Lebensmittelverarbeitenden Betrieben wie zum Beispiel Nudelfabriken auf. Von hier aus gelangt Sitophilus oryzae regelmäßig in den Handel und taucht letztlich auch in Privathaushalten auf. Neben den reinen Fraßschäden bereitet der Reiskäfer vor allem durch die Verunreinigung der befallenen Ware große Probleme. In großen Getreidelagern kommt es dort, wo sich Sitophilus oryzae in Massen entwickelt, zu einer inselartigen Erwärmung des Getreides. Durch das anfallende Stoffwechselwasser bilden sich Schimmelpilze, die wiederum zahlreichen Milbenarten als Nahrung dienen. Befallenes Getreide wird ferner mit Kot und leeren Larvenhüllen kontaminiert. Es ist weder für den menschlichen Konsum geeignet, noch darf es als Tierfutter weiterverarbeitet werden. In den Tropen und Subtropen verursacht der Reiskäfer nicht nur Schäden an gelagertem Getreide, sondern befällt Reis, Mais und andere Getreidearten auch direkt auf dem Feld.
Die Bekämpfung von Larven und Puppen von Sitophilus oryzae ist schwierig, da sie aufgrund ihrer Lebensweise im geschlossenen Korn gegen Kontaktgifte geschützt sind. Zur Behandlung können mit Reiskäfern befallene Lebensmittel in gasdichten Containern mit Stickstoff, Kohlendioxid und Phosphorwasserstoff begast werden. Allerdings müssen vor allem die inerten Gase Stickstoff (N2) und Kohlendioxid (CO2) lange einwirken um zu einem Bekämpfungserfolg zu führen. Besondere Probleme bereitet die Bekämpfung der atmungsinaktiven Puppen von Sitophilus oryzae. Vor allem bei niedrigen Temperaturen nehmen sie kaum noch Sauerstoff – und damit auch Gift – auf. Daher überleben sie Bedingungen, die für die anderen Entwicklungsstadien des Reiskäfers bereits tödlich wären. Unter Laborbedingungen ließen sich adulte Reiskäfer auch mit Diatomeenerde bekämpfen (Athanassiou et al., 2006). Hier lag die Mortalitätsrate bei einer Dosis von 0,5 g, einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 % und einer konstanten Temperatur von 30°C nach einer Woche bei 100 %.