Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung des Rothalsbocks (Stictoleptura rubra)
Stictoleptura rubra (Linnaeus, 1758). Früher wurde diese Bockkäferart als Leptura rubra bezeichnet.
Der Rothalsbock ist wie der Hausbock (Hylotrupes bajulus) eine einheimische Art aus der Familie der Bockkäfer (Cerambycidae). Die Körperlänge beträgt beim Rothalsbock 10 bis 19 Millimeter. Der Kopf ist hinter den Augen halsförmig eingeschnürt. Der Halsschild ist am Vorderrand deutlich verengt. Stictoleptura rubra weist einen recht deutlichen Sexualdimorphismus auf. Die Flügeldecken (Elytren) und der Halsschild des Weibchens sind leuchtend rotbraun gefärbt, der Kopf ist schwarz. Die Fühler sind mittellang und schwach gesägt. Die Färbung der männlichen Rothalsböcke ist recht variabel. Die Flügeldecken sind ockergelb und der Halsschild ist ganz oder teilweise schwarz. Die Fühler der Männchen sind deutlich stärker gesägt. Die Männchen von Stictoleptura rubra sind in der Regel kleiner und schlanker als die gedrungener wirkenden Weibchen.
Abb. 1: Weiblicher Rothalsbock (Stictoleptura rubra)
Abb. 2: Larve des Rothalsbocks (Stictoleptura rubra)
Das Verbreitungsgebiet von Stictoleptura rubra erstreckt sich über weite Teile Europas, Nordafrikas und Asiens bis nach Sibirien. In Nordamerika wurden Rothalsböcke eingeschleppt und stellen somit dort Neozoen dar. Der Rothalsbock ist sowohl im Tiefland als auch im Gebirge weit verbreitet. Die erwachsenen Rothalsböcke ernähren sich von Pollen und Blütenteilen wie den Staubgefäßen, Stempeln oder Blütenblättern von Doldenblütlern oder Korbblütlern. Die tagaktiven Käfer fliegen von Juni bis September und sind dann häufig auf waldnahen Wiesen und auf Lichtungen auf Dolden- und Korbblüten zu finden. Ferner kann man sie auf Totholz wie Baumstümpfen von Nadelhölzern antreffen, wo die Weibchen ihre Eier ablegen. Die Larven des Rothalsbocks ernähren sich xylobiont von totem Nadelholz, bevorzugt von Fichten und Kiefern. Die Weibchen von Stictoleptura rubra legen ihre Eier an Stubben und totem Rundholz ab. Die Larven haben eine Entwicklungsdauer von zwei Jahren und fressen in diesem Zeitraum zahlreiche Gänge in das Holz. Die Puppenwiege wird direkt unter der Borke angelegt. Die ausschlüpfenden Imagines hinterlassen nahezu kreisrunde Ausfluglöcher. Der Rothalsbock ist in Wäldern sehr häufig, kann sich aber auch in verbautem Holz entwickeln, wenn dieses aus Nadelholz besteht und ständig feucht gehalten wird.
Der Rothalsbock ist wie der Hausbock (Hylotrupes bajulus) ein reiner Materialschädling, der verbautes Holz zerstören kann. Befallen wird aber ausschließlich feuchtes Nadelholz. Häufig entwickeln sich die Larven des Rothalsbocks in Telegraphenmasten aus Nadelholz oder aber in Fensterbrettern und Bodenschwellen von Häusern, die in Waldnähe liegen. Befallene Holzteile sollten ausgetauscht werden.
Rothalsböcke können mit den gleichen Methoden bekämpft werden wie die weit häufiger in Häusern vorkommenden Hausböcke (Hylotrupes bajulus). Die im Holz lebenden Präimaginalstadien des Rothalsbocks können entweder durch eine Heißluftbehandlung oder mit Hilfe von Kontaktinsektiziden bzw. durch eine Begasung abgetötet werden. Bei einer Heißluft-Behandlung wird das Holz von warmer Luft mit einer Temperatur von 105 bis 120°C umspült. Um den Bekämpfungserfolg sicher zu stellen muss im Holzkern für mindestens eine Stunde eine Temperatur von 55°C erreicht werden. Kontaktinsektizide werden im Sprühverfahren oder Bohrlochtränkverfahren appliziert. Zur Begasung kann beispielsweise Sulfuryldifluorid eingesetzt werden.
Abb. 3: Die Larven des Rothalsbocks (Stictoleptura rubra) können sich auch in verbautem Holz entwickeln
Abb. 4: Die Käfer des Rothalsbocks (Stictoleptura rubra) verlassen ihre Puppenwiege durch ein rundes Ausflugloch