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Gescheckter Nagekäfer - Xestobium rufovillosum

Gescheckter Nagekäfer (Xestobium rufovillosum)

Hier erfahren Sie alles über Erkennen, Vorkommen, Lebensweise, Schadwirkung und Bekämpfung des Gescheckten Nagekäfers (Xestobium rufovillosum).

Wissenschaftlicher Artname des Gescheckten Nagekäfers: Xestobium rufovillosum (GYLLENTHAL, 1827)

Gescheckter Nagekäfer - Erkennen

Der Gescheckte Nagekäfer, der auch als Totenuhr oder Bunter Nagekäfer bezeichnet wird, gehört wie der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) oder der Brotkäfer (Stegobium paniceum) in die Familie der Nagekäfer (Anobiidae). Xestobium rufovillosum erreicht eine Körperlänge von vier bis fünf Millimetern. Halsschild und Flügeldecken sind bräunlich gefärbt und mit Büscheln von kurzen, gelblichen Haare bedeckt. Diese unregelmäßige Fleckenzeichnung hat zu den Bezeichnungen Gescheckter Nagekäfer oder Bunter Nagekäfer geführt. Der Kopf des Gescheckten Nagekäfers ist wie bei allen Nagekäferarten unter dem kapuzenförmig vorgewölbten Halsschild verborgen. Die Hinterecken des Halsschilds sind deutlich nach außen gebogen. Die Larven von Xestobium rufovillosum sind beigefarben und erreichen kurz vor der Verpuppung eine Länge von zehn Millimetern. Ihre Mundwerkzeuge sind schwarz. Von der Körperform her erinnern sie an Engerlinge. Die Fraßgänge, die die Larven in das Holz fressen, haben einen kreisförmigen Querschnitt. Um Weibchen anzulocken klopfen die Männchen des Gescheckten Nagekäfers bis zu acht-mal pro Sekunde mit dem Kopf auf das Holz. Dieses Geräusch führte zu der volkstümlichen Bezeichnung Totenuhr, da man das Klopfen in früheren Jahrhunderten besonders deutlich bei der Totenwache für einen verstorbenen Angehörigen vernahm. Die Antennen von Xestobium rufovillosum bestehen aus elf Gliedern. Die letzten drei Glieder sind vergrößert und bilden eine gut erkennbare Fühlerkeule.

Abbildung 1: Der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) befällt vor allem Holz, das bereits durch einen Pilzbefall vorgeschädigt ist

Abbildung 1: Der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) befällt vor allem Holz, das bereits durch einen Pilzbefall vorgeschädigt ist

Abbildung 2: Der Kopf ist beim Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) unter dem kapuzenförmig vorgewölbten Halsschild verborgen

Abbildung 2: Der Kopf ist beim Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) unter dem kapuzenförmig vorgewölbten Halsschild verborgen

Abbildung 3: Die Antennen des Gescheckten Nagekäfers (Xestobium rufovillosum) enden mit einer dreigliedrigen Fühlerkeule

Abbildung 3: Die Antennen des Gescheckten Nagekäfers (Xestobium rufovillosum) enden mit einer dreigliedrigen Fühlerkeule

Abbildung 4: Kopfansicht des Gescheckten Nagekäfers (Xestobium rufovillosum)

Abbildung 4: Kopfansicht des Gescheckten Nagekäfers (Xestobium rufovillosum)

Gescheckter Nagekäfer - Vorkommen und Lebensweise

Der Gescheckte Nagekäfer ist in Europa weit verbreitet. Mittlerweile besiedelt dieser Holzschädling aber auch Nordamerika und Australien. Die Larven von Xestobium rufovillosum entwickeln sich in feuchtem Holz, das durch einen Pilzbefall vorgeschädigt ist. Die Art kommt natürlicherweise in Wäldern vor, wo sich die Larven in Baumstümpfen und Totholz entwickeln. Aber auch in verbautem Holz tritt der Gescheckte Nagekäfer regelmäßig auf. Die Larven können nicht nur Stärke, Zucker und Proteine verdauen, die in den Pflanzenzellen vorhanden sind, sondern auch Zellulose und Hemizellulose, aus denen die Zellwände gebildet werden (Parkin, 1940). Ganz charakteristisch ist das Fraßbild der Larven. Diese fressen lediglich das sehr nährstoffreiche Frühholz der Jahresringe. Die im Jahresverlauf später gebildeten Anteile der Jahresringe werden dagegen verschmäht. Regelmäßig entwickeln sich die Larven des Gescheckten Nagekäfers in abgestorbenen Eichen, Birken, Erlen, Ulmen, Weiden und Buchen. Die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer vollzieht sich meist in zwei bis drei Jahren. Die Larven von Xestobium rufovillosum verpuppen sich immer im Spätsommer direkt im befallenen Holz. Der Käfer schlüpft noch im Herbst, verbringt den Winter aber noch in seiner Puppenwiege. Die Puppenwiege verlässt der Käfer dann nach der Überwinterung meist im April des Folgejahres. Hierzu nagt er ein kreisrundes Loch mit zwei bis vier Millimeter Durchmesser in das Holz. Die Imagines des Gescheckten Nagekäfers sind positiv phototaktisch, d. h. sie orientieren sich zum Licht hin. Nach der Paarung legen die Weibchen von Xestobium rufovillosum insgesamt bis zu 100 Eier in kleinen Gruppen in alte Bohrgänge ab. Die ovalen Eier sind 0,6 bis 0,7 mm lang und weißlich gefärbt. Bis zum Schlupf der Larven vergehen bei Raumtemperatur rund zwei Wochen. Die Eilarven bohren sich sogleich in das Substrat ein und legen eigene Fraßgänge an. Im Laufe ihrer zwei- bis dreijährigen Entwicklung häuten sie sich mehrmals. Die adulten Gescheckten Nagekäfer haben eine Lebenserwartung von rund zwei Monaten.

Gescheckter Nagekäfer - Schadwirkung

Der Gescheckte Nagekäfer ist ein Holzschädling, der aber in der Regel nur feuchtes Holz befällt, das bereits durch Pilze vorgeschädigt wurde. Holz, das eine Substratfeuchte von weniger als 16 Prozent aufweist wird normalerweise nicht befallen. Regelmäßig findet man diesen Schädling in feuchtem und verpilztem Laubholz. Hin und wieder kommt die Art aber auch in verbautem Nadelholz vor. Besonders häufig wird vorgeschädigtes Eichenholz in Fachwerkhäusern befallen. Die Altlarven von Xestobium rufovillosum können sich auch in gesundes Holz einbohren, wenn dies an pilzbefallenes Holz angrenzt. Wichtig ist aber auch in diesem Fall, dass das Holz eine Substratfeuchte von mehr als 16 % aufweisen muss, um den Larven des Gescheckten Nagekäfers als Nahrung zu dienen. Trockenes, gesundes Holz wird normalerweise nicht befallen. Der Gescheckte Nagekäfer tritt als Holzschädling meist in alten Gebäuden wie Kirchen, Schlössern, Kapellen oder Fachwerkhäusern auf. In modernen Gebäuden richtet er seltener Schäden an, da hier die Luftfeuchtigkeit meist nicht so hoch ist. Besonders häufig werden Holzskulpturen, antike Möbel, Bilderrahmen aus Holz, Parkettböden oder Holztreppen befallen.

Gescheckter Nagekäfer - Bekämpfung

Der Gescheckte Nagekäfer ist nicht nur ein direkter Holzschädling, sondern auch ein Indikatororganismus für Pilzbefall in verbautem Holz. Meist sind die von Xestobium rufovillosum besiedelten Holzteile durch den vorausgegangenen Pilzbefall bereits derart vorgeschädigt, dass sie ausgetauscht werden müssen. Besonders wichtig ist es in solchen Fällen zunächst nach der Ursache für die zu hohe Feuchtigkeit im Holz zu suchen und die Ursache zu beseitigen. Zur direkten Behandlung des Gescheckten Nagekäfers eignen sich prinzipiell die gleichen Methoden, die auch zur Bekämpfung von anderen Holzschädlingen wie dem Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) oder dem Hausbock (Hylotrupes bajulus) eingesetzt werden. Neben einer Heißluftbehandlung kommt auch der Einsatz von Kontaktinsektiziden in Frage.

Abbildung 5: Der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) ist wie der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) ein Holzschädling

Abbildung 5: Der Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) ist wie der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) ein Holzschädling

Abbildung 6: Genau wie beim Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) ist auch beim Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) der Kopf unter dem Halsschild verborgen

Abbildung 6: Genau wie beim Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) ist auch beim Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) der Kopf unter dem Halsschild verborgen